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Köstliches - für Gaumen und Seele

Red; 15. Dec 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Köstliches - für Gaumen und Seele

Red; 15. Dec 2008, 00:00 Uhr
(Red./30.11.2008-16:35) Marienheide - Marienheider Kulturrausch präsentierte im Schlosshotel Literarisches, verbunden mit einem Vier-Gänge-Menü.
[Bilder: privat --- Jutta Großkinsky, Gabriele Helpap und Sabine Kühne-Londa (v. li.) boten im Schlosshotel einen Goetheabend.]

Der Marienheider "Kulturrausch" - dahinter steht die Ereignis- und Erlebnisinitiative von 1997 - hatte sich für seine Mitglieder und Gäste etwas ganz Besonderes ausgedacht: Eine szenische Lesung zum unsterblichen Thema "Goethes große Lieben", dies aber verbunden mit einem Vier-Gang-Menü im Schlosshotel Gimborn. Die Karten zu dieser köstlichen Veranstaltung waren denn auch nach acht Tagen bereits vergriffen. Der Vorsitzende Werner Rosenthal hatte eingangs angeregt, dass die Gäste später "das heimische Bücherregal aufsuchen und wieder mal den alten Goethe rausziehen mögen". Der Verlauf des Abends hat dazu den richtigen Impuls gegeben.

[Kulturrausch-Vorsitzender Werner Rosenthal hatte die Veranstaltung eröffnet.]

Hundert erwartungsvolle Gäste harrten an hübsch dekorierten Tischen des Auftrittes dreier junger Schauspielerinnen, die ein aus vielen literarischen Quellen gespeistes, fiktives Gespräch aus dem Weimar der deutschen Klassik angekündigt hatten. Sabine Kühne-Londa stellte deftig-unbekümmert das "Naturwesen" Christiane Vulpius dar, Jutta Großkinsky gab die spröde Oberstallmeisterin Frau von Stein, Gabriele Helpap begleitete am Piano und moderierte. Die beiden berühmten Musen Goethes, Vulpius und Frau von Stein, sind in die Literaturgeschichte eingegangen, nicht zuletzt weil sich der Meister durch sie zu einer wahren Reihe unsterblicher Gedichte angeregt fühlte.

Gegensätzlicher als die Vulpius, das bürgerliche Blumenmädchen, und Frau von Stein, die spröde Verwalterin weiblicher Intellektualität, kann man sich Goethes Liebchen nicht vorstellen. Während Christiane unbekümmert ihre Sinnlichkeit zum Besten gibt ("Oft war ich richtig hasig, wie die Mädchen in Italien"), sieht sich Frau von Stein in einer höheren Pflicht ("Ich wollte Goethe nicht für mich, wollte ihn für die gesittete Welt"). Aber auch viel Despektierliches ergoss sich direkt in Richtung der liebeskranken Dichterseele. Der Olympier wurde von beiden ziemlich respektlos, aber doch mit einem nachträglichen Verzeihen von seinem hohen Sockel geholt. Auch so manche Spitze über die generelle Begrenztheit des männlichen Gemütes blieb nicht aus. Goethe hatte es da noch gut: Er zog sich zurück, um in der Niederschrift eines Gedichtes Trost und Halt zu finden.

Es gab lang anhaltenden, herzlichen Applaus. Die Schauspielerinnen verfolgen nach eigener Aussage mit ihren Auftritten nicht nur das engagierte Anliegen, Goethe einem breiteren Publikum anschaulich nahe zu bringen, sondern auch der um sich greifenden Verflachung der deutschen Sprache entgegen zu wirken.

[Die rund 100 Gäste genossen den Abend mit Goethe und Gaumenfreuden.]

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