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Umsichtige Firmenpolitik: Moeller hat "hässliche Talfahrt" überwunden

om; 12. Feb 2001, 14:40 Uhr
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Umsichtige Firmenpolitik: Moeller hat "hässliche Talfahrt" überwunden

om; 12. Feb 2001, 14:40 Uhr
(om/9.2.2001-1:35) Von Oliver Mengedoht
Gummersbach-Niedernhagen - "Das Richtfest zeigt, dass die Firma Moeller expandiert und am Standort Gummersbach investiert - das ist ein positives Zeichen", freute sich Bürgermeister Paul-Gerhard Schmitz gestern.

[Bilder: Mengedoht --- Gerd Moeller mit Werksleiter Fritz Wienand vor der neuen Lagerhalle.]



Werksleiter Fritz Wienand hatte die Gäste begrüßt, die zusammen mit dem Traditionsunternehmen das Richtfest für das neue, brandschutzsichere 1,6 Millionen Mark teure Lager ("Wir bekennen uns zum Standort") feierten. Neun Mal 40 Meter ist es lang, zweigeschossig und dient unter anderem der Aufbewahrung von 180 Stanz- und 600 Spritzguss-Werkzeugen. Mit seinem Waschbeton soll es sich an das bisherige Äußere der Firma anlehnen und in die Landschaft einpassen, erklärte Fertigungsleiter Raimund Hembrock. Schließlich wurde Moeller schon mehrfach für sein Industriedesign prämiert, die alten Baukörper aus örtlichem Bruchstein gehen teilweise noch auf das Jahr 1750 zurück.

[Auch der Sohn des Firmengründers und heutige Chef, Gerd Moeller, hielt eine Rede.]

Zimmermann Michael Oehler zerschmetterte beim Richtspruch traditionell das Glas und der Werkschor beeindruckte mit seinen Vorträgen. Bürgermeister Schmitz erinnerte an die Tradition des Herstellers von elektro-mechanischen Schaltgeräten, der 1899 gegründet wurde und heute 2,5 Milliarden Mark Umsatz macht, in Werken in Deutschland, England, Österreich und China 12.500 Mitarbeiter beschäftigt. Es sei in die alte Spinnerei eingezogen, "hat heute 3.500 Quadratmeter Betriebsfläche und 210 Beschäftigte", zitierte Schmitz aus dem vom Kreis herausgegebenen Buch "Kultur und Wirtschaft" - und das sei von 1970. Seitdem habe sich viel geändert, Moeller habe es durch umsichtige Firmenpolitik aber immer wieder geschafft, lobte der Bürgermeister, den Betrieb auf das richtige Gleis zu lenken. "Ich glaube, Moeller ist auch jetzt gut gerüstet für die Zukunft."




[Werksleiter Wienand und Bürgermeister Schmitz (li. Bild), der Bach verläuft zum Teil unter den Werksgebäuden (Mi.) und Michael Oehler hielt den Richtspruch (re.).]



Den Kunden, begann Firmenchef Gerd Moeller seinen Vortrag, müsse man durch attraktiven Service ein gutes Angebot präsentieren und als Unternehmen brauchbare Gewinne erwirtschaften. Dazu sei es nötig, "genügend saubere Energie bereitzustellen, damit es hier nicht endet wie im momentan eiskalten Sibirien oder im chaotischen Kalifornien". Auch müsse der technische Fortschritt weit genug vorangetrieben werden, damit man gegen Übel wie Rohstoffmangel oder Epidemien gewappnet sei. Und nicht zuletzt, so Moeller, müsse man auch die Grenzen des eigenen Wachstums erkennen.

[Begeisterte: Der Moeller-Werkschor.]

"In unseren Regalen", erläuterte er, "werden millionenteure Werkzeuge gelagert". Über die Gefahr eines Feuers habe man in dieser Hinsicht bislang hinweggesehen, "aber jetzt brach uns doch langsam der kalte Schweiß aus, wir hatten ein paar Tausender übrig und haben uns also dran gemacht". Der Bach unter dem Betrieb, der Steilhang direkt nebenan und das Abwasser hätten Probleme verursacht, die aber allesamt zur Zufriedenheit gelöst worden seien. "Es ist auch ein Zeichen an die Mitarbeiter, dass wir eine hässliche Talfahrt überwunden haben, wenn wir auch noch nicht wieder ganz auf dem Berg sind, aber es gibt wieder eine bemerkenswerte Nachfrage nach unseren Produkten."

Werksleiter Wienand vermerkte freudig das Interesse der Politik und lobte auch das Engagement der Verwaltung, "mit Baudezernet Stücker und seinen Mitarbeitern sowie den anderen Behörden hatten wir eine sehr gute Zusammenarbeit". Das neue Lager sei so wichtig, weil in Niedernhagen allein 400.000 Schaltgeräte pro Monat gefertigt würden, die weltweit vertrieben werden. "Wir stellen Kunststoffteile für die vier anderen deutschen Werke her und lagern auch andere Teile für andere Werke." Der Verlust bei einem Brand, so Wienand, hätte ergo den Stillstand von vier anderen Werken zur Folge.




[Das ganze Gelände von Moeller in Niedernhagen.]



Die Baugenehmigung, erinnerte der Werksleiter, sei Anfang November erteilt worden, "dafür meine ich, ist es eine sehr kurze Zeit". Die Fundamente legte die Firma Hombach, für die Fertigelemente war das Unternehmen Runkel verantwortlich. Regionale Anbieter wurden teilweise trotz höherer Preise gegenüber auswärtigen vorgezogen, erklärte Fertigungsleiter Hembrock, da sie einfach viel näher seien und so besser auf kurzfristige Änderungen reagieren konnten.





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