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Wenn die Synapsen feuern…

Red; 9. Mar 2008, 00:00 Uhr
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Wenn die Synapsen feuern…

Red; 9. Mar 2008, 00:00 Uhr
(Red./23.2.2008-0:05) Reichshof - Gehirn, guter Unterricht und Werteerziehung waren Thema einer Fortbildung des Evangelischen Kirchenkreises an der Gesamtschule Reichshof.
„Wie lernt unser Gehirn Werte und Orientierungen?“ Diese Frage stand im Zentrum des Vortrags von Prof. Dr. Heinz Schirp (Bild) von der Universität Bielefeld, der an der Gesamtschule Reichshof eine intensive Lehrerfortbildung begleitete. Die Fortbildung setzte das Projekt „Werteerziehung“ fort, das vor zwei Jahren an der Schule mit einem wissenschaftlichen Beitrag von Dr. Jutta Standop (ebenfalls Universität Bielefeld) gestartet war.

Dieter Ströhmann, Schulleiter der Gesamtschule Reichshof, konnte in seiner Begrüßung wiederum zahlreiche Eltern, sowie Kolleginnen und Kollegen benachbarter Schulen und Schulformen begrüßen. Sein Dank galt insbesondere Matthias Weichert vom Evangelischen Kirchenkreis an der Agger, der die Fortbildung erneut unterstützte.

Ströhmann stellte die Verbindung zwischen beiden Veranstaltungen her: Als Ergebnis des ersten Teils waren „klare Regeln und Rituale benannt, Kennzeichen eines guten Unterrichts entwickelt und die Vorbildwirkung der Lehrkraft angesprochen worden“, und in der Gesamtschule Reichshof „wurde inzwischen Werteerziehung unter verschiedenen Aspekten durchgeführt“, verwies Dieter Ströhmann auf die Plakate in den Räumen der einzelnen Arbeitsgruppen. Im zweiten Teil gehe es nunmehr darum, „die Ergebnisse der Hirnforschung auf eine nachhaltige Werteerziehung und einen effektiveren Unterricht“ zu übertragen.

Hier setzte Prof. Schirp an. Die neuen Erkenntnisse der Neurobiologie machen erforderlich, dass „das Wissen um die Arbeitsweise unseres Gehirns Bestandteil pädagogischen Wissens der Lehrerinnen und Lehrer werden muss.“ So lautete die Eingangsthese, die im Vortrag plausibel, anschaulich und mit ständigem Bezug zwischen Theorie und Praxis ausdifferenziert wurde. Der Referent forderte sogar eine „Neurodidaktik“, die systematisch in der Lage wäre, Lehren und Lernen an die Arbeitsweise unseres Gehirns zunehmend und effektiv anzugleichen. Denn es sei wenig Ziel führend, Lern- und Erziehungsprozesse entgegen den Funktionsweisen unseres Gehirns zu gestalten. Die Konsequenzen verdeutlichte Prof. Schirp sowohl im Blick auf die Eigenschaften „guten Unterrichts“ als auch hinsichtlich des Erlernens von Werten und moralischer Orientierungen.

In beiderlei Hinsicht konkretisierten Arbeitsgruppen die gewonnenen Einsichten für die Schulpraxis. Dabei ergab sich die enorme Bedeutung von drei Ansätzen: Das „Vor-Leben“ von Werten und sozialen Kompetenzen, das „Nach-Denken“ von Lerngemeinschaften über ihre Werte und das „Mit-Machen“ im konkreten alltäglichen Handeln. Einig waren sich die Arbeitsgruppen entsprechend darin, dass diese Ansätze insgesamt im Unterricht und im darüber hinaus gehenden Schulleben eine soziale und demokratische Lernkultur verlangen.

Das bestätigte Prof. Schirp, der auch in den Arbeitsgruppen mit dabei war: „Vieles von dem, was für das Erlernen und Festigen sozialer Kompetenzen und moralischer Orientierungen unabdingbar ist, ist an der Gesamtschule Reichshof schon umgesetzt. Ich bin sehr angetan von ihrer Schule und war wirklich beeindruckt von Interesse, Engagement und Innovationsbereitschaft. Eine solche Atmosphäre findet man nicht in vielen Schulen!“

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