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VfL liefert packenden Europapokal-Fight – Knappes Polster wird zur Gretchenfrage

pn; 1. Mar 2009, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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VfL liefert packenden Europapokal-Fight – Knappes Polster wird zur Gretchenfrage

pn; 1. Mar 2009, 00:00 Uhr
(pn/14.2.2009-21:10) Von Peter Notbohm
Gummersbach – Trotz des Scharfschützen Adrian Wagner, der ungeahnte Siebenmeterqualitäten bewies, muss der VfL Gummersbach um das Weiterkommen ins EHF-Pokal Viertelfinale bangen – Schlechte Chancenverwertung aus dem Rückraum kostet die Oberberger eine bessere Ausgangsposition.
[Bilder: Michael Kleinjung ---- Damien Kabengele und Robert Gunnarsson staunen nicht schlecht - Adrian Wagner erwies sich als Scharfschütze vom Siebenmeterstrich und verwandelte alle acht Versuche.]

Mit einer starken Defensivleistung sicherte sich der VfL Gummersbach im EHF-Pokal Achtelfinale die „halbe Miete“ gegen den SC Magdeburg. Allerdings wäre für die Mannschaft von Trainer Sead Hasanefendic deutlich mehr möglich gewesen, als nur ein Zwei-Tore-Sieg, so dass die Oberberger um ihr Weiterkommen vor dem Rückspiel in einer Woche in der Magdeburger Bördelandhalle unnötig zittern müssen.

VfL Gummersbach – SC Magdeburg 26:24 (12:10).

[Nicht nur in dieser Situation waren die Magdeburger nicht mit den spanischen Schiedsrichtern einverstanden, die hier zunächst auf Tor für den VfL entschieden, dieses aber auch wieder zurücknahmen.]

Solch eine gute Stimmung hat die heute mit 2200 Zuschauern ausverkaufte altehrwürdige Eugen-Haas Halle wohl schon lange nicht mehr erlebt. Mit Standing Ovations wurde der VfL Gummersbach von seinen Fans nach dem Schlusspfiff belohnt. Zuvor hatten sich die Gastgeber im innerdeutschen Achtelfinale mit dem SC Magdeburg einen packenden 60-minütigen Kampf geliefert. Spielerisch blieben beide Teams dabei zwar vieles schuldig, doch gerade die kämpferische Einstellung der Hasanefendic-Schützlinge sorgte immer wieder für Szenenapplaus des Publikums. Hauptprotagonist war dabei insbesondere Adrian Wagner, der überraschend zu allen acht Siebenmetern des VfL antrat, und dabei Nationaltorhüter Silvio Heinevetter nicht den Hauch einer Chance ließ. „Das war einfach Glück“, blieb Wagner trotz seiner hervorragenden Quote dennoch auf dem Teppich, „ich habe diese Saison noch keinen Siebenmeter geworfen und Silvio wird sich wohl eher mit unseren etatmäßigen Schützen beschäftigt haben.“

[Robert Gunnarsson warf sich mit voller Leidenschaft in die Zweikämpfe und gehörte klar zu den Gummersbacher Aktivposten.]

Nicht unerwähnt bleiben darf aber auch die Defensivleistung Wagners, der wie seine Mitspieler keinem Zweikampf aus dem Weg ging, und so die Magdeburger Schützen von Anfang an entnervte. Besonders die beiden Halben der Gäste, Damien Kabengele und Alexandros Vasilakis, blieben mit einer Wurfquote von 37 und 46 Prozent unter ihren Möglichkeiten. Auf der Gegenseite enttäuschte allerdings auch Momir Illic, der sich für seinen einzigen Treffer nicht nur 53 Minuten lang Zeit ließ, sondern auch noch sieben Versuche hierfür benötigte. Überhaupt ließen beide Mannschaften ungewohnt viele Chancen ungenutzt. Erst nach fünf Minuten erzielte Wagner per Siebenmeter das 1:0. Magdeburg benötigte sogar drei Minuten länger, ehe der frech aufspielende Youngster Steffen Coßbau mit dem 1:3-Anschlusstreffer den Bann auch bei den Gästen brach.

[Drago Vukovic lieferte eine solide Partie ab - Gewöhnungsbedürftig waren übrigens die neuen knallgelben Trikots des VfL.]

