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"Ui, das war knapp!" - Carrera-Feeling in Oberberg

sf; 18. Jul 2007, 17:26 Uhr
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"Ui, das war knapp!" - Carrera-Feeling in Oberberg

sf; 18. Jul 2007, 17:26 Uhr
(sf/17.7.2007-16:00) Von Sebastian Friedrichs
Engelskirchen - Ein eigener Rennstall im Trockenen; ein "Jungen-Traum" wird wahr - der "Carrera Club Oberberg" in Bickenbach startet in die neue Saison.
[Bilder: Sebastian Friedrichs --- Im "Oberbergischen Design" erstrahlt die Carrera-Rennstrecke in Bickenbach.]

Gelöste Stimmung unter den Rennfahrern, stoische Ruhe vor dem Rennen, kein lautes Motorengeheul, keine Abgase, keine Grid-Girls. Auf der Bickenbacher Bahn des „Carrera Club Oberberg“ geht es vor dem Start gelassen zu. Es wird geschraubt, die Wahl der richtigen Bereifung besprochen und die neu erworbenen Modelle von der Konkurrenz bestaunt. Einige wenige Fahrer drehen ihre ersten Runden, um ihre Fahrzeuge abzustimmen.

Vor zwei Jahren entschlossen sich die damaligen Mitglieder des SRC Wipperfürth, eine neue Bahnanlage zu errichten. Hatte man zuvor noch mit ein paar Motorsportbegeisterten in einer Scheune in Frielingsdorf das außergewöhnliche Hobby betrieben, erwuchs die Idee eine Carrera Bahn zu errichten, die den Anforderungen für nationale Rennen entspricht. Dazu benötigt man allerdings eine sechsspurige Bahn mit einer elektrischen Zeitnahme.

[Einer der Initiatoren und hochkonzentriert bei der Sache, Thomas Sträßer aus Engelskirchen.]

Die clubeigene Carrera-Bahn, mit einer Rundenlänge von 35,80 Meter, ist in eine Landschaft integriert, die den typischen Begebenheiten des Oberbergischen entspricht. Mit Bergen und Tälern, sowie Tribünen und einer echten Boxengasse. Die Zeitmeßung erfolgt über sechs winzige Lichtschranken, die bis drei Stellen hinter dem Komma messen. Die gesamte Anlage ist im Maßstab 1:24, wie auch die meisten der Rennwagen, gebaut.

„Einen richtigen Verband gibt es leider nicht. Alle Beteiligten hier sind Motorsport begeistert und entstammen aus der „reellen“ Rennszene“, erklärt der 43-jährige Engelskirchener Thomas Sträßer, einer von fünf Initiatoren der Bahn. „Man hat das selbe Rennfeeling wie bei einem richtigen Rennen, nur das es wesentