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Landtagsabgeordneter Karthaus kritisiert Kibiz als "Spargesetz"

Red; 26. Feb 2008, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Landtagsabgeordneter Karthaus kritisiert Kibiz als "Spargesetz"

Red; 26. Feb 2008, 00:00 Uhr
(Red./11.2.2008-12:00) Wiehl - SPD-Politiker zu Besuch bei den Johannitern, die ihrerseits fehlende Planungssicherheit monieren.
[Bild: privat --- Besuch im Johanniter-Kindergarten Bielstein: Dr. Gero Karthaus (von rechts), Bereichleiterin Martina Breger von den Johannitern und Wilfried Bast (SPD) vom Wiehler Stadtrat.]

„Es interessiert mich sehr, wie die Umsetzung des Kinderbildungsgesetzes in der Praxis funktioniert“, so der oberbergische Landtagsabgeordnete Dr. Gero Karthaus (SPD). Bei seinem Besuch am vergangenen Freitag bei der Johanniter-Unfall-Hilfe in Wiehl hat er sich daher im Johanniter-Kindergarten Bielstein über die Konsequenzen des neuen Landesgesetzes informiert. „Viele Fragen sind noch offen, und das verwirrt und verärgert die Eltern“, berichtete ihm Leiterin Birgit Kleese. Bereits im Dezember hätten die Eltern die von ihnen gewünschte Anzahl der Betreuungsstunden schriftlich angeben sollen, doch bisher könne ihnen noch keiner sagen, welche Kosten damit im Einzelnen auf sie zukommen.

„Der Kreis entscheidet erst Ende Februar über die Höhe der Beiträge, doch schon im März müssen wir den Eltern feste Zusagen für einen Platz ab dem kommenden Sommer geben“, ergänzte Johanniter-Regionalvorstand Michael Adomaitis. Befürchtet wird nun, dass die Eltern entsprechend der Beiträge die Stundenzahl wieder verändern. „Das nimmt uns die Planungssicherheit bei den Personal- und Betriebskosten“, so Adomaitis. Ein weiterer Unsicherheitsfaktor bei der Finanzierung seien die anstehenden Lohnerhöhungen im öffentlichen Dienst, die bei der Verabschiedung des Gesetzes noch keine Berücksichtigung gefunden hätten.

„Wir wünschen unseren Mitarbeitern die Lohnerhöhung“, betont Adomaitis, Doch dürfe der Staat nicht an anderer Stelle sparen und immer mehr Kosten auf die Träger abladen. Immerhin habe man die Kindertagesstätten aus dem Aufgabenbereich der Kommunen übernommen, und dies zum Teil mit alten Gebäuden, die nun enorm renovierungsbedürftig seien. „Das Kibiz ist ein Spargesetz“, meinte Martina Breger, die als Bereichsleiterin für die Johanniter-Kindertagesstätten in Rhein-Berg und Oberberg zuständig ist. „Bei diesem Gesetz steht die Finanzierung im Vordergrund, und Gestaltung und Bildung rücken nach hinten“, pflichtete ihr Dr. Gero Karthaus bei. Er befürchtet, dass sich Eltern bei hohen Kindergarten-Beiträgen lieber eine private Betreuung leisten werden. „Neben den finanziellen Einbrüchen für die Träger wäre damit auch das Ideal der gleichen Bildungschancen für alle gefährdet.“

Entschieden sich die Eltern für die kostengünstige 25-Stunden-Betreuung seien in diesem Zeitrahmen die Anforderungen an Sprachförderung, Bildung oder Elterngespräche kaum umsetzbar, meinte Bereichsleiterin Martina Breger. Sie befürchtet, dass sich viele Eltern trotz Berufstätigkeit die 45-Stunden-Variante nicht leisten können. „Damit sinkt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.“ Dr. Gero Karthaus sagte zu, sich auch weiterhin im Landtag für Verbesserungen im Kinderbildungsbereich einzusetzen. „Denn Kinder sind unsere Zukunft, und das Wissen ist unser wichtigster Rohstoff.“ Bei den Johannitern hatte sich der Landtagsabgeordnete unter anderem auch über Hausnotruf und Rettungsdienst informiert und sich das Johannes-Hospiz in Wiehl angeschaut. „Ich bin wirklich beeindruckt von den vielen professionellen Diensten der Johanniter“, sagte er. Gerade im Blick auf die demografische Entwicklung sei dieses vielfältige Angebot unverzichtbar.

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