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Hückeswagen feierte größte Party in der Stadtgeschichte - Über 16.000 Besucher sangen mit Basta und BAP

ch; 2. Feb 2009, 19:17 Uhr
Oberberg Aktuell
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Hückeswagen feierte größte Party in der Stadtgeschichte - Über 16.000 Besucher sangen mit Basta und BAP

ch; 2. Feb 2009, 19:17 Uhr
(ch/25.5.2008-22:00) Von Christian Herse
Hückeswagen - Einen Tag lang verwandelte der WDR die Stadt Hückeswagen zu der oberbergischen Partyhochburg - Ranga Yogeshwar begeisterte mit kurzweiliger Wissenschaftsshow - Literaturkritiker Hellmuth Karasek scherzte mit Ulrich Wickert - Großes Open-Air Konzert mit BAP sorgte für Gänsehaut- Feeling.
[Bilder: Christian Herse --- BAP-Ikone Wolfgang Niedecken war nur einer der zahlreichen Gäste, die gestern in Hückeswagen für einen unvergesslichen Tag sorgten. Im Hintergrund ist Rosenstolz-Geigerin Anne de Wolff zu sehen.]

Durchaus ein komisches Bild bot sich gestern den Anwohnern an der Petersstraße, die Hauptverkehrsroute durch den Hückeswagener Ortskern. Wo sich sonst Autos und LKWs ihren Weg nach Radevormwald oder Wermelskirchen bahnen, liefen nun Menschenmassen über rote Ampeln, ohne sich in irgendeiner Gefahr zu wähnen. Schon diese Situation zeigte, wie sehr sich das kleine Städtchen in Oberbergs Norden im Ausnahmezustand befand.

Die Schuld für dieses „Wirrwarr“ hatte der Radiosender WDR2 und in letzter Linie Bürgermeister Uwe Ufer, der sich im Februar gegen neun Mitkonkurrenten durchsetzen konnte und damit die Aktion „WDR für eine Stadt“ gewann. Umso erschrockener zeigte sich Ufer am Samstagmorgen, als ihm Moderatorin Steffi Neu eröffnete, dass er drei weitere Fragen beantworten müsse, sonst würde der WDR die Zelte wieder abbauen. Doch auch hier verlor er nicht dies Fassung und konnte, mit Hilfe der Bevölkerung auf dem Schlossplatz, schließlich die richtigen Antworten geben.

[Sportchefin Sabine Töpperwien ließ das Stadtderby Bundesliga-Luft schnuppern.]

So kam es dann, dass sich gestern Stars und Sternchen des WDR die Klinke in die Hand gaben und den Hückeswagenern einen unvergesslichen Tag bereiteten. Den Anfang machten jedoch die Kicker des RSV Hückeswagen, die im Stadtderby den Konkurrenten FC Hückeswagen herausforderten und den knapp 600 Zuschauern ein durchaus kurzweiliges Spiel boten. Während die beiden Mannschaften in den ersten 45 Minuten noch durchaus auf Stirnhöhe waren und der RSV mit 2:1 führte, konnte sich der Kreisliga A-Verein am Ende doch gegen den zwei Klassen niedriger spielenden Fußballclub souverän 7:1 durchsetzen.

Moderiert wurde dieses Aufeinandertreffen von WDR2- Sportchefin Sabine Töpperwien, die im Rahmen des Sportnachmittags immer wieder live auf Sendung ging und den Radiozuhörern die aktuellen Zwischenstände lieferte. Im Rahmen des Spiels überreichte außerdem ein Vertreter der Grünen einen Scheck in Höhe von 1.500 € an die beiden Verein, für das Kunstrasenprojekt an der Schnabelsmühle.

[Über 1.400 Besucher wollten den Wissensmann des WDR im Hückeswagener Forum sehen. Wer es rein schaffte, wurde nicht enttäuscht.]

Wissenschaftlichen Hochgenuss für Jedermann gab es bei Ranga Yogeshwar. Der WDR-Guru verhalf den knapp 700 Zuschauern, noch mal die gleiche Anzahl wartete draußen vergebens auf Einlass, zu neuen Einsichten in seiner Sendung „Radio Quarks“. „Wir können kein Wissen in die Köpfe der Schüler rein trichtern. Man versteht nicht etwas, nur weil man es hundert Mal vorgesagt bekommt“, erklärte Yogeshwar, der in einem Vortrag unter der Motto „Aschenputtel und die Hohlraummoleküle - Neue Wege der Wissensvermittlung“ eindrucksvoll und ohne den Humor zu vergessen, die Fortschritte der Wissenschaft aufdeckte: „Wir leben in Zeiten, wo wir Dinge sehen können, die früher nicht mal denkbar waren. Jeden Tag werden 20.000 neue wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht, alle drei Minuten ein neuer Stoff synthetisiert und jede Minute eine neue chemische Verbindung entdeckt.“

[Hellmuth Karasek und Ulrich Wickert scherzten per Telefon und ließen die 140 Gäste im Kolpinghaus daran teilnehmen.]

Wem diese Kost doch etwas zu schwer im Magen lag, der durfte sich auf leichte, aber nicht minder hochwertige Unterhaltung im Kolpinghaus freuen. Dort hatte es sich der „WDR 2 Montalk“ gemütlich gemacht und präsentierte mit Hellmuth Karasek einen der bekanntesten Literaturkritiker Deutschlands. Als Vertretung von Christine Westermann, die normalerweise den Montalk moderiert, jedoch kurzfristig erkrankt war, ist Helmut Rehmsen in die Breche gesprungen und unterhielt Publikum und Autor mit seinen spitzfindigen Kommentaren.

Als „Überraschungsgast“ per Telefon zugeschaltet war der ehemalige Tageschau- Sprecher und zugleich Karaseks Hausnachbar, Ulrich Wickert, der den Literaturkritiker als hervorragenden Koch und zugleich herausragenden Schreiber würdigte. Beide würden regelmäßig Rezepte austauschen und bei spontanen Mittagsessen ausprobieren. Dabei käme es häufig auch zu tief greifenden Diskussionen, wie beispielsweise über Günther Grass, den Karasek selbst als seinen Lieblingsfeind bezeichnet.


[Die "King Family" sorgte dafür, dass es ein "Perfect Day" für Alle wurde.]

Während die eine oder andere Veranstaltung noch lief, fanden sich indes immer mehr Besucher auf dem Klingelnbergparkplatz an der B237 ein. Als Anheizer bei doch kühler werdenden Temperaturen diente „Gentlebeats“, eine junge Band, die sich bereits mit dem Song „Emma“ bei WDR2 einen Namen gemacht hat. Mit rockiger Stimme sorgten die fünf Jungs für entsprechende Stimmung auf dem Festgelände. Echten „Groupie“- Alarm löste hingegen die „King Family“ um Mikey, seine Schwestern Angie, Jazzy, Tasha und seinen Bruder David aus, die allesamt in unterschiedlichen Städten in Indien und Ukraine geboren wurden. Obwohl verschiedene Tageszeitungen sie bereits als die neue „Kelly Family“ feierten, zeigte die Gruppe, dass sie mit der Bootsfamilie nur den Namen gleich hat. Unter dem Gekreische zahlreiche Teenager zelebrierten sie den „Perfect Day“, der es bereits bis in die deutsche Charts geschafft hat und sich dort auch immer noch tapfer hält.

[Mit zeitlosen Liedern, die nicht den Humor vergaßen, aber trotzdem einen ernsten Bezug hatten, unterhielt Basta die Zuhörer.]

Mit den Album- Auskopplungen „Fuck the World“ und „Carry me home“ sang sich die sympathische Truppe weiter in die Herzen der Zuhörer, die immer mehr den umgebauten Parkplatz füllten und mit rythmischem Geklatsche so manchen Regentropfen, der sich verirrte, weg schlugen. Unter tosendem Applaus verabschiedete sich die „King Family“, die zurzeit auf einem Campingplatz in Wiehl-Bielstein lebt und machte die Bühne frei für Basta. Die bekannte A-Capella-Formation beherrschte nicht nur das Singen ohne Instrumente, sondern vermischte die Musik auch noch mit Comedy und sorgte damit für ein durchweg lustiges Bühnenprogramm. Ohne den Sinn ihrer teilweise ernsten und inhaltsvollen Lieder in den Hintergrund zu rücken, schaffte es die Band um Renè Overmann und William Wahl, den Humor nicht aus dem Auge zu verlieren.

