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Geschichten von Geschichte Lindlars

mz; 1. Nov 2008, 00:00 Uhr
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Geschichten von Geschichte Lindlars

mz; 1. Nov 2008, 00:00 Uhr
(mz/18.10.2008-0:10) Von Marc Ziegert
Engelskirchen - Anlässlich des 900-jährigen Bestehens der Gemeinde Lindlar erscheint ein reich bebildertes Buch, das vorgestern erstmalig im Rohzustand präsentiert wurde.
[Bilder: Marc Ziegert --- Forscher und Förderer: Bürgermeister Dr. Hermann-Josef Tebroke (v.l.) mit Historikerin Gabriele Emrich und Autor Robert Wagner.]

Eine Zeitspanne von 900 Jahren, 280 Seiten, 21 Kapitel, 19 Autoren, zwei Jahre Recherchearbeit, über 35.000 € Gesamtkosten und eine geplante Auflage von 2.000 Exemplaren. Das sind die beeindruckenden Eckdaten zur Lindlarer Festschrift anlässlich der bevorstehenden 900-Jahr-Feier, die reich bebildert eine Mischung aus Geschichte und Geschichten präsentieren wird.

[Gabriele Emrich hatte alle Hände voll zu tun, die Texte der 19 Autoren zusammenzuführen.]

Dieses Ergebnis hatten viele nicht für möglich gehalten, denn sowohl die große Vielfalt des Projektes, als auch die Anzahl der Autoren mit unterschiedlichen Fachgebieten und Kenntnissen ließen anfänglich manche am Erfolg des Konzeptes zweifeln. Doch gestern war es soweit und Lindlars Bürgermeister Dr. Hermann-Josef Tebroke verkündete sichtlich stolz: "Wir sind auf der Zielgeraden!" Auch Gabriele Emrich, der die Federführung und Koordination des redaktionellen Teils oblag, zeigte sich zufrieden. Denn wie die freiberufliche Historikerin und seit 1981 Wahl-Lindlarerin berichtete, seien die inhaltlichen Arbeiten abgeschlossen und das Werk befinde sich vor Ort im Layout-Prozess. Dieser nehme aufgrund der vielen Fotos und Illustrationen viel Zeit in Anspruch und so werde das Buch erst ab März zu einem Preis von knapp unter 25 € im Buchhandel erhältlich sein.

[Autor Robert Wagner wünscht sich auch für Lindlar einen Geschichtsverein.]

Der etwas sperrige Titel "900 Jahre Lindlar - Zeitreise durch eine Gemeinde in Text und Bild" bringt auf den Punkt, was sich in gebundener Form zwischen den Buchdeckeln befindet. Da es aufwändig und fachlich fundiert recherchiert wurde, aber dennoch den Zeitstrahl nicht sachlich-nüchtern oder in gewohnt chronologischer Reihenfolge abhandelt, sondern spannende und lebendige Geschichten erzählen möchte, platziert es sich zwischen den klassichen Genres. Als Zielgruppe hebt Emrich die Bürger Lindlars oder Lindlar-Interessierte hervor, die sich ohne historische Vorkenntnisse unterhaltsam über den Ort informieren wollen.

In den 21 Kapiteln, die jeweils in sich abgeschlossen sind, wird die Lindlarer Historie vom Frohnhof im Jahre 1109 über die Zeit von Pest und Krieg im 16./17. Jahrhundert bis hin zum heutigen Tag skizziert. Dabei gingen die Autoren ungewöhnliche Wege und verließen den geschichtsbuchtypischen chronologischen Aufbau, denn sie wollten nicht über Geschichte fachsimpeln, sondern Geschichten erzählen. Schwerpunktmäßig wird das 19. und 20. Jahrhundert behandelt, da aus dieser Zeit die meisten Fotos und Illustrationen erhalten sind und nicht zuletzt, weil der ein oder andere Leser die neueren Geschichten noch selbst miterlebt haben mag.

[So sieht ein zufriedener Rathauschef aus: Hermann-Josef Tebroke auf der "Zielgeraden"]

Doch warum dieser Aufwand für eine Festschrift? Auf diese Frage antwortete Robert Wagner, Mitautor sowie Vorsitzender des Geschichtsvereins Rösrath, dass die Ansprüche an das Gesamtwerk weit über denen einer formalen Festschrift lägen. Es gehe darum, einen Anstoß zu geben, sich mit der lokalen Geschichte zu beschäftigen und sich für ein sehr spannendes Thema zu begeistern. "Ich hoffe, dass das Buch etwas bewegt. Möglicherweise finden sich ja Interessierte zusammen und es entsteht auch hier ein Geschichtsverein, der dort weiterforscht, wo das Buch aufhört."

Die Vorfinanzierung der nicht unerheblichen Kosten übernahm die Gemeinde Lindlar. Nach und nach wird der Betrag von Sponsoren, die später im Buch in Form einer Spenderliste genannt werden, und durch die Verkaufserlöse gedeckt werden. Mit diesem Finanzierungsmodel verzichtet man bewusst auf Werbeanzeigen, die im Buch störend sein könnten. Man setzt auf Qualität. Der durch die Recherche geschaffene gewaltige "Berg an Informationen" konnte natürlich nicht vollständig untergebracht werden. So plant Emrich bereits ergänzende Führungen an den Originalschauplätzen der Geschichten im Jubiläumsjahr.

Auf das fertige Buch und viele weitere Aktionen zum Gemeindejubiläum können sich alle Lindlar-Fans bis zum nächsten Jahr freuen.



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