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SPD Oberberg will mit Michaela Engelmeier-Heite in Berlin einziehen

ch; 13. Dec 2008, 00:00 Uhr
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SPD Oberberg will mit Michaela Engelmeier-Heite in Berlin einziehen

ch; 13. Dec 2008, 00:00 Uhr
(ch/28.11.2008-2:55) Wiehl - Mit 86 zu 11 Stimmen setzte sich am Abend die Gummersbacherin bei der Wahl zum Bundestagskandidaten der SPD gegen ihre Konkurrentin Susanne Maaß aus Reichshof durch.
[Bilder: Christian Herse --- Berlin ist in SPD- Hand: Michaela Engelmeier-Heite ist die Kandidatin der oberbergischen Genossen für die Bundestagswahl 2009 und wird dabei von ihrem Vorsitzenden Thomas Konzelmann (li.) und dem Landtagsabgeordneten Dr. Gero Karthaus (re.) unterstützt.]

Während sich die oberbergische SPD schon seit längerem wieder nach einem Mandat in der Hauptstadt sehnt, ist Berlin bereits in der Region angekommen. Rund einhundert rote Brandenburger Tore schmückten gestern Abend im Oberbantenberger Hof in Wiehl die Tische. Gebacken und verteilt von Michaela Engelmeier-Heite, die sich ebenso zur Wahl als Bundestagskandidatin stellte, wie die Reichshoferin Susanne Maaß. Ein Beweis innerparteilicher Demokratie nannte SPD-Vorsitzender Thomas Konzelmann die Abstimmung und war gespannt, wie die insgesamt 97 Delegierten sich entscheiden würden.

„Nach drei Jahren großer Koalition schleicht sich das Gefühl ein, dass es keiner mehr abwarten kann, bis die aktuelle Legislaturperiode endet. Bis dahin sind es auf den Tag genau noch zehn Monate, die wir nutzen werden, um den Oberbergern zu verdeutlichen, warum erstmals seit 2002 wieder ein SPD-Mann oder Frau unsere Interessen in Berlin vertreten soll“, begrüßte Konzelmann die Abgeordneten. Zwar gab es sicherlich viele positive Aspekte, die von dem rot-schwarzen Bündnis in Angriff genommen wurden, aber grundsätzlich habe es zu viele Reibereien bei den beiden Koalitionspartnern gegeben: „Deswegen wird es Zeit für einen Neustart, an dem auch wir uns beteiligen möchten.“

[Susanne Maaß wollte besonders auf Bürgernähe und die Vernetzung zwischen Bildung und Wirtschaft setzen.]

Viele Genossen waren Ende September überrascht, als sie erfuhren, dass ihre Parteikameraden aus Reichshof eine Gegenkandidatin zur schon gesetzten Gummersbacherin Michaela Engelmeier-Heite aufstellen würden. Mit der 42-jährigen Susanne Maaß betrat ein weitgehend unbekanntes Gesicht die oberbergische Politikbühne. Und aufgrund von Schnee und Eis lernten einige Delegierte die „rote Susanne“ erst gestern in Wiehl kennen und waren umso interessierter, mit welchen Mitteln und Konzepten sie nach Berlin einziehen möchte. Die gebürtige Waldbrölerin machte klar, dass sie es genieße in einer Region zu leben, in der viele andere Urlaub machen. „Trotzdem gibt es einige Dinge, die hier nicht rundlaufen. Gerade in Zeiten von Fachkräftemangel muss es uns gelingen, die jungen Talente hier im Oberbergischen zu halten“, betonte Maaß. Zudem sehe sie im öffentlichen Nahverkehr enormen Ausbaubedarf: „Wir müssen garantieren, dass jeder seine Schule, sein Ausbildungsunternehmen oder seinen Betrieb pünktlich und schnell erreichen kann.“ Ihre langjährige Arbeit bei der IHK Köln möchte sie darüber hinaus nutzen, um den Kontakt mit den Unternehmen, der Fachhochschule und beispielsweise dem Gründer- und Technologiezentrum zu vertiefen.

[Insgesamt 97 Delegierte waren zusammengekommen und haben ihre Bundestagskandidatin gewählt.]

Zudem sei es von entscheidender Bedeutung wieder mehr Bürgernähe zu praktizieren. „Meine Arbeit in der Wirtschaft hat mir gezeigt, dass es wichtig ist, im Rahmen eines Quartalsgespräches regelmäßig alle wichtigen Personen an einen Tisch zu holen.“ Darum würde sie sich entschieden dafür einsetzen, eine „Bundestagsabgeordneten- Sprechstunde“ einzuführen. Überregional wolle sie sich für mehr soziale Stabilität stark machen. Dazu gehöre auf der einen Seite die Entlastung der Rentner, aber auch die Unterstützung und Förderung von Kinderkrippen und -gärten. Warum unbedingt eine Frau nach Berlin müsse, war für Maaß ohnehin klar. „Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau“, verdeutlichte sie, gemäß nach dem Arbeitsmotto der britischen „Iron Lady“ und früheren Premierministerin Margaret Thatcher.

Betont aggressiv rechnete Michaela Engelmeier-Heite mit der Politik auf Bundes-, Landes- und Lokalebene ab: „Ich bin schockiert, dass es in einem westlichen Land wie Deutschland immer mehr zur Normalität wird, dass Menschen trotz eines anständigen Berufes es nicht mehr schaffen, ihre Familien anständig ernähren zu können.“ Dem sich verschärfendem Lohndumping müsse endlich Einhalt geboten werden. Gerade die „Ausplünderung von Schwarz-Gelb“ habe für die teils drastischen Verhältnisse gesorgt. Zur sofortigen Reduzierung dieses Problems schlug sie die Einführung einer Vermögenssteuer vor, mit der über 16 Milliarden Euro in das deutsche Staatssäckle fließen könnten, wenn die Abgabe ein Prozent betrüge.

[Kämpferisch gab sich Michaela Engelmeier- Heite bei ihrer Rede, wie sie die SPD Oberberg zurück nach Berlin führen möchte.]

Die Mittellosigkeit würden auch immer mehr Senioren am eigenen Leib spüren. „Wir müssen dafür Sorge tragen, dass Rentner nicht das Gefühl bekommen, ausgemustert zu sein. Demnächst werden die ersten geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen und dürfen nicht Gefahr laufen, nicht zu wissen, wie sie ihr Leben finanzieren und unterhalten sollen“, veranschaulichte sie die zunehmend prekäre Lage. Doch nicht nur die alten Mitglieder der Gesellschaft blicken in eine ungewisse Zukunft. Immer mehr Schulabgänger haben keinen Abschluss, finden keine Ausbildungsstelle und landen in einer Spirale, aus der sie nur noch schwer entfliehen können. „Das dreigliedrige Schulsystem ist grandios gescheitert“, resümierte sie und versprach, einen verstärkten Blick auf die Bildungspolitik zu werfen. Doch nicht nur die Landes- und Bundespolitik der CDU fand Kritik. Auch auf regionaler Ebene merkte Engelmaier-Heite einige bedenkliche Ansichten der Christdemokraten an: „Zuerst wollte die SPD keine Erhöhung der Kindergartenbeiträge, da hat sich die CDU quergestellt. Dann konnten wir nicht akzeptieren, auf welche Weise die Beiträge gesenkt werden sollen, wie es die Union vorhatte. Nun müssen wir aufpassen, dass wir nicht von der CDU so hingestellt werden, als wenn wir generell die Absenkung der Beiträge verhindern wollen“, schob sie den schwarzen Peter von sich und verließ das Rednerpult. Gemeinsam mit mit ihrer Konkurrentin Susanne Maaß konnte sie nun nur noch warten, wie die Delegierten sich entscheiden würden.

Und diese hatten eine eindeutige Meinung: Mit 86 zu 11 Stimmen und folglich über 88 Prozent wählten sie die Gummersbacherin nach 2005 erneut zu ihrer Bundestagskandidatin. Sichtlich erleichtert über diese Rückendeckung bedankte sich Engelmeier-Heite bei den Genossen und versprach, mit allen Kräften nun auf Berlin hinzuarbeiten. Wie ernst sie es damit meinte, wurde sogleich ersichtlich. Mit einem großen Karton unter dem Arm verteilte sie selbstgebackene Brandenburger Tore und sorgte damit schon jetzt für eine ausgelassene Feierstimmung zehn Monate vor der Wahl im Oberbantenberger Hof.

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