Immer wieder schlüpften sie dabei in erfundene Rollen, die aber so aus dem Leben genommen wurden und Situationen darstellten, die tagtäglich passieren. So ließen sie sich genauso über die „schon GEZahlt“- Mentalität aus, wie über den Partnerschaftsstreit und den wohl meist gesagten Satz am Ende eine Beziehung „Lass uns doch Freunde bleiben“. Erst nach knapp anderthalb Stunden ließ das begeisterte Publikum die Fünfertruppe wieder von der Bühne gehen.

[Niedecken war für Hückeswagen da - und Hückeswagen für Niedecken. BAP veranstaltete eine Show der Extraklasse.]

Um 20:20 Uhr war es schließlich soweit: Vom WDR2- Moderatorenduo Steffi Neu und Matthias Bongard angekündigt, betrat BAP um Kultsänger und Rock-Ikone Wolfgang Niedecken die Fläche. Über 10.000 Besucher rissen die Hände hoch und jubelten der Band, die schon auf über 30 Jahre Bühnengeschichte zurückblicken kann, zu und sorgten endgültig dafür, dass Hückeswagen zu der Partyhochburg in Oberberg an diesem Wochenende wurde.

Erst vor einer Woche präsentierte BAP seine neue Platte „Radio Pandora“ vor ausgewähltem Publikum in Essen. So gesehen war ihr Konzert auf der WDR-Bühne einer der ersten Stimmungstests, denen sich die Band unterziehen muss. Doch von Beginn an war klar, dass auch ihre neue Scheibe ein Kassenschlager wird und die Fans mehr denn je überzeugt. Mit der Ballade „Magdalena“ und „Hühr zo, Pandora“ zogen sie das Publikum in seinen Bann und verwandelten den Klingelnbergparkplatz in ein Lichtermeer.

[Mit ihrer Violine sorgte Anne de Wolff für Gänsehaut-Feeling bei den knapp 10.000 Gästen.]

Dabei plauderte Frontmann Niedecken auch aus dem Nähkästchen und erzählte, dass die Band zu Gründerzeiten häufig durch das Oberbergische tourte und auf kleineren Festen und Feiern austeste, wie ihre Musik ankam. „Anscheinend haben die Oberberger einen guten Geschmack, was Rockmusik angeht“, gab er dabei schmunzelnd zu. Mit auf der Bühne war auch wieder die bekannte Geigerin Anne de Wolff, die verschiedene Lieder musikalisch unterstützte und mit ihrem Instrument eine außergewöhnliche Stimmung erzeugte. Wer nach den Konzerten immer noch nicht müde war, für den hatte der WDR noch weitere Höhepunkte vorbereitet. Im Festzelt legte Radio-DJ Andreas Zwingmann auf und sorgte mit seiner berühmt- berüchtigten Hausparty für Tanzstimmung am Etapler Platz. Für Gäste, die es eher ruhiger, aber nicht weniger interessant mochten, standen die Comedians „Angie“ und die „Von-der-Leyens“ auf der Bühne und trugen dafür Sorge, dass kein Auge trocken blieb.

[Der "Sieger"- Bürgermeister bedankte sich bei dem Moderatorenduo Steffi Neu und Matthias Bongard mit einem ganz besonderen "Namensschild", das er noch am gestrigen Tag abgeschraubt hatte.]

Damit dieses Festival auch erfolgreich und ohne Gefahren verlief, sorgten zahlreiche Helfer hinter der Bühne. Viele Hückeswagener unterstützten die Vorbereitungen und bekamen dafür das grüne „Sieger“ T-Shirt und machten unmissverständlich deutlich, wer am Samstag die beste Stadt in Nordrhein-Westfalen war. Doch auch zahlreiche Sicherheitskräfte hielten sich im Hintergrund bereit. Der Rettungsdienst der Malteser und des Deutschen Roten Kreuzes waren mit sieben Unfallhilfsstellen und 120 Sanitätern für den Ernstfall gerüstet, mussten jedoch glücklicherweise nur kleinere Notfälle behandeln. Auch die Polizei zog ein positives Fazit und musste lediglich fünf Männer in Gewahrsam nehmen.



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