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SSV Bergneustadt: Elf "Zehner" sollt ihr sein

lo; 17. Aug 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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SSV Bergneustadt: Elf "Zehner" sollt ihr sein

lo; 17. Aug 2008, 00:00 Uhr
(lo/2.8.2008-1:00) Bergneustadt - Für den Landesligisten soll es nach einem enttäuschenden Jahr mit neuem Trainer und einem verjüngten Kader wieder höher hinaus gehen - Vorbereitung verläuft bislang ausgezeichnet - Wolfgang Müller verspricht sehenswerten Fußball.
Hinter dem SSV Bergneustadt liegt ein turbulentes Jahr: Nachdem die Mannschaft zum Ende der Hinrunde den vierten Platz belegte, brach sie nach der Winterpause ein und geriet in akute Abstiegsgefahr. Die Trennung von Thomas Struck war die logische Konsequenz, zumal er die Spieler offenkundig nicht mehr erreichte. Der neue Vorstand, seit Februar im Amt, setzte Hermann-Josef Geisler als Interimstrainer ein, dem es gelang, so viel Teamgeist zu beschwören, dass der Klassenerhalt noch gelang und die Feierlichkeiten zum 100. Jubiläum nicht zur Trauerveranstaltung wurden. Die Führungscrew beförderte den bisherigen A-Jugendtrainer Wolfgang Müller zum Chefcoach, dem Kader wurde eine Frischzellenkur verpasst. Mit attraktivem Fußball soll die junge Mannschaft die unteren Tabellenregionen so früh wie möglich hinter sich lassen.

[Bilder: Björn Loos --- Wolfgang Müller (oben re.) und Co-Trainer Michael Kuhn (oben li.) begrüßen die Neuzugänge Sebastian Wasem, Clemens Werner, Markus Wagner, Christian Hausmann (oben v.l.) sowie Markus Mancarella, Dustin Bäcker und André Schilamow (unten v.l.).]

Kommen und Gehen

Wieder einmal können die Bergneustädter von ihrer ausgezeichneten Jugendarbeit profitieren. Nachdem im vergangenen Jahr Alexander Tomm, Daniel Patzer und Alexander Lisun auf Anhieb den Sprung in die Stammformation schafften, stehen nun fünf Riesentalente bereit. Vor allem Christian Hausmann, Kapitän der A-Jugend, und der offensiver agierende André Schilamow sind auf dem besten Wege, sich zu festen Größen zu etablieren. Radion Miller ist ein Kandidat für den Posten des rechten Außenverteidigers. Markus Wagner kann sowohl im Sturm als auch auf den offensiven Außenbahnen, Andreas Krolewski im Abwehrbereich variabel eingesetzt werden. „Alle haben im letzten halben Jahr einen Riesensprung nach vorne gemacht und sind mit hervorragendem Einsatz dabei“, sagt Müller.

Weitere Verstärkung für die einzelnen Mannschaftsteile kommt von extern: Dustin Bäcker liefert sich mit Dennis Falkenberg das Duell um die Nummer eins, sein ehemaliger Heiligenhauser Teamkollege Clemens Werner wusste bislang im defensiven Mittelfeld zu gefallen. Sebastian Wasem, der vor anderthalb Jahren vom SSV zu Bayer Leverkusen wagte, sich dort aber in der A-Jugend nicht durchsetzen konnte, wird trotz fehlender Spielpraxis einen der Innenverteidiger-Posten übernehmen. Michael Kloska wurde für die linke Seite geholt, Markus Mancarella wagt nach einer halbjährigen Stippvisite bei Baris Spor Hackenberg einen Neuanfang. Mit Serkan Mutlu steht eine weitere Offensiv-Alternative bereit.

Den elf Neuzugängen stehen acht Abgänge gegenüber, allen voran die Rempel-Brüder, die über Jahre das Spiel des SSV mitprägten und deren Erfahrung fehlen wird. Moussa Hombach konnte sein Potenzial zuletzt nicht mehr abrufen, genauso wie Jacek Wieczorek, der ein schwaches Jahr absolvierte. Tobias Breilmann schloss sich wieder seinem Heimatverein TuS Homburg-Bröltal an. Der Abschied von Mohamed Younis fiel beiden Seiten nicht besonders schwer. Die Torhüter Manuel Niederhausen und Philip van Schadewijk spielten schon seit längerem keine Rolle mehr.


[Wolfgang Müller ist mit dem Verlauf der Vorbereitung sehr zufrieden und traut seiner Mannschaft einiges zu.]

Mannschaft, Spielsystem und Taktik

Der Verjüngungsprozess im Kader wurde fortgesetzt (Durchschnittsalter: 21 Jahre) und mit Wolfgang Müller ein Trainer installiert, der mit großer Akribie und persönlichem Einsatz an die Aufgabe herangeht. Unter dem neuen Übungsleiter wird sich vieles verändern, was bereits die Saisonvorbereitung dokumentiert: Müller lässt sechsmal (!) in der Woche trainieren oder spielen, um die Mannschaft in einen Top-Zustand zu versetzen.

Alexander Ochs und Marcel Walker sind als erfahrenste Spieler die Leitwölfe auf dem Platz. Wer sich letztlich um das Duo schart, ist offen, wobei Wasem, Hausmann, Schilamow und Lieblang wahrscheinlich die zentrale Achse mitbesetzen. Trainingseifer und -beteiligung sind sehr gut, keiner gibt sich beim Rennen um die Plätze geschlagen. Verantwortung sollen alle tragen. „Bei mir trägt jeder Spieler die ‚10’ auf dem Rücken“, betont der Coach. 21 Kicker bieten ihm genügend Variationsmöglichkeiten. Zudem erhalten die Spieler des älteren A-Jugend-Jahrgangs eine Seniorenerklärung, so dass bei Bedarf auch auf diese Talente zurückgegriffen werden kann.

Man darf sich in Bergneustadt auf eine neue Ära freuen, jedenfalls verspricht Müller „Fußball, der sehenswert ist“ - nach Jahren mit oftmals einfallslosem und unattraktivem Gekicke. Müller will mit schnellem Kombinationsfußball zum Erfolg kommen. Sein bereits in der A-Jugend präferiertes 4-2-3-1-System erfordert große Laufbereitschaft und ein hohes Maß an taktischem Verständnis. Bei Ballbesitz verschieben sich die offensiven Außen nach vorne. Dass man in der Sturmzentrale keinen klassischen Knipser hat, macht Müller keine Sorgen: „Wir haben genügend exzellente Abschlussspieler.“ In der Tat zeichneten sich in den bisherigen Testpartien viele unterschiedliche Akteure als Torschützen aus. Auch der niedrige Altersdurchschnitt seiner Truppe stellt für ihn kein Problem dar. „Es gibt keine jungen oder alten, sondern nur gute oder schlechte Spieler.“

Das Saisonziel

Alles neu, alles besser? Unter dem neuen Vorstand herrscht beim SSV Bergneustadt eine Aufbruchsstimmung, auch wenn bei weitem noch nicht alles optimal läuft (siehe unten). Der Weg, auf junge Leute - vornehmlich aus der eigenen Jugend - zu setzen, wird konsequent bestritten. Müller ist absolut überzeugt von der Qualität seines Kaders, der noch jede Menge Entwicklungspotenzial besitze. „Die Spieler sind hungrig und wissbegierig. Was nützen mir dagegen erfahrene Leute, die schon satt sind?“ Dass die „jungen Hunde“ hier und da auf die Nase fallen werden, steht dennoch außer Frage. Der Trainer will so früh wie möglich das gesicherte Mittelfeld erreichen und sich dort etablieren. Mit Platz fünf bis acht könnten sich im ersten Jahr nach dem Neubeginn alle SSV-Verantwortlichen anfreunden. Dass man mittelfristig auch einmal ans Tor zur Verbandsliga anklopfen möchte, ist kein Geheimnis. Dafür muss die Mannschaft aber noch reifen.

Zugänge
Sebastian Wasem (A-Jugend Bayer 04 Leverkusen)
Dustin Bäcker (Heiligenhauser SV)
Clemens Werner (Heiligenhauser SV)
Michael Kloska (1. FC Gummersbach)
Serkan Mutlu (vereinslos)
Markus Mancarella (Baris Spor Hackenberg)
Christian Hausmann (eigene Jugend)
André Schilamow (eigene Jugend)
Radion Miller (eigene Jugend)
Markus Wagner (eigene Jugend)
Andreas Krolewski (eigene Jugend)

Abgänge
Roland Rempel (VSV Wenden)
Oliver Rempel (VSV Wenden)
Moussa Hombach (TuS Homburg-Bröltal)
Tobias Breilmann (TuS Homburg-Bröltal)
Mohamed Younis (SV Eitorf)
Jacek Wieczorek (Ziel unbekannt)
Philip van Schadewijk (SV 04 Attendorn)
Manuel Niederhausen (Germania Dattenfeld)

Spielerkader

Tor
Dustin Bäcker
Dennis Falkenberg

Abwehr
Martin Broszka
Alexander Ochs
Sebastian Wasem
Hermann Schattner
Radion Miller
Gregor Krolewski
Andreas Krolewski
Alexander Lisun

Mittelfeld
Christian Hausmann
André Schilamow
Clemens Werner
Michael Kloska
Serkan Mutlu
Alexander Tomm
Marcel Walker
Charlie Kasongo

Angriff
Christopher Lieblang
Markus Mancarella
Markus Wagner

Trainer
Wolfgang Müller (für Hermann-Josef Geisler)

Co-Trainer
Michael Kuhn

"Wir setzen auf jugendlichen Elan und Begeisterung"

Geschäftsführer Lutz Pawlik, Fußball-Obmann Andreas Harnisch sowie der neue A-Jugendcoach und Junioren-Koordinator Dietmar Herhaus...

..zur "neuen" 1. Mannschaft, der Nachwuchsarbeit und der sportlichen Ausrichtung:

Harnisch: „Wichtig ist, dass wir uns mit Junioren und Senioren als ein Verein verstehen. Das war in der Vergangenheit nicht unbedingt der Fall. Wir setzen auf jugendlichen Elan und Begeisterung. Ich will sehen, dass elf Leute auf dem Platz stehen, die brennen und sich zu hundert Prozent mit dem SSV identifizieren. Gleichzeitig muss klar sein, dass wir nicht nur mit 18-Jährigen spielen können. Die Mischung muss einfach stimmen.“

Pawlik: „Auf lange Sicht wollen wir die Landesliga-Mannschaft aus eigenen Leute rekrutieren, wobei die Definition von „Bergneustädter“ weiter gefasst werden sollte. In unserer Spielklasse kann man sich, was Trainer und Spieler angeht, nicht nur zwischen den Ortsschildern orientieren.“

Herhaus: „Es muss darum gehen, gut auszubilden und zu dokumentieren, dass wir die Nummer eins in der Region sind. Der sportliche Status stellt sich zurzeit optimal da. Jetzt müssen wir in der Zusammenarbeit zwischen den Trainern einen roten Faden reinbringen, so dass hier über Jahre hinweg ein Musterprojekt entstehen kann. Allen Spieler soll eine tolle Ausbildung ermöglicht werden."

...zur wirtschaftlichen Situation des Vereins:

Pawlik: „Die wirtschaftliche Entwicklung widerspricht der sportlichen. Wir leiden bei der Sponsorensuche unter dem Vorurteil, ein reicher Verein zu sein. Der SSV Bergneustadt war zu Beginn des Jahrtausends top situiert, seitdem gab es aber jedes Jahr ein massives Minus. Auch wenn es uns zum jetzigen Zeitpunkt relativ gut geht, müssen wir der negativen Entwicklung entgegensteuern. Dafür benötigen die Unterstützung der Stadt sowie der Wirtschaft vor Ort. Mein Wunsch ist, dass man uns unvoreingenommen entgegentritt. Wir müssen wieder in die Köpfe der Leute rein und die Bergneustädter dafür interessieren, was hier bei uns passiert.“

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