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"In den Start-Ziel-Bereich komme ich erst, seit ich Bundestagsabgeordneter bin"

om; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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"In den Start-Ziel-Bereich komme ich erst, seit ich Bundestagsabgeordneter bin"

om; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(om/11.2.2001-3:40) Wiehl-Bielstein - Eine der Veranstaltungen zum 100. Geburtstag der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden ist die Ausstellung "50 Jahre Motorsport in Bielstein" in der örtlichen Filiale.
[Bilder (6): Oliver Mengedoht --- Sparkassendirektor Strathaus konnte sich über ein übervolles Geldinstitut freuen .]



Die Ausstellung wurde Freitagabend in einer völlig überfüllten Sparkasse eröffnet. "Als wir Ende Juli 1996 diese Kasse nach langer Umbauzeit einweihten, dachte, sie ist ja nun wirklich groß genug geraten", gab denn auch Direktor Manfred Strathaus seinen erfreulichen Irrtum zu. Der große Andrang zeige aber doch, dass das Geldinstitut mit seiner Ausstellungsidee ins Schwarze getroffen habe. Bei den Überlegungen zum 100-jährigen Bestehen und den Veranstaltungen sei beschlossen worden, in allen Hauptorten des Geschäftsgebietes Wiehl-Nümbrecht eine große Aktion zu veranstalten: "Und was lag für Bielstein nun näher?" fragte Strathaus in die Runde der zahlreich erschienen Kreis-Prominenz, der Mitglieder des MSC Drabenderhöhe-Bielstein und Interessierten.

[MSC-Vorsitzender Heiner Hallen blickte auf 50 Jahre Geschichte zurück.]



Noch zum ehemaligen Vorsitzenden Hilmar Moog seien die Fühler ausgestreckt worden und neben dem Interesse des MSC sei dessen 50. Geburtstag hinzugekommen; "perfekt, dachten wir, das passt", erinnerte sich Strathaus. Das Ergebnis zeige einen bunten Streifzug durch die gesamte Vereinsgeschichte, "die eben nicht nur aus Geländefahren auf der Rennstrecke im Uelpetal besteht, ganz im Gegenteil haben der Verein und seine Mitglieder Motorsportgeschichte geschrieben".



Strathaus dankte vor allem Iris Pflitsch für die Aufbereitung der Texte und Bilder, dem Vorsitzenden Heiner Hallen und vielen Mitgliedern, die Trophäen, Ukrunden und Fahrzeuge zur Verfügung gestellt hatten. Max Deubel, Herbert Simon sowie Rolf und Jörg Steinhausen nannte er stellvertretend. "Als lokal verankertes Institut sehen wir unsere Aufgabe nicht nur im reinen Bankgeschäft, wir möchten uns abheben", erklärte der Sparkassendirektor. Daher würden soziale, kulturelle und sportliche Aktivitäten gefördert. Ein Beispiel dafür sei auch die Big Band der Musikschule der Homburgischen Gemeinden, die die musikalische Umrahmung des Abends übernahm.

[Tolle Musik bot die Big Band der Musikschule der Homburgischen Gemeinden unter Leitung von Christian Köppl.]



Strathaus freute sich über den Besuch von MdB Friedhelm Julius Beucher, Vize-Landrat Hagen Jobi sowie Bürgermeister Werner Becker-Blonigen und seinen beiden Stellvertreterinnen Bianca Bödecker und Banneck, musste aber ADAC-Präsident Otto Flimm entschuldigen: Der fuhr selbst als Aktiver im Uelpetal und ist dem MSC eng verbunden, war aber krank. Anschließend gab's noch ein anständiges Geburtstagsgeschenk, für die Jugendarbeit des Vereins überreichte Strathaus einen 1.000-Marks-Scheck an Hallen und Pflitsch.

[Bild: Hornung KG, Düsseldorf --- Vierfache Weltmeister: Dieses Bild zeigt Max Deubel und Emil Hörner auf ihrem BMW-Gespann.]



