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Der Auftrag: Den Patienten die Angst nehmen

sf; 18. Sep 2007, 00:00 Uhr
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Der Auftrag: Den Patienten die Angst nehmen

sf; 18. Sep 2007, 00:00 Uhr
(sf/3.9.2007-17:10)Von Sebastian Friedrichs
Gummersbach - Das Kreiskrankenhaus Gummersbach erhält das Qualitätssiegel, "Schmerzfreies Krankenhaus" - Bei erfolgreichem Projekt auf die Hilfe der Patienten angewiesen.
[Bild: Privat --- Bekamen zunächst "nur" die Teilnahmebestätigung überreicht, der ärztliche Leiter Walter Schäfer (von links), Anne Adolphs, Projektleiter Prof. Dr. Jürgen Osterbrink und Pflegedienstleiterin Marie-Theres Touppen. Im November erfolgt die offizielle Übergabe des Gütesiegels.]

Mindestens jeder zweite Patient im Krankenhaus hat Schmerzen und jeder dritte beschreibt sogar starke Schmerzen. Doch mit einer angemessenen Schmerztherapie und entsprechenden Informationen könnten vielen Patienten vermeidbare Schmerzen erspart bleiben. Gründe für eine schmerztherapeutische Unterversorgung sind vor allem mangelndes Wissen und falsche Überzeugungen seitens der Patienten, Ärzte und Pflegenden. Besonders Patienten verhalten sich meist zurückhaltend, wenn es darum geht, sich wegen Schmerzen zu äußern.

„Sicherlich ist der Ausdruck „Schmerzfreies Krankenhaus“ etwas unglücklich gewählt, weil man als Patient ja davon ausgehen kann und muss, in einem Krankenhaus schmerzfrei behandelt zu werden“, erklärt der Gummersbacher Geschäftsführer, Joachim Finklenburg. „Den Menschen die Angst zu nehmen sehe ich aber als unseren direkten Auftrag“, so Finklenburg weiter. Im Frühjahr 2004 wurde das Kreiskrankenhaus Gummersbach in die zweite Gruppe des 25 Krankenhäuser umfassenden Forschungsprojekt der Universität Bochum aufgenommen. Bereits im Dezember des selben Jahres fand die erste Befragung von 267 Patienten, 195 Pflegenden und 65 Ärzten statt.

„Wenn man sieht, dass wir von etwa 2.000 Krankenhäusern in der Bundesrepublik unter den ersten 25 Häusern sind, die das Projekt im Rahmen des Qualitätsmanagements verfolgen und nach den ersten Fünf - Moers, Münster, Halle, Flensburg und Tübingen - mit in die zweite Phase des Projektes aufgenommen wurden, so finde ich das doch beachtlich“, freute sich die Pflegedienst-Wissenschaftlerin Anne Adolphs.

Bis zur zweiten Befragung im März diesen Jahres wurde eine Arbeitsgruppe von Pflegenden und Ärzten zusammengestellt und diverse Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen für die Mitarbeiter des Krankenhauses durchgeführt. „Die Pflegenden sind dadurch sicherlich flexibler und auch sensibler geworden, um auf die Bedürfnisse der Patienten schneller einzugehen. Dennoch sind die Mitarbeiter unabdingbar auf die Patienten und deren Feedback angewiesen“, erklärt Pflegedienstleiterin Marie-Theres Touppen.

Neben diversen Hilfsmitteln, beispielsweise eine Schmerzskala nach McCaffery und Pasero, und ein Schmerz- sowie Patiententagebuch, die von der Arbeitsgruppe ausgearbeitet wurden, hatte man sich auch darauf geeinigt, Patienten postoperativ nicht mehr mit Schmerzen aus dem Aufwachraum zu verlegen. Auch wurden zwölf Schmerzmittelpumpen angeschafft, um vor allem Patienten mit chronischen Erkrankungen eine adäquate Schmerztherapie zu gewährleisten.

„Beachten sollte man, dass es ja nicht so ist, dass in anderen Krankenhäusern keine Schmertherapie durchgeführt wird, sondern dass wir lediglich als Vorreiter ein einheitliches Konzept für ein gesamtes Krankenhaus erarbeitet haben“, sagt der Ärztliche Direktor und Chefarzt der Unfallchirurgie, Walter Schäfer.

Nach Auswertung der zweiten Befragung, kann das Kreiskrankenhaus Gummersbach nun voller Stolz von sich behaupten, eine deutliche Verbesserung im Bereich der Patienteninformation, eine bessere Absprache innerhalb der einzelnen Berufsgruppen sowie einen gezielteren Einsatz von Schmerzmedikamenten nachzuweisen. Somit hat das Gummersbacher Krankenhaus die Voraussetzungen erfüllt, um für eine „qualifizierte Schmerztherpie“ zertifiziert zu werden. Das Gütesiegel soll im November auf der Medizinmesse Medica in Düsseldorf offiziell überreicht werden.

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