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"Oberberger nutzen nur 40 Prozent ihres Potenzials"

es; 18. Jun 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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"Oberberger nutzen nur 40 Prozent ihres Potenzials"

es; 18. Jun 2008, 00:00 Uhr
(es/3.6.2008-12:05) Gummersbach - Das Projektteam des Gummersbacher Campus der Fachhochschule Köln um Professor Dr. Georg von Landsberg und Dr. Catarina Katzer präsentierte heute ihre Studie zur Attraktivität der Region Oberberg.
[Bild: Christian Herse --- Dr. Catarina Katzer (vorne, v.l.), Prodekan Michael Bongards und Prof. Dr. Georg von Landsberg stellten gestern gemeinsam mit den Studenten die Zukunftsstudie für den Oberbergischen Kreis vor.]

Welche Zukunft hat die Oberbergische Region? Wie steht der Oberbergische Kreis aktuell da und wo soll der Weg hingehen: Weltklasse in der Ersten Liga oder Grenzanbieter in der Provinz? Mit diesen Fragen beschäftigte sich ein Team von sieben Studierenden des Campus Gummersbach, betreut von Professor Dr. Georg von Landsberg und Dr. Catarina Katzer vom Institut für Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Universität Köln in ihrer Studie „Futurizing Oberberg“. Insgesamt 65 Top-Leute aus der Region, darunter Politiker, Führungskräfte und Unternehmer, wurden befragt. Dabei ging es um Fragen zu Stärken und Schwächen sowie Risiken des Oberbergischen Kreises. Aufschlussreiche, zum Teil auch überraschende Ergebnisse haben sich dabei herausgestellt.

Der Studie zufolge nutzt der Oberbergischer Kreis nur 40 Prozent seiner Ressourcen. Knapp 60 Prozent werden demnach „begraben“ und das, obwohl die Region über zahlreiche Stärken verfügt. Vor allem sei es nach Aussagen der Befragten die Lage, insbesondere die Nähe zum Ballungsraum Köln, aber auch die stabile, mittelstandsorientierte Wirtschaft, mit denen Oberberg punkten kann. „Die traditionsorientierte Wirtschaft, die zahlreichen Hidden Champions hervorgebracht hat, zählt sicher zu den besonderen Stärken des Kreises Oberberg“, betonte Landsberg. Ein weiterer Pluspunkt wird in der reizvollen Natur und dem hohen Freizeit- und Erholungswert gesehen.

Den genannten Stärken stehen jedoch Schwachstellen gegenüber. Es sind in erster Linie die schlechten Verkehrsanbindungen vor allem nach Köln, fehlende Attraktivität der Kommunen und Gemeinden hinsichtlich Einkaufsmöglichkeiten und Kulturangebot. Außerdem zeigten sich viele Befragten mit der Kommunikationspolitik unzufrieden, die sich nicht genügend für eine bessere Wahrnehmung des Kreises nach Außen und seiner Stärken sorge. Die Politik habe laut Bewertungen wenig in Sachen Aus- und Weiterbildung gemacht, es bestehe Mangel an Fach- und Führungskräften. Etwa 65 Prozent der Befragten gaben an, das Bildungsangebot decke den Bedarf der Firmen nicht oder nur teilweise. „Die Unternehmer der Region brauchen qualifizierte Leute. Wenn sie solche in der Region nicht finden, dann gehen sie nach China oder woanders“, klärte Landsberg auf und beteuerte, dass viel Hoffnung von den Interviewten auf die Fachhochschule als Zukunftsträger für Oberbergische Region gesetzt wird. Gut die Hälfte kritisierte mangelhafte Netzwerke zwischen Unternehmen und Hochschulen. „Es fehle sowohl an Clusterbildung als auch an aktiven Moderatoren“, unterstrich Katzer. Der größte Mangel weist laut Bericht des Projektteams der Bereich „Frau, Familie, Kind“ auf.

„Die Ergebnisse der Studie haben gezeigt, dass vor uns eine riesige Aufgabe steht. Wir haben alle Möglichkeiten, ein großes Potenzial, das nur rational genutzt werden muss“, sagte Landsberg. „Die Attraktivität der Region muss erhöht werden, besonders aber für junge Leute, für Spitzenkräfte“, akzentuierte Michael Bongards, Prodekan des Campus Gummersbach, und meinte, dass auch an der Außenwahrnehmung der Region fortwährend zu arbeiten sei. Die Forschungsgruppe wie die befragten Top-Leute waren sich einig, dass alle beteiligten Institutionen besser vernetzt werden müssen. Nicht desto weniger wichtig sei höhere Bürgerbeteiligung an Politik, auch in diesem Punkt müsse etwas geändert und Eigeninitiative der Bevölkerung gefordert und gefördert werden.


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