MSC-"Chef" Hallen gab zwar zu, dass eine Weltmeisterschaft in "unserem beschaulichen Bierdorf Bielstein eigentlich Normalität ist", doch der große Andrang zur Ausstellungseröffnung gefiel ihm dennoch: "Der MSC bittet zum Tanz und der Saal ist zu klein. Das möchte ich mal auf der Rennstrecke sehen - das wär's." Die Ausstellung sei eine der drei großen Ereignisse zum Jubiläum, erklärte Hallen. Der Weltmeisterschaftslauf zu Pfingsten Anfang Juni und ein großer Empfang am 10. November in der Schulaula seien die beiden anderen.



Die Ausstellung diene zudem, so Hallen, nicht nur den Erinnerungen an den Moto Cross-Sport. "Die Exponate zeigen, dass der MSC weit mehr ist als eine Gruppe von wenigen Idealisten." Ihn freute nach 34 Jahren Mitgliedschaft besonders, dass es keine sozialen Unterschiede unter den Mitgliedern gebe: Die Voraussetzung für eine Gemeinschaftsarbeit auf breiter Basis ist somit gegeben, und das ist schon beglückend an sich."

[Iris Pflitsch (v.l.) und Heiner Hallen empfingen von Direktor Strathaus noch eine Spende.]



Allein sechs Weltmeister-Titel und unzählige ("ich hab' die wirklich noch nicht gezählt") Deutsche und Europameisterschaften haben die Clubkameraden ins Oberbergische geholt, resümierte Hallen, so hätten die Mitglieder alle Höhen und Tiefen erlebt. "Motorsport ist faszinierend, aber manchmal auch grausam", erinnerte Hallen an das letzte Jahr. 50 Jahre lang sei bei allen Veranstaltungen auf dem Bielsteiner Waldkurs und den Rennstrecken der Welt nie ein Vereinsopfer zu beklagen gewesen, im Uelpetal auch bis jetzt noch nicht. Aber: "Pfingsmontag 2000, ein Tag nach unserer EM, unser Kamerad Bernd Seinsche aus Nümbrecht nimmt an einem Moto Corss-Rennen in der Nähe von Euskirchen teil und verunglückt tödlich bei einem Rennunfall."

[Aufmerksamkeit bei Groß und Klein erregen die verschiedenen Exponate.]

Dennoch durfte ein Blick auf die Vereinserfolge natürlich nicht fehlen. 25 ausgerichtete WM-Läufe nach der Vereinsgründung am 15. November '51 im Haus Waldfrieden, die vier Weltmeisterschaften von Max Deubel/Emil Hörner und zwei von Rolf Steinhausen/Sepp Huber, vier Deutsche Meisterschaften von Herbert Simon und seinen Beifahrern sowie ebensoviele der Gebrüder Edgar und Reinhold Noß, "die Erfolge von Karlchen Lück auf den Rennstrecken dieser Welt und die drei Deutschen Meisterschaften von Jörg Steinhausen und Frank Schmidt mit dem Ziel von Jörg, in 2001 mit seinem australischen Beifahrer Andy Hetherington Weltmeister zu werden, all dies wird vom ganzen Club als gemeinsames Ziel und gemeinsamer Erolg empfunden".



[Stelldichein der Weltmeister mit einem "iL", wie MdB Beucher titelte: "in Lauerstellung", Jörg Steinhausen (re.).]



Erwartungsvoll war auch der Bergneustädter Bundestagsabgeordnete Beucher gekommen, "denn der Faszination Motorsport kann auch ich mich nicht entziehen". Hier gehe es nicht um Millionen, es seien Enthusiasten und Bastler an der Arbeit, die mit viel Spaß die Moto Cross-Tradition weit über die Grenzen des Oberbergischen hinaus bekannt gemacht hätten. "Ich erinnere mich noch", fügte Beucher eine Anekdote an, "wie ich als ich klein war, mit der NSU Quickie meines Vaters bis nach Derschlag gefahren wurde und von dort zur Strecke wanderte." Mit einer Bundeswehr-Plane als Wetterschutz habe man sich damals ein günstiges Plätzchen gesucht, "das war natürlich nicht im Start-Ziel-Bereich, da komme ich erst hin, seit ich Abgeordneter bin".

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