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"Anders sein ist ganz normal" - Waldruhe feiert 100. Gebrutstag

es; 5. Apr 2008, 00:00 Uhr
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"Anders sein ist ganz normal" - Waldruhe feiert 100. Gebrutstag

es; 5. Apr 2008, 00:00 Uhr
(es/20.3.2008-13:50) Wiehl - Vor genau 100 Jahren, im März 1908, wurde der erste Bewohner in Waldruhe, den Dorf für psychisch behinderte Menschen, aufgenommen - Dieses Jubiläum wurde am 11. März mit einem Dankgottesdienst in der Einrichtung gefeiert.
[Bild: privat --- Organisatoren konnten sich über ein volles Haus beim Dankgottesdienst freuen.]

Heinz Hübner, Gemeindepfarrer, und Heinz-Joachim Baumann, Diakon und Leiter der Einrichtung, gedachten in der als Tischgespräch gestalteten Predigt der 100 Jahre währenden "Tisch-Gemeinschaft" in Waldruhe. „Es ist schwer, festzustellen anders als andere zu sein. Es ist aber auch schwer, andere zu ertragen, die anders sind. Gerade aus der Erfahrung heraus, von anderen in der Gemeinschaft akzeptiert zu werden, und für Aufgaben in Haushalt, Landwirtschaft und Therapie gebraucht zu werden, resultiert die große Chance für uns Menschen, neues Vertrauen zu uns selbst und zum Leben zu gewinnen“, war die zentrale Botschaft des Gottesdienstes, der von der Kirchengemeinde Börnhausen, dem Kirchenchor, Bewohnern und Mitarbeitern von Waldruhe gestaltet wurde. Ein Dank ging an allen Menschen, die zur 100-jährigen Erfolgsgeschichte von Waldruhe beigetragen haben.

Beim abschließenden Imbiss tauschten die zahlreichen Besucher des Gottesdienstes Erinnerungen aus. Nachbarn, Mitglieder des Förderkreises Waldruhe, Freunde des Hauses, Bewohner und Mitarbeiter hatten viel zu erzählen. Geschichte wurde lebendig in den Schilderungen der Nachkommen verstorbener Hauseltern, dem Ehepaar Heidi und Herbert Wiehe (Leitung der Einrichtung von 1953 – 1977), Pastor i. R. Gerhard Weßler (Sohn des Direktors der Stiftung, der seine Jugendjahre in Waldruhe verbrachte) und dem Leitenden Direktor der Theodor Fliedner Stiftung, Prof. Dr. Hildemann.

1908 hatte die Rheinisch Westfälische Pastoralgehülfenanstalt – Diakonenanstalt Duisburg, dem juristischen Vorgänger der Theodor Fliedner Stiftung, das Gutshaus der Familie Wald erworben und dort zunächst 1907 mit Erholungsangeboten für die Mitarbeiter der Stiftung ihre Arbeit aufgenommen. Im März 1908 wurde in Waldruhe mit der Betreuung behinderter Menschen in der damals so genannten „Heil- und Pflegeanstalt“, später „Anstalt für schwachsinnige und halbe Kräfte“ begonnen. Seit nunmehr 100 Jahren werden Menschen in der noch lange als Gut Waldruhe bekannten Einrichtung betreut. Integriert in die gewachsene dörfliche Gemeinschaft der Orte Wald und Börnhausen wurden die Menschen nicht nur versorgt und gepflegt, sondern übernahmen von Anfang an Aufgaben im Haushalt und in der Landwirtschaft, später auch in anderen Bereichen der Arbeitstherapie.

Offiziell wird der 100. Geburtstag von Waldruhe mit einem großen Jubiläumsfest am 16. Mai gefeiert.

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