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Etappensieg ohne Gegner

mz; 27. Dec 2008, 00:00 Uhr
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Etappensieg ohne Gegner

mz; 27. Dec 2008, 00:00 Uhr
(mz/12.12.2008-16:55) Von Marc Ziegert
Morsbach - Günter Winands, Staatssekretär im NRW-Ministerium für Schule und Weiterbildung, sprach sich bei einem Besuch der Janusz-Korczak- Realschule für den Erhalt der bestehenden Schulen aus und erwartet einen negativen Bescheid zum Betrieb einer Gesamtschule - Vertreter der Schulverwaltung und der Gemeinde waren der Einladung nicht gefolgt.
[Bilder: Marc Ziegert --- Gesamtschul-Kritiker unter sich: (von links) Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen, Staatssekretär Günter Winands und Schulleiter Achim Eckstein.]

Im Gegensatz zur langen Einladungsliste, die Realschulleiter Achim Eckstein verschickt hatte, war das heutige Treffen mit Staatssekretär Günter Winands dünn besetzt. So waren außer den beiden zuvor genannten nur der Landtagsabgeordnete Bodo Löttgen und Brigitte Böttcher von der Schulaufsicht zugegen. Löttgen bedauerte diesen Umstand: "Es ist sehr enttäuschend, dass seitens der Morsbacher Kommunalpolitik außer dem Fraktionsvorsitzenden der CDU, Günter Stricker, und dem Parteivorsitzenden der CDU, Lothar Schuh, kein Vertreter der anderen Parteien, noch jemand von der Schulverwaltung es für nötig hielt, zum Termin zu erscheinen." Besonders Morsbachs Bürgermeister Raimund Reuber als entschiedener Befürworter einer neuen Gesamtschule wurde vermisst.

[Staatssekretär Günter Winands: "Die Schülerzahlen sind zu gering für die geplante Umstrukturierung."]

Der Staatssekretär lobte die bisherigen Programme der Morsbacher Schulen und wollte mit seinem Besuch vor allem der großen Verunsicherung seitens der Eltern Abhilfe schaffen. "Die bisherige Diskussion um das Thema ist bedauerlich und für mich persönlich nicht recht nachvollziehbar", erklärte er und verwies auf sein Gespräch mit dem Bürgermeister, in dem er bereits im April Bedenken bezüglich des Gesamtschul-Projektes geäußert hatte. Die Bezirksregierung habe bei Ihrer abschließenden Analyse und Umfrage ermittelt, dass die Schülerzahlen für die Bewilligung einer Gesamtschule zu gering seien. Im Hinblick auf die allgemeine Entwicklung der Schülerzahlen, die einen Rückgang von 20 Prozent bis zum Jahr 2020 erwarten lässt, verstärkt sich dieser Einwand nochmals. Mit dem negativen Bescheid der Bezirksregierung zum Betrieb einer Gesamtschule sei noch vor Weihnachten zu rechnen. Die Option für einen Ganztagsbetrieb der Real- und Hauptschule stünde jedoch noch offen und ein Antrag - sofern er denn von Seiten der Gemeinde als Träger gestellt werde - sei genehmigungsfähig, stellte Winands in Aussicht.

[Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen: "Es ist bedauerlich, dass nicht alle betroffenen Parteien am Dialog teilnehmen konnten oder wollten.]

Eine Umstellung der bestehenden Schulen auf den Ganztagsbetrieb würde auch eine Erhöhung der Lehrerstellen um 20 Prozent beinhalten. Bei aktuell 22 Lehrkräften würde das 4,4 neue Stellen bedeuten. Außerdem sei eine Kapitalisierung eines Drittels dieser Stellen möglich. Das wiederum würde ein Plus von bis zu 73.000 € im Schulbudget bedeuten (eine Lehrerstelle wird mit 50.000 € kalkuliert).

Löttgen verwies bei seinem Plädoyer für den Ganztagsunterricht auf die vielen bestehenden Ganztagsgrundschulen, deren Schüler beim Wechsel in eine höhere Schulform nach dem gleichen Prinzip weiter lernen könnten. Dies sei die Gundlage für eine hervorragende Bildungsarbeit, sagte der Landtagsabgeordnete und richtete seinen Appell an die Politiker, die leider nicht erschienen waren: "Bitte überdenken Sie die Entscheidung noch einmal."

[Schulleiter Achim Eckstein: "Mit den zusätzlichen Mitteln des Landes und dem Förderprogramm haben wir bessere Möglichkeiten denn je, gute Bildungsarbeit zu leisten."]

Die nach Angaben Winands von der Gemeinde bereits gestellten Anträge für Real- und Hauptschule zur Teilnahme am "1000-Schulen-Programm" könnten ebenfalls für einen deutlichen Finanzschub sorgen. Das Programm beinhaltet Fördergelder bis zu 200.000 € pro Schule, die je zur Hälfte von Land und Gemeinde aufgebracht werden. Die Gelder sollen vor allem den Ganztagsbetrieb mit der Einrichtung von Mensen und Aufenthaltsräumen vorantreiben. Für Real- und Hauptschule wäre von der Gemeinde Morsbach also eine Summe von 200.000 € aufzubringen, die jedoch der erneut erhöhten Schulpauschale (NRW-weit derzeit 540 Millionen Euro, 600 Millionen Euro im nächsten Jahr) entnommen werden könnte, so der Staatssekretär.

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