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Die Suche nach dem „Ernst“ des Lebens

cn; 19. Nov 2007, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Die Suche nach dem „Ernst“ des Lebens

cn; 19. Nov 2007, 00:00 Uhr
(cn/4.11.2007-16:00) Von Christian Neeb
Bergneustadt – Gestern Abend feierte auf der kleinen Bühne in Bergneustadt die neueste Produktion des Losemund Theaters „Bunbury“ nach Oscar Wildes „The Importance of Being Earnest“ ihre Premiere.
[Bilder: Michael Kleinjung - Ende gut, Alles gut. Drei Paare haben sich trotz aller "Ernsthaftigkeiten" gefunden und Tante Augusta hat das Nachsehen]

Was machen zwei englische Gentlemen, die in ihrer gewohnten Umgebung - der eine in London, der andere auf dem Land - gezwungen sind, den konventionellen Regeln ihrer Gesellschaftsschicht zu entsprechen? Richtig, sie erfinden ein Alter Ego, das ihnen ein draufgängerisches Leben ermöglicht. Oscar Wilde verarbeitete diese Idee zu einem seiner erfolgreichsten Stücke überhaupt. „The Importance of Being Earnest“, oder „Ernst zu sein, ist alles“.

[Algernon (Johannes Kunkel) wirbt als Ernst um die Gunst von Cecil (Aline Kühne)]

Zur Geschichte: John „Jack“ Worthing lebt auf dem Land und kümmert sich dort väterlich um sein Mündel Cecil Cardew. Um seinen Pflichten zu entkommen, erfindet er seinen Bruder „Ernest“ im deutschen Ernst, der angeblich in der Stadt wohnt und besucht ihn regelmäßig. In der Stadt angekommen umgarnt er als Ernst die Cousine seines Freundes Algernon „Algy“ Moncrieff, Gwendolen Fairfax. Diese hat sich in den Kopf gesetzt, unter allen Umständen einen Mann namens Ernst zu heiraten. Algernon Moncrieff hingegen hat Bunbury erfunden, einen kranken Freund, den er angeblich des Öfteren auf dem Land besucht.

Als Algy von der Doppelidentität seines Freundes Wind bekommt, nutzt er dessen Anwesenheit in London, um seinem Gutshaus auf dem Land als vermeintlicher Bruder Ernst einen Besuch abzustatten und verliebt sich dort in Cecile. Nun kann der muntere Verwechslungsreigen beginnen, an dessen Ende nicht nur die beiden jungen Paare, sondern auch das Hausmädchen und der Pfarrer entgegen den Vorbehalten von Tante Augusta zum Happy End zusammen finden. Soweit alles klar?

[Manfred Gronenwald als Pastor Chasuble und Eric Bode als John Worthing liefern eine überzeugende Darstellung ab]

„Ich versteh gar nix“, verzweifelt einer der jüngeren Zuschauer während der Pause nach dem ersten von drei Akten. Und wirklich, mit dem Paradebeispiel der Verwechslungskomödie aus Wildes Repertoire hatte Regisseur Manfred Krajewski die Messlatte für sich, sein Ensemble und nicht zuletzt das Publikum denkbar hoch gelegt.

Über weite Strecken überzeugend gespielt, hatten vor allem die jüngeren Darsteller an mancher Stelle mit den feinsinnigen Dialogen zu kämpfen und so verpuffte öfters der geniale Wortwitz Wildes im leeren Raum. In stilvollen Kostümen und Requisite wirkten Johannes Kunkel als Algernon Moncrieff und Aline Kühne als Cecil Cardew teilweise überfordert mit ihren Rollen.

Statt die Texte voll auszukosten und so den Charakteren Leben einzuhauchen und dem Publikum die Chance zu geben, die komplizierte Handlung zu erfassen, „rasten“ die Darsteller teilweise durch ihre Dialoge. Eric Bode in der Rolle des John Worthing bot eine gute Vorstellung, ließ aber an mancher Stelle ebenfalls ein gelasseneres Spiel vermissen. Einen Gegenpol bildeten die fantastisch besetzten Nebendarsteller, wie Andrea Collin-Johann, die als Lady Augusta Bracknell wundervolle Upperclass-Momente schenkte; „Krankheit verdient kein Mitgefühl“, Manfred Gronenwald mit seiner überzeugend trocken-englischen Darstellung des Pastor Chasuble und nicht zuletzt André Fritsche, der mit dem hochnäsigen Butler Lane und dem gummibestiefelten Diener Merriman seine Wandlungsfähigkeit von feinem Wortwitz bis zum gehobenen Slapstick unter Beweis stellte.

Die Nebendarsteller bringen denn auch die Ruhe unter die jungen Kollegen, die „Bunbury“ doch gelingen und zu einer manchmal holprigen, aber über weite Strecken doch unterhaltsamen Komödie werden lässt.




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