Über 4:3 (13.) baute der VfL den Vorsprung nun basierend auf einem gut haltendem Goran Stojanovic sowie einer aggressiven Deckung, die teilweise in einer ungewohnten 4-2-Variante auftrat, auf 8:3 (19.) aus. Gästetrainer Michael Biegler hatte nun genug gesehen und faltete sein Team bei seiner Auszeit zusammen. Seine Worte verhallten auch nicht ungehört. Drei Treffer in Folge sowie zwei schöne Paraden des in der ersten Hälfte gut haltenden Heinevetter sorgten für einen kurzen Zwischenspurt zum 8:6 (21.) aus VfL-Sicht. Nun erhielten aber der Ex-Gummersbacher Bennet Wiegert, der weitestgehend blass blieb, sowie Vasilakis innerhalb weniger Sekunden eine Zeitstrafe. Die folgende Überzahlsituation nutzten Wagner und Alexis Alvanos um wieder auf 10:6 zu erhöhen. Bis zur Pause kamen die Gäste aber erneut auf zwei Treffer wieder heran.

Nach dem Seitenwechsel ließen die Teams die Zuschauer nicht ganz so lange auf Tore warten – eher im Gegenteil. Fast jeder Angriff wurde nun mit einem Tor abgeschlossen, so dass die VfL-Führung zwischen zwei und drei Treffern pendelte. Nachdem Goran Stojanovic nun auch noch zwei klasse Paraden zeigte, hatten die Hausherren beim 18:15 (43.) sogar die Möglichkeit ihren Vorsprung wieder auszubauen. Wie so oft in dieser Saison wurde dies jedoch leichtfertig vergeben. Für Aufregung sorgten in dieser Phase ein wenig die beiden spanischen Unparteiischen, mit deren Leistung man auf Magdeburger Seite alles andere als zufrieden war. Besonders das Zeitstrafenverhältnis von zwei zu zehn sowie das Siebenmeterverhältnis von null zu acht stieß den Gästen übel auf.

[Die Rote Karte gegen Steffen Stiebler löste eine kleine Rudelbildung aus - Es bleibt abzuwarten, ob der Magdeburger eine Sperre für sein Last-Minute-Foul bekommt.]

Grundsätzlich zeigte das Gespann Franco/Rodriguez aber keine schlechte Leistung, auch wenn sie in der 52. Minute für einige Verwirrung sorgten, als Heinevetter einen Wurf von Victor Szilagyi auf der Linie festhielt und die Unparteiischen plötzlich auf Tor für den VfL entschieden. Dieses aber nach kurzer Rücksprache auch sofort wieder korrigierten. Am weiteren Spielverlauf änderte dies aber nichts. Gummersbach legte immer wieder auf drei Treffer vor und kassierte postwendend ein Gegentor. Vor allem in der Deckungsmitte ließen die Oberberger die Gäste in der Schlussphase immer wieder ungehindert zum Wurf kommen, nachdem der in der Abwehr bis dahin gut agierende Momir Ilic stark rotgefährdet war. Das letzte Tor des Tages erzielte Kreisläuer Bartos Jurecki drei Minuten vor dem Ende. Einen Aufreger gab es allerdings noch einmal eine Sekunde vor Schluss, nachdem Steffen Stiebler nach einem Foul an Ilic die Rote Karte sah. Möglicherweise könnte Stiebler für dieses Last-Minute-Foul für das Rückspiel gesperrt werden.

Den letzten direkten Freiwurf verwandelte Szilagyi zwar beinahe noch, doch Heinevetter kratzte den abgefälschten Wurf mit einem Hechtsprung so gerade eben noch von der Linie. Die Bestnote verdiente sich beim VfL neben den bereits erwähnten Wagner und Stojanovic noch Robert Gunnarsson, der nicht nur einige sehenswerte Tore erzielte, sondern auch mehrmals nach bereits verloren geglaubten Bällen hechtete und diese erobern konnte. Auf Magdeburger Seite war neben Torhüter Heinevetter (1. Hälfte) Rückraumschütze Vasilakis (2. Hälfte) auffälligster Akteur. Ob der knappe Heimsieg für das Erreichen des Viertelfinales reicht, wird sich in einer Woche zeigen. Denn Magdeburgs Coach Michael Biegler merkte nach dem Spiel vollkommen zu Recht an, dass nun erst Halbzeit sei: „Wir liegen nur 0:2 hinten und können vor dem Anpfiff in der Bördelandhalle damit vollkommen zufrieden sein.“ Sead Hasanefendic stellt sich jedenfalls bereits auf ein hartes Rückspiel ein: „Wir erwarten eine ausverkaufte Halle mit einem hochmotivierten Gegner, werden dort aber ohne Angst antreten.“

Trainerstimmen

Michael Biegler (Trainer Magdeburg): Ich kann mit dem Ergebnis gut leben, wir haben uns eine gute Ausgangsposition fürs Rückspiel erarbeitet. Meine Mannschaft hat genau die taktische Marschroute durchgehalten, die ich vorgegeben hatte. Daher bin ich sehr zufrieden.

Sead Hasanefendic (Trainer Gummersbach): Es war schön, nach langer Zeit wieder mal zuhause in Gummersbach zu spielen. Hätten wir dieses Ergebnis in der Bundesliga geholt, wären wir sehr glücklich. Doch im Pokal weiß man erst nach dem Rückspiel, ob der Vorsprung reicht oder nicht. Wir haben auf jeden Fall eine Chance in Magdeburg. Die Magdeburger Verteidigung hat uns das Leben sehr schwer gemacht, sie sind uns körperlich einfach überlegen. Da müssen wir und im Rückspiel etwas ausdenken. Nach dem guten Start haben wir uns im Laufe des Spiels zu viele leichte Tore eingefangen und auch unsere Überzahlsituationen haben wir zu selten genutzt. Sonst wäre heute noch mehr drin gewesen. Wir wissen, was uns in Magdeburg erwartet, doch wenn wir konzentriert auftreten, ist alles möglich. Ein Vorteil für Magdeburg ist sicherlich, dass die Mannschaft in der Woche spielfrei hat, wir aber schon wieder am Mittwoch in Balingen antreten müssen.

Stefan Kretzschmar (Sportdirektor Magdeburg): Das war ein echter Europapokal-Fight vor toller Kulisse. Das wir mit unseren vielen Verletzten hier nur mit zwei Toren verloren haben, ist für mich eine kleine Sensation. Die Schiedsrichter waren leider deutlich auf Seiten der Heimmannschaft. Man muss sich nur die Statistik angucken: Acht Siebenmeter für den VfL, keiner für uns. Dazu 9:2 Strafzeiten gegen uns.

VfL Gummersbach

Goran Stojanovic (1. - 60. Minute/ 12 Paraden)
Nándor Fazekas (n.e.)

Alexis Alvanos (4)
Robert Gunnarsson (4)
Momir Ilic (1)
Geoffroy Krantz (1)
Jörg Lützelberger
Adrian Pfahl
Ole Rahmel (n.e.)
Viktor Szilagyi (2)
Audray Tuzolana
Drago Vukovic (3)
Adrian Wagner (10/8)
Vedran Zrnic (1)

SG Flensburg-Handewitt

Silvio Heinvetter (1. - 60. Minute, 10 Paraden)
Jürgen Müller

Bennet Wiegert
Damien Kabengele (3)
Andreas Rojewski
Christoph Steinert
Frank Gromann (1)
Dennis Krause
Fabian van Olphen (4)
Steffen Stiebler
Stian Hauge Tönnesen
Tobias Rindert
Bartosz Jurecki (6)
Alexandros Vasilakis (7)
Steffen Coßbau (3)


Zuschauer: 2 200. (ausverkauft)

Schiedsrichter: Antonio Martin Franco, Jose Ignacio Monroy Rodriguez.

Beste Spieler: Robert Gunnarsson, Goran Stojanovic, Andrian Wagner - Silvio Heinvetter (1 Hz), Alexandros Vasilakis (2 Hz).

Siebenmeter: 8/8 - 0/0.

Zeitstrafen: 4:20 Minuten (2x Ilic - 2x Stiebler + Rot Karte 2x Wiegert, Kabengele, Gromann, Tönnesen, Jurecki, Vasilakis).

Spielfilm: 3:0 (7.), 4:3 (13.), 8:3 (19.), 8:6 (21.), 11:7 (26.), 12:10 (Halbzeit) - 16:13 (38.), 20:17 (47.) 25:22 (55.) 26:23 (57.) 26:24 (Endstand).


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