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Misstöne bei Einweihungsfeier

lo; 10. May 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Misstöne bei Einweihungsfeier

lo; 10. May 2008, 00:00 Uhr
(lo/25.4.2008-16:15) Bergneustadt - Das ehemalige Haus Florian erstrahlt als Erholungs- und Tagungszentrum Phönix in neuem Glanz und wurde heute Vormittag offiziell eingeweiht - Vorsitzender des Aufsichtsrats übt heftige Kritik an beteiligten Bauunternehmen.
[Bilder: Michael Kleinjung --- Zahlreiche Gäste aus Politik, Verwaltung und Feuerwehr wohnten der offiziellen Einweihung bei.]

Das ehemalige Haus Florian ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Nach über einjährigen Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten wurde das Haus der Feuerwehren NRW in Bergneustadt offiziell eingeweiht. Und es ist in der Tat ein Schmuckstück geworden: Mit finanzieller Unterstützung des Landes in Höhe von 3,6 Millionen Euro ist das im Jahre 1956 als Erholungsheim der nordrhein-westfälischen Feuerwehren fertiggestellte Gebäude zu einem modernen Tagungszentrum namens „Phönix“ umgebaut worden, die ursprünglichen Gesamtkosten wurden mit 5,4 Millionen Euro beziffert. 50 Hotelzimmer, eine umfangreiche Gastronomie, Schulungsräume und ein Wellnessbereich stehen den Floriansjüngern zur Verfügung. Leiter des Hotels ist Axel Wirth, als Geschäftsführer der Phönix gGmbH fungiert Klaus Lemmer.

[Walter Jonas, Präsdent des Landesfeuerwehrverbandes.]

Die Finanzspritze des Landes war für die Einrichtung überlebensnotwendig. Nach jahrzehntelangem Erfolg bei den Buchungen ging die Auslastung immer weiter zurück. Als dann noch das Land seine Zuschüsse strich, stand der Betrieb in dem in die Jahre gekommenen Gebäude vor dem Aus. „Es hatte sich ein regelrechter Investitionsstau entwickelt“, betonte Prof. Dr. Helmut Pasch, Aufsichtsratsvorsitzender der Phönix gGmbH. Nach dem Umbau sei nunmehr ein Tagungshotel der Top-Kategorie entstanden, das in den Nachbarbundesländern seinesgleichen suche, so Pasch weiter. Der Name Phönix stehe dabei sinnbildlich für den Neuanfang. Auch die Festredner, darunter Landrat Hagen Jobi, die stellvertretende Regierungspräsidentin Ulrike Schwarz und Vize-Bürgermeister Hans-Otto Becker, teilten das Lob und dankten den vielen Feuerwehrleuten, die ehrenamtlich bei der Sanierung geholfen hatten.

In die vielen warmen Worte mischten sich allerdings auch Misstöne. Tasch übte in seiner Rede heftige Kritik an den beteiligten Bauunternehmen, die einerseits für die verspätete Eröffnung, die ursprünglich sechs Monate früher hätte stattfinden sollen, verantwortlich seien und andererseits Zusatzarbeiten in nicht unerheblichem Umfang abrechnen wollen. Tasch: „Es ist eine Dreistigkeit der Handwerker, Mehrleistungen, die durch eigene Stümperei entstanden sind, abzurechnen.“ Wie es in einer Presseinformation hieß, habe die Bauherrin diese Informationen erst wenige Wochen vor der Neueröffnung erhalten. Vor dem Hintergrund, dass die Baumaßnahme zum Großteil mit Steuermitteln und Mitgliedsbeiträgen finanziert worden sei, werde es eine genauere Prüfung geben, welche Zusatzforderungen berechtigt sind und welche nicht. Zu diesem Zweck sei ein Anwaltsbüro mit der zivilrechtlichen Prüfung der Ansprüche der Unternehmen beauftragt worden. Laut der Mitteilung habe es sogar persönliche Drohungen und Nötigungsversuche verschiedener Unternehmer gegeben.

Wolfgang Lenz, Betriebsleiter der am Bau beteiligten Jaeger Ausbau GmbH & Co. KG (Dortmund) und beim Festakt als Vertreter der Bergneustädter FDP-Fraktion zu Gast, bezeichnete die Äußerungen Taschs als „nicht den Tatsachen entsprechend“ und „völlig deplatziert“. Sein Unternehmen stelle noch Forderungen in Höhe von 178.000 €. „Diese Summe ist mir vom Architekten als Vertreter der Bauherrin freigegeben worden“, so Lenz. Auch andere Unternehmen würden noch auf ihre Zahlungen warten. „Einige davon befinden sich deswegen in größeren Schwierigkeiten“, berichtete Lenz. Insgesamt, so schätzt er grob, müssten noch Rechnungen in Höhe von mindestens 650.000 € beglichen werden.

Dass der Bauherr von der Kostenentwicklung überrascht worden sei, ist für Lenz nicht nachvollziehbar: „Sowohl der Geschäftsführer als auch ein Mitglied des Aufsichtsrat waren bei jeder Baubesprechung dabei.“ Man habe versucht, im Vorfeld der heutigen Veranstaltung einen Konsens zu erreichen, was offenbar aber nicht gelang. „Ich hoffe, dass sich die Wogen glätten werden und man sich an einen Tisch setzen kann. Ich werde in der kommenden Woche das Gespräch suchen“, erklärte Lenz, der juristische Schritte nur als allerletztes Mittel sieht. „Ich hoffe nicht, dass dementsprechende Maßnahmen ergriffen werden müssen.“

Wie Walter Jonas, Präsident des Landesfeuerwehrverbandes, in der Pressemitteilung zitiert wird, würden sämtliche durch die Phönix gGmbH tatsächlich beauftragte Leistungen - unter Voraussetzung mängelfreier Leistungen – in vertraglichem Umfang zeitnah beglichen. Die beteiligten Handwerksbetriebe waren zur heutigen Veranstaltung nicht eingeladen worden, offenbar aus Angst vor Protesten. Immerhin tauchten während der Veranstaltung gleich vier Streifenwagen der Polizei vor dem Gebäude auf. Zu tun gab es für die Beamten aber nichts.



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