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Ausbildungsmarkt in Oberberg: Mehr Licht als Schatten

mz; 28. Oct 2008, 00:00 Uhr
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Ausbildungsmarkt in Oberberg: Mehr Licht als Schatten

mz; 28. Oct 2008, 00:00 Uhr
(mz/13.10.2008-15:10) Von Marc Ziegert
Gummersbach - Die Vertreter der Ausbildungsinitiative Oberberg zogen ein positives Fazit,zeigten sich zufrieden mit der aktuellen Entwicklung, warnten aber vor negativen Trends.
[Bilder: Bernd Vorländer --- Hatten positive Zahlen im Gepäck: Martin Klebe (von links), Michael Sallmann, Marcus Otto und Volker Petersmann]

Nach dem Rekordzuwachs an Ausbildungsstellen des vergangenen Jahres konnte der positive Trend mit einem leichten Zuwachs gesichert werden. Für gewerblich-technische Berufe war ein Zuwachs zu verzeichnen, aber der kaufmännische Sektor meldete einen deutlichen Rückgang. Insgesamt ist jedoch zu beobachten, dass immer mehr Betriebe auf die Problematiken Fachkräftemangel und demographischer Wandel reagieren und selbst Ausbildungsstellen schaffen, um die personelle Zukunft des Betriebes zu sichern.

Mit einem leichten Plus von 2,13 Prozent konnten für die IHK-Berufe mit insgesamt 1.152 Lehrstellen 24 Auszubildende mehr eingestellt werden. Dieser Zuwachs befindet sich nah am Gesamtdurchschnitt IHK-Köln, der mit 2,33 Prozent nur gering darüber lag. Angesichts des Anstiegs von 19,5 Prozent im Vorjahr stellt dies aber eine solide Sicherung dar. "Mit einem weiteren Wachstum hätten wir nach den Ergebnissen des letzten Jahres eigentlich nicht gerechnet", stellte Michael Sallmann, Geschäftsführer der IHK-Zweigstelle Oberberg, sichtlich erfreut fest.

[Marcus Otto, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft: "Entscheidend ist das gute Ergebnis."]

Ähnliches vermeldet die Kreishandwerkerschaft Bergisches Land, vertreten durch ihren . Dort stellte man nach satten 19 Prozent im Vorjahr eine Steigerung um 4,2 Prozent fest. Extreme Einbrüche von 40 Prozent verzeichneten die Bereiche Bäcker- und Fleischereihandwerk. Diese Berufe werden zunehmen von der Konzentration auf wenige, zentrale Standorte und den Niedrigpreisen der Konkurrenz mit vollautomatischer Massenfertigung bedroht. "Es ist kaum möglich, einen angemessenen Preis für Qualitätslebensmittel durchzusetzen und so hat sich der rentable Geschäftsbereich von Fleischereien in den letzten Jahren aus dem Kerngeschäft heraus in Richtung Catering verschoben", äußerte sich Geschäftsführer Marcus Otto nicht ohne Besorgnis.

Diese Einbrüche konnten nur durch die Zuwächse von 42 Prozent bei den Maurern, 35 Prozent im Bereich des Metallbaus und sogar 69 Prozent mehr im Sanitär und Heizungsgewerbe aufgefangen werden. "Die Steigerungen begründen sich", so Otto weiter, "nicht zuletzt dadurch, dass die Betriebe dem demographischen Wandel Rechnung tragen." Beispielsweise im Maurergewerbe sei die Belegschaft zunehmend überaltert und es fehle an neuen Fachkräften, die zukünftig den Bedarf sicherten.

[Martin Klebe Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bergisch Gladbach: "Wir müssen uns um wesentlich weniger Menschen ohne konkrete Alternative kümmern."]

Auch die Arbeitsagenturen konnten mit positiven Zahlen aufwarten. So sank die Gesamtanzahl der Ausbildungsstellen im Bereich der Geschäftsstelle Gummersbach zwar um 2,7 Prozent auf 1.260, doch wesentlich weniger Stellensuchende benötigten die Hilfe bei der Vermittlung. Dies sei, so Martin Klebe, Vorsitzender der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Bergisch Gladbach, ein Beleg dafür, dass sich die Lage am Arbeitsmarkt entspanne. "Wenn weniger Stellensuchende unsere Dienstleistung nutzen, so deutet das darauf hin, dass viele auch ohne unsere Hilfe etwas Passendes finden konnten", fasste Klebe zusammen.

Insgesamt verzeichnete die Arbeitsagentur 94 Bewerber, die nicht fündig wurden, und dem gegenüber 59 offen gebliebene Ausbildungsstellen. Im gesamten Bereich der Arbeitsagentur Bergisch Gladbach fiel der Rückgang mit 3,7 Prozent etwas stärker aus. Die rückläufigen Bewerberzahlen begründet Klebe vor allem damit, dass es im Bilanzjahr gelungen sei, die Menge der "Altbewerber" zu reduzieren. So sank deren Zahl im Vergleich zu 2007 um 27,7 Prozent.

[Volker Petersmann, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Oberberg und Claudia Fuchs, Schulbeauftragte der Oberbergischen Koordinierungsstelle sind sich einig: "Der Übergang zwischen Schule und Beruf ist und bleibt eine der großen gesellschaftlichen Herausforderungen.]

Im ersten Halbjahr 2008 unterstützte der Verein "Oberbergische Koordinierungsstelle Ausbildung" 1.064 Schüler bei ihrem Weg aus dem Schulsystem ins Berufsleben. "Besonders wichtig ist es dabei, die Schüler gut zu informieren und ihnen die Anforderungen in den Wunschberufen zu vermitteln", erklärte Volker Petersmann, Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Oberberg und Vorstandsvorsitzender des Vereins. "Wenn Schüler frühzeitig erkennen, welche Berufe zu ihnen passen und welchen fachlichen Ansprüchen sie gerecht werden können, verhindert das Enttäuschungen durch vermehrte Absagen oder gar Ausbildungsabbrüche.

Damit helfen wir nicht nur den Schülern, sondern nehmen auch den Personalverantwortlichen der Unternehmen Arbeit ab, die weniger 'falsche' Bewerbungen sichten müssen", stellte Petersmann den Kern der "Vereinsmission" heraus. Die konkrete Arbeit des Vereins umfasst Workshops zur Feststellung der Berufskompetenz, Einstellungstest-Trainings, Beratungsgespräche, Einzelcoachings, sowie Elternarbeit. An über 80 Workshopangeboten beteiligten sich auch mehr als 50 Unternehmen aus der Region. Besonders Hauptschulen bringen langjährige Erfahrungen beim Übergang von der Schule zum Berufsleben mit und bilden zusammen mit einigen Realschulen die schulische Zielgruppe der Vereinsbemühungen.

Erste Kontakte und Informationen können Schüler und Eltern unter www.ok-ausbildung.de oder www.ihk-ausbildung.de abrufen. Darüber hinaus steht die Ausbildungs-Matcherin Sarah Wirtherle telefonisch unter 02261/8 10 19 65 zur Verfügung.

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