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Genialer Kuleschow führt starke Gummersbacher zum verdienten Sieg gegen Nordhorn

pl; 2. Nov 2007, 00:00 Uhr
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Genialer Kuleschow führt starke Gummersbacher zum verdienten Sieg gegen Nordhorn

pl; 2. Nov 2007, 00:00 Uhr
(pl/18.10.2007-0:45) Von Peter Lenz
Gummersbach – Einen nicht erwarteten 34:32-Sieg fuhren die ersatzgeschwächten Handballer des VfL Gummersbach am Abend gegen den bis dato Liga-Dritten HSG Nordhorn ein.
[Bilder: Michael Kleinjung --- Oleg Kuleschow war heute - trotz starker Knieschmerzen - der überragende Mann auf dem Parkett.]

Durch Gummersbachs doppelten Punktgewinn in der vorgezogenen Partie des zwölften Spieltages verbessert die Mannschaft von Trainer Alfred Gislason ihr Punktekonto auf nunmehr 13:9 Zähler, was aktuell den fünften Rang bedeutet. Nordhorn dagegen tauscht nach der Schlappe mit dem neuen dritten Hamburg die Plätze, die Hanseaten erzitterten sich ein 28:27 in Balingen. Und auch das Führungsduo Kiel (33:27 in Essen) und Flensburg (29:21 in Berlin) gab sich keine Blöße.

VfL Gummersbach – HSG Nordhorn 34:32 (14:13).

[Acht blitzsaubere Treffer vom Kreis - Robert Gunnarsson war von der HSG-Deckung kaum zu halten.]

Freudentänze auf dem Parkett, als hätte der VfL gerade die Meisterschaft unter Dach und Fach gebracht. Der Jubel auf Gummersbacher Seite kannte kaum Grenzen, und die Blau-Weißen hatten auch allen Grund zur Ausgelassenheit, schließlich hatte man gerade eben die hoch gehandelten Gäste aus Nordhorn klar in die Schranken gewiesen. Und dies ohne die beiden verletzten absoluten Leistungsträger Momir Ilic und Gudjon Valur Sigurdsson!

Hatten einige im Vorfeld des heutigen Duells noch mit einer Pokerpartie von Alfred Gislason gerechnet, als dieser den Einsatz von Ilic mit der Begründung ablehnte, seinen Shooter noch zu schonen, war unmittelbar vor dem Anpfiff klar, dass der Serbe nicht würde auflaufen können: die vermutete Zerrung in der Wade hat sich als ein Muskelfaserriss herausgestellt – zwei bis drei Wochen Pause.

Somit sanken natürlich die Gummersbacher Aktien, gegen die zuletzt stark aufspielenden Gäste um Trainer-Fuchs Ola Lindgren bestehen zu können, stark im Kurs. Klar, dass sich die knapp 3.000 Zuschauer dann beim 5:1 fragende Blicke zuwarfen – der VfL hatte einen glänzenden Start hingelegt. Anfangs noch angetrieben von Geoffroy Krantz auf der Mittelposition war es vor allem Kreisläufer Robert Gunnarsson, der immer wieder glänzend in Szene gesetzt wurde und eiskalt verwandelte.

[Nicht nur Nordhorns pfeilschneller Jan Filip verzweifelte heute am teils sensationell parierenden VfL-Schlussmann Goran Stojanovic.]

Die Dominanz der Hausherren gegen die zunächst konsterniert wirkenden Nordhorner hielt bis zum 13:8 (23.). „Dann habe ich mit meiner Entscheidung Kuleschow und Zakharov zu bringen, wohl etwas daneben gelegen“, gab Coach Gislason nach dem Abpfiff selbstkritisch zu. In der Tat kam nun ein Bruch ins bis dahin fließende und schnelle VfL-Angriffsspiel. Mit vier Toren in Folge schlossen die HSG-Cracks auf, und auch zur Pause betrug der Gummersbacher Vorsprung nur noch einen Treffer.

Nach dem Seitenwechsel aber fand Oleg Kuleschow, der aufgrund seiner massiven Knieprobleme eigentlich gar nicht spielen wollte und sollte, immer besser in die Partie, um am Ende als genialer Spielmacher maßgeblichen Anteil am Sieg zu haben. Immer wieder die Achse Kuleschow-Gunnarsson trumpfte groß auf, sodass sich die Gummersbacher kontinuierlich absetzten konnten.

Eigentlich sollte beim 26:21 eine Viertelstunde vor Schluss bereits eine Vorentscheidung gefallen sein, aber als Nikolas Katsigiannis Peter Gentzel zwischen den HSG-Pfosten ablöste, bekamen die Blau-Weißen plötzlich kalte Füße. Und als die Anzeigentafel acht Minuten vor Ultimo nur noch eine Ein-Tor-Führung (28:27) für den VfL auswies, drohte die Partie zu kippen. Bis zum 30:29 (55.) blieb es ein Tanz auf des Messers Schneide, aber Adrian Wagner mit seinem vierten Treffer und zweimal Vedran Zrnic ließen die Fans durchatmen – 33:30.

[Nach durchwachsener ersten Hälfte konnte Alfred Gislason (rechts) mit der Vorstellung von Roman Pungartnik (10) in Durchgang zwei absolut zufrieden sein.]

Nach dem 31:33 durch Nordhorns Jan Filip per Siebenmeter und der gleichzeitigen Zwei-Minuten-Strafe gegen Wagner aber schaffte Nicky Verjans sogar das 32:33. Und als dann auch noch Geoffroy Krantz im Gegenzug an Katsigiannis scheiterte, hatten die Gäste in Überzahl die große Chance zum Ausgleich. Im wortwörtlichen Fieberwahn – Nandor Fazekas hätte eigentlich das Krankenbett hüten müssen – parierte der Keeper gegen Verjans glänzend, und auch im zweiten Anlauf blieb der Ungar Sieger – diesmal gegen Goran Sprem. Zwölf Sekunden vor der Schlusssirene erlöste der nach der Pause entfesselt aufspielende Roman Pungartnik die frenetisch anfeuernden Fans.

Eine starke Mannschaftsleistung, aus der man aber die erwähnten Kuleschow und Gunnarsson herausheben muss, ebenso wie Schlussmann Goran Stojanovic, der vor allem im ersten Durchgang von den Nordhornern kaum zu überwinden war. Sieben Fahrkarten von Weltmeister Holger Glandorf beispielsweise sprechen eine deutliche Sprache. Dennoch, unter dem Strich dieses verdienten Sieges muss die überzeugende Kollektivleistung der Gummersbacher stehen. Nach so einer Vorstellung können sich die VfL’er mit breiter Brust dem nächsten Gegner Lemgo gegenüber stellen – auch ohne Ilic und Sigurdsson.

Trainerstimmen

Alfred Gislason (Gummersbach): “Kompliment an meine Mannschaft, ich bin stolz auf sie. Wir haben auch ohne Ilic diszipliniert gespielt und wussten, dass wir nur mit einer stabilen Abwehr und einem guten Torhüter heute gewinnen konnten. Nordhorn ist ein klasse Team, das jeden Fehler sofort ausnutzt. Zusammen hat die Mannschaft das Beste aus ihren Möglichkeiten gemacht und jeder hat seinen Teil beigetragen. Eigentlich will ich niemanden hervorheben, aber Oleg Kuleschow hat uns heute riesig geholfen. Er hatte mich darum gebeten nicht eingesetzt zu werden, weil er starke Schmerzen hatte, aber ich bin stolz auf ihn, dass er so ein tolles Spiel gemacht hat.“

Ola Lindgren (Nordhorn): “Gratulation an Alfred und Gummersbach zum verdienten Sieg, denn der VfL war das ganze Spiel in Führung. Wir mussten immer hinterher jagen und wurden zu ungeduldig. So haben wir auch in der Abwehr viele Fehler gemacht und damit Gummersbach ins Spiel gebracht. Wir wollten die Außen und den Kreis beim VfL wegnehmen, aber das hat besonders bei Gunnarsson überhaupt nicht geklappt. Aber das muss natürlich alles funktionieren, wenn man so ein Spiel gewinnen will. Nach der Halbzeit hatten wir eine gute Ausgangsposition, nur haben wir im Angriff viele hundertprozentige Chancen vergeben. Als das Spiel ganz eng wurde, hatten wir das Gefühl, wir könnten es packen, aber Gummersbach ist jedes Mal wieder weggezogen. Gummersbach war cleverer, das hat den Ausschlag für den Sieg gegeben.“

VfL Gummersbach

Nándor Fazekas (52. - 60. / 6 Paraden)
Goran Stojanovic (1. - 52. / 18 Paraden)

Geoffroy Krantz (1)
Adrian Wagner (4)
Kevin Jahn
Kenneth Klev (4)
Denis Zakharov
Roman Pungartnik (6)
Sverre A. Jakobsson
Robert Gunnarsson (8)
Oleg Kuleschow (1)
Alexis Alvanos (2)
Vedran Zrnic (8/3)

HSG Nordhorn

Peter Gentzel (1. - 43. / 13 Paraden)
Nikolas Katsigiannis (43. – 60. / 9 Paraden)

Nicky Verjans (5)
Maik Machulla (4)
Erlend Mamelund (2)
Bjarte Myrhol (4)
Jan Filip (6/3)
Holger Glandorf (2)
Steffen Weinhold
Daniel Kubes
Piotr Przybecki (4)
Goran Sprem (4)
Rastko Stojkovic
Peter Kukucka (1)

Zuschauer: 2.957.

Schiedsrichter: Matthias Dang, Torsten Zacharias.

Siebenmeter: 3/4 – 3/3 (Zrnic scheitert an Katsigiannis).

Zeitstrafen: 8:12 Minuten (Klev, Wagner, Jakobsson (2) – Mamelund, Myrhol (2), Kubes (2), Stojkovic).

Beste Spieler: Stojanovic, Kuleschow, Gunnarsson – Verjans, Sprem (2. Halbzeit).

Spielfilm: 1:0 (1.), 5:1 (5.), 7:3 (10.), 10:5 (15.), 13:8 (23.), 13:12 (29.), 14:13 (Halbzeit) – 17:14 (34.), 19:17 (38.), 24:19 (42.), 26:21 (45.), 26:24 (48.), 28:27 (52.), 30:29 (55.), 33:30 (58.), 33:32 (59.), 34:32 (Endstand).

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