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Neues Klinikum Oberberg will Garant für schwarze Zahlen sein

bv; 10. Jul 2008, 00:00 Uhr
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Neues Klinikum Oberberg will Garant für schwarze Zahlen sein

bv; 10. Jul 2008, 00:00 Uhr
(bv/25.6.2008-17:25) Oberberg - Qualitativ hochwertige Krankenhausversorgung soll gesichert und ausgebaut werden - Keine betriebsbedingten Kündigungen, sondern Ausbau des Personalschlüssels - Gesellschafter unterzeichneten heute Vertrag.
[Bilder: Bernd Vorländer --- Die Unterschrift unter die Verträge der Krankenhaus-Holding setzten: (v.li.) Wiehls Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein, Landrat Hagen Jobi, Landesrätin Martina Hoffmann-Badache und Waldbröls Bürgermeister Peter Koester. Im Hintergrund Holdiung-Geschäftsführer Joachim Finklenburg.]

Man spürt, dass es in Joachim Finklenburg brodelt. Dem Geschäftsführer der neuen Krankenhaus-Holding im Oberbergischen, bestehend aus den Klinken in Waldbröl und Gummersbach, hat der geharnischte Protest vieler Menschen im Südkreis gegen die Schließung der Kinderklinik nicht ins Konzept gepasst. Zum einen hält er die Vorwürfe, wonach die Versorgung von Kindern im Südkreis künftig nur noch mit Einschränkungen möglich sei, für sachlich falsch. Zum anderen träten so die vielen positiven Aspekte bei der Schaffung des Klinikums in den Hintergrund. „Jedes Kind wird natürlich in Waldbröl von Fachärzten behandelt, und wir werden dort auch eine kindgerechte Station haben“, erklärt der Holding-Manager. Zudem werde ein Kinderarzt nachmittags bis in den späten Abend hinein vor Ort tätig sein. Aber Finklenburg macht auch deutlich, dass sich ein Kinderstationsbetrieb, wie er bislang in Waldbröl gewohnt gewesen sei, absolut nicht mehr rechne. Man dürfe die Augen vor der Wirklichkeit nicht verschließen.

„Wenn wir das Ganze nicht gefährden wollen, kommen wir um schmerzliche Einschnitte nicht herum“, so Finklenburg. Vieles sei jedoch auf der Habenseite zu verbuchen. Etwas die Sicherung und den Ausbau von Arbeitsplätzen am Standort Waldbröl. Schließlich würden dort die Bereiche Innere Medizin und Gefäßchirurgie weiter gestärkt. „Im Bereich Gefäßchirurgie haben wir mit Waldbröl weit und breit das einzige zertifizierte Krankenhaus. Und darauf sind wir stolz.“ Für den Südkreis sei weiteres geplant. So werde man an der Waldbröler Klinik die Notaufnahme ausbauen und im näheren Umfeld eine psychiatrische Tagesklinik anbieten.

[Die Bürgerinitiative übergab Landrat Jobi 11.000 Unterschriften, die sich für den Erhalt der Waldbröler Kinderklinik aussprechen.]

Das neue Klinikum werde darüber hinaus auch die Federführung bei der beabsichtigten Gründung eines onkologischen Kompetenzzentrums im Oberbergischen übernehmen. Synergieeffekte zwischen Gummersbach und Waldbröl sollen künftig viel stärker genutzt werden. Apotheke und Küche der beiden Häuser werden zusammengelegt, die Personalverwaltung wird in Waldbröl zentralisiert. Die Spezialisierung der Kliniken sowie weitere Maßnahmen sollen dafür sorgen, dass der Verlust schon in Kürze von drei Millionen Euro auf die Hälfte reduziert werden kann.

"Und nächstes Jahr werden wir auch in Waldbröl schwarze Zahlen schreiben“, ist Finklenburg überzeugt, dass die neue Holding mit 150 Millionen Euro Jahresumsatz und 2.500 Mitabeitern eine Erfolgsgeschichte werden wird. Davon sind im Übrigen auch die Gesellschafter überzeugt, die heute die entsprechenden Verträge unterschrieben. Landrat Hagen Jobi sprach von einem harten Stück Arbeit, das hinter den Verantwortlichen liege. Erst heute habe das NRW-Innenministerium die Verträge endgültig zustimmend zur Kenntnis genommen. „Wir werden in Oberberg eine hochkarätige medizinische Versorgung sichern“, sicherte Jobi zu.

Das glaubt auch Waldbröls neuer Bürgermeister Peter Koester, der sich bei der Abstimmung über die Holding aufgrund der Schließung der Kinderklinik in Waldbröl der Stimme enthielt, jetzt aber über die Ergebnisse der monatelangen Verhandlungen intensiv informieren will. „Ich nehme die Sorgen der Bürger sehr ernst.“ Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein betonte, dass die Beibehaltung der öffentlich-rechtlichen Trägerschaft für die gesamte Region von großem Vorteil sei. „Es steht nicht Gewinn-Maximierung, sondern soziale Verantwortung im Vordergrund.“

Bereits heute Morgen hatten Vertreter der Waldbröler Bürgerinitiative zur Erhaltung der Kinderklinik Landrat Hagen Jobi vor einer Sitzung des Aufsichtsrates 11.000 Unterschriften übergeben. Nach Worten von deren Sprechern Christiane Klein, Sabine Böhmer und Herbert Greb werde die umfassende ortsnahe Gesundheitsversorgung mit dem Schließen der Kinderklinik erheblich gefährdet. „Waldbröl hat bereits genug geblutet. Jetzt schließt man die Kinderklinik, obwohl Waldbröl die stärksten Geburtenzuwächse aller oberbergischer Kommunen hat“, empörte sich Greb. Auch nachdem die Entscheidung gefallen ist, will sich die Initiative nachdrücklich um Aufklärung bemühen. „Wir werden den Menschen vor Ort deutlich machen, welche Folgen dieser Beschluss hat“, erklärte Christiane Klein.

[Sabine Böhmer, Christiane Klein und Herbert Greb wollen für die Kinderklinik weiterstreiten.]

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