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VfL völlig von der Rolle - Verdiente 23:27-Niederlage gegen Bad Schwartau

pl; 20. Jul 2001, 20:47 Uhr
Oberberg Aktuell
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VfL völlig von der Rolle - Verdiente 23:27-Niederlage gegen Bad Schwartau

pl; 20. Jul 2001, 20:47 Uhr
(pl/24.12.2000-0:40) Von Peter Lenz
Gummersbach - Mit einer 23:27-Schlappe gegen Bad Schwartau hat sich der VfL Gummersbach heute Abend von seinen Fans in der Eugen-Haas-Sporthalle aus diesem Jahr verabschiedet.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Zeigte zumindest phasenweise gute Ansätze: Oliver Plohmann, der in dieser Szene dem überragenden SG-Keeper Goran Stoijanovic keine Chance ließ.]



Es gibt Tage, die möchte man am liebsten aus seinem Gedächnis streichen. Für den VfL Gummersbach war heute solch ein Tag. Völlig desolat traten die Schützlinge von Trainer Thomas Happe gegen die ersatzgeschwächten Handballer aus Bad Schwartau auf. Nicht dass man den Gummersbachern die Niederlage gegen die geschlossen auftretenden Gäste vorwerfen muss, vielmehr war es die Art und Weise, wie sich die Hausherren heute vor dem stolzen Publikum von rund 1.600 Zuschauern aus der Affäre zogen. Zu keinem Zeitpunkt hatte man den Eindruck, die Gummersbacher würden sich gegen die drohende Niederlage aufbäumen. Vielmehr ergaben sie sich fast schon kampflos ihrem Schicksal. Das gibt zu denken! Gummersbach, nunmehr mit 16:20 Punkten auf den zwölften Tabellenplatz abgerutscht, muss bekanntlich in diesem Jahr in Willstätt (27.12.2000) und in Solingen (30.12.2000) noch zwei schwere Auswärtspartien bestreiten.

[Mit 20 Paraden hatte Stoijanovic (rechts, hier mit Pierre Thorsson) maßgeblichen Anteil am völlig verdienten Schwartauer Sieg.]



VfL Gummersbach - SG VfL Bad Schwartau 23:27 (14:14).



Die Schleswig-Holsteiner waren stark geschwächt angereist: Trainer Anders Fältnäs musste Anders Bäckegren (Kreuzbandriss), Jens Lüdtke (Grippe) sowie Tormod Moldestad und Simen Muffetangen ersetzen. Gummersbach, zwar ebenfalls durch den Ausfall von Francois-Xavier Houlet geschwächt, aber wiederum durch den Heimkehrer Marco Beers verstärkt, zeigte lediglich in den ersten 30 Minuten Normalform.



Durch Jörn Ilper und zweimal Oliver Plohmann, dem heute einzigen, winzig kleinen Lichtblick beim VfL, legten die Blau-Weißen zunächst mit 3:1 (5.) vor. Zunächst also lief die Angriffsmaschine der Gummersbacher mit Brajkovic, Yoon, Ilper, Plohmann, Fog und Khodkov. In der Deckung aber zeigte der VfL bereits von Beginn an deutliche Schwächen.



Keeper Jan Stankiewicz erwischte einen rabenschwarzen Tag, und verließ völlig entnervt bereits nach 22 Minuten beim 11:10 das Tor. Zu diesem Zeitpunkt hatte "Jasch" gerade mal einen Ball pariert, ganz im Gegensatz zu seinem Pendant Goran Stoijanovic, der bis dato bereits mindestens achtmal Sieger gegen die VfL-Angreifer geblieben war. Stefan Hecker kam ins Tor, aber auch er konnte keine wesentlichen Akzente setzen, auch wenn am Ende wenigstens acht Paraden auf seinem Konto standen. Im Vergleich zu Stoijanovic geradezu kümmerlich, denn der Gäste-Keeper brachte es am Ende auf fantastische 20 Paraden und hatte damit maßgeblichen Anteil am SG-Sieg.

[Diesmal nutzten selbst die besten Ratschläge von Trainer Thomas Happe nichts, der VfL ging förmlich baden.]



Allerdings machten es die Gummersbacher dem Gegner auch allzu leicht. Nachdem man leistungsgerecht mit 14:14 in die Pause gegangen war - Nick hatte mit seinem zweiten (!) Feldtor den Ausgleich erzielt - suchte man nach dem Seitenwechsel den VfL vergeblich auf dem Feld. Körperlich waren die Oberberger zwar anwesend, aber geistig schienen sie bereits beim Weihnachtsmann zu sein. Nach einer erneuten Fahrkarte vom enttäuschenden Oleg Khodkov - er hatte bereits in Durchgang eins für zwei Treffer sieben Versuche gebraucht - legten die beherzt aufspielenden Gäste durch den überragenden Joakim Agren auf 16:14 (33.) vor.



Bis zum 21:23 (48.) blieb der Abstand bei meist zwei Toren für Bad Schwartau. In der Folgezeit gönnten sich beide Teams eine sechsminütige Auszeit, ehe Jonny Jensen auf 24:21 erhöhte. Nachdem Jörn Ilper gleich zweimal von Linksaußen in Überzahl (Agren saß auf der Strafbank) am überragenden Stoijanovic scheiterte, vergab auch Andreas Blank von der gleichen Position den möglichen Anschlusstreffer. Im Gegenzug besorgte Roman Judycki das 25:21, und nach einem total überhasteten Wurf von Oliver Plohmann weit über das Tor sorgte erneut Jensen dreieinhalb Minuten vor dem Abpfiff mit dem 26:21 für die Entscheidung. Die Tore von Umberto Bajkovic und Marco Beers hatten nur nocht statistischen Charakter.

[Hatten trotz der Niederlage ihres VfL ihren Spaß: die Kids vom VfL-Junior-Club.]



Woran lag es beim VfL? Zum einen sicherlich an der desolaten Chancenauswertung. So muss man sagen, dass VfL-Star Kyung-Shin Yoon ein Totalausfall war. Drei Feldtore sind einfach zu wenig. Auch Khodkov war einmal mehr völlig von der Rolle: vier Treffer bei sieben Fahrkarten. Auch die 3:2:1-Deckung der Oberberger präsentierte sich löchrig wie ein Schweizer Käse, sodass man Keeper Stefan Hecker eigentlich keinen Vorwurf machen kann. Ansonsten spielten alle deutlich unter ihrem Niveau.



Maßgeblich aber war die Einstellung des VfL verantwortlich für die Pleite. Nach den guten Leistungen in Kiel und gegen Wallau Massenheim - in Flensburg waren die Gummersbacher einfach chancenlos - war heute von Siegeswillen nichts zu spüren. Das Resultat: die schlechteste Saisonleistung und damit die dritte Heimniederlage. Die Schwartauer dagegen gefielen mit einer bewegliche 6:0-Deckung, einem konzentrierten Angriffsspiel und einer homogenen Mannschaftsleistung.

[Ratlose Gesichter nach der desolaten Vorstellung auf der Gummersbacher Bank.]



Anders Fältnäs (SG VfL Bad Schwartau): "Trotz unserem Verletzungsproblem haben wir heute eine optimale Vorstellung geboten. Ich musste den kompletten Rückraum umstellen, sodass ich vor dem Spiel nie gedacht hätte, dass wir so souverän auftreten würden. In der zweiten Halbzeit haben wir vorne clever unsere Chancen genutzt und hinten stabil gestanden. Das war bereits unser neunter Auswärtspunkt, und wenn wir nun gegen Essen gewinnen, stehen wir auf Rang sechs. Das wäre eine kleine Sensation."





Thomas Happe (VfL Gummersbach): "Es ist bedauerlich, dass die Mannschaft mal wieder zwei Gesichter gezeigt hat. In den ersten 30 Minuten haben wir sehr engagiert gespielt, wovon leider im zweiten Durchgang nichts mehr zu spüren war. Da sind wir völlig auseinandergefallen. Vor allem aber habe ich ein Aufbäumen gegen die drohende Niederlage vermisst. In den beiden nächsten Spielen in Willstätt und Solingen müssen wir versuchen, unsere Einstellung zurückzufinden. Danach haben wir in der sechswöchigen WM-Pause Zeit, an der Abstimmung im Deckungsverband zu arbeiten. Die Mannschaft und ich möchten aber den Zuschauern danken, dass sie so zahlreich erschienen sind, um uns zu unterstützen. Sie haben das Spiel angenommen, wir heute leider nicht."







VfL Gummersbach:



Stefan Hecker (22. bis 60.)

Jan Stankiewicz (1. bis 22.)



Kyung-Shin Yoon (6/3)

Oliver Plohmann (4)

Mirko Naber

Jörn Ilper (3)

Marco Beers (1)

Andreas Blank

Ian-Marko Fog (1)

Oleg Khodkov (4)

Sead Kurtagic (n.e.)

Umberto Brajkovic (4)





SG VfL Bad Schwartau:



Goran Stoijanovic

Jörg Engelhardt (n.e.)



Joakim Agren (7)

Pierre Thorsson (7/2)

Roman Judycki (6)

Adrian Wagner (1)

Peter Kasza

Jonny Jensen (5)

Peter Möller

Kjell Landsberg (1)





Zuschauer: 1.600.



Siebenmeter: 3:3 - 3:2 (Pierre Thorsson scheitert an Stefan Hecker).



Zeitstrafen: 8:8 Minuten (zweimal Fog, Ilper und Naber - zweimal Jensen, Möller und Agren.



Beste Spieler: VfL: keiner - SG: Goran Stoijanovic, Joakim Agren.



Spielfilm: 3:1 (5.), 4:4 (9.), 7:7 (14.), 10:8 (19.), 12:10 (23.), 13:10 (25.), 14:14 - 14:16 (33.), 16:18 (39.), 18:20 (42.), 21:13 (48.), 21:24 (54.), 21:26 (57.), 23:27.



Tabelle und Ergebnisse

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