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SPD fragt Genossen in Bonn, ob Schließung des Bundeswehr-Amts wirklich nötig ist

om; 4. Feb 2001, 22:20 Uhr
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SPD fragt Genossen in Bonn, ob Schließung des Bundeswehr-Amts wirklich nötig ist

om; 4. Feb 2001, 22:20 Uhr
(om/4.2.2001-22:00) Waldbröl - Gegen die geplante Schließung des Bundeswehrstandortes Waldbröl protestiert in einem Brief an Bundesverteidigungsminister Rudolf Scharping auch der SPD-Ortsverein.
"Sehr geehrter Herr Minister Scharping, lieber Genosse Rudolf Scharping, der SPD-Ortsverein Waldbröl bedauert Ihre Entscheidung bezüglich der beabsichtigten Verlegung des Amtes für Studien und Übungen", schreiben die Sozialdemokraten. Vorsitzender Jürgen Hennlein versichert, dass es nicht "nach dem Sankt-Florian-Prinzip darum geht, nur andere Kommunen zu treffen und uns zu verschonen". Die Bemühungen für eine Bundeswehr-Reform und ihre Neustrukturierung würden auch vom Ortsverein ausdrücklich unterstützt, auch wenn das nicht ohne schmerzhafte Veränderungen gehe.



Hennlein und seine Genossen fragen sich aber, ob Scharping bei seiner unerwarteten Entscheidung bedacht habe, das Waldbröl bis vor kurzer Zeit zum Vorteil der wirtschaftlich Region Standort für drei Bunderwehreinrichtungen war. Vor wenigen Jahren schlossen die Reservelazarettgruppen mit 15 Arbeitsplätzen. Etwa 2004 wird die 6. Staffel des Flugabwehrraketengeschwaders 21 mit 125 Arbeitsplätzen aufgelöst. "Diese Entscheidungen haben wir erwartet und wir haben uns damit abgefunden. Und nun soll gleichzeitig auch noch des Amt für Studien und Übungen aus Waldbröl verschwinden?"



Waldbröl, klärt die Orts-SPD auf, führe in der Arbeitslosenstatistik seit Jahrezehnten in der gesamten Region und liegt derzeit bereits bei 15,6 Prozent. Die Auflösung aller drei Bundeswehreinrichtungen verschärfe diese Situation noch mehr. Außerdem sei das Amt für Studien und Übungen ein Wirtschaftsfaktor in Waldbröl; die 14.000 fehlenden Übernachtungen pro Jahr werden sich im Handel und in der Gastronomie Waldbröls deutlich negativ bemerkbar machen, prophezeit Hennlein.



Nicht zuletzt sei das Amt in dem stattlichen Gebäude "hervorragend untergebracht". Das Gebäude mit seinen Kunstschätzen aus der Nazizeit sei kein eingetragenes Denkmal wie viele andere, sondern habe eine gewaltige kulturelle und kunstgeschichtliche Bedeutung: "Gerade Kunstwerke aus der Nazizeit, wie die übermannsgroßen Mosaike und der Marmorpomp, sollten der Nachwelt als Zeichen und Mahnmal stets zugänglich sein und bleiben."



Die Kunsthistorikerin Birgit Rosendahl-Kraas habe in der als Anlage beigefügten Untersuchung 1999 diese Tatsachen untermauert und dargestellt (Vgl. Birgit Rosendahl-Kraas: „Die Stadt der Volkstraktorenwerke“, Martina-Galunder-Verlag Wiehl, 1999, Seiten 41 bis 58). Waldbröl selber sei finanziell nicht in der Lage, dieses Denkmal zu unterhalten. Nur eine öffentliche Einrichtung könne den Bestand und die weitere öffentliche Zugänglichkeit dieses Mahnmals garantieren.



"Ich bitte Sie, Ihre Entscheidung zur Verlegung des Amtes für Studien und Übungen noch einmal zu überdenken", kommt die SPD Waldbröl zum Abschluss ihres Briefes. "Sollten Sie mit dem Wissen dieser von mir vorgetragenen Argumente aufgrund noch wichtigerer Gründe bei Ihrer Entscheidung bleiben müssen, erwarten wir von Ihnen die volle Unterstützung für eine gesicherte Nachfolgeeinrichtung des Bundes in dem Denkmal, die mindestens die gleiche Zahl von Arbeitsplätzen bietet und die öffentliche Zugänglichkeit des Mahnmales garantiert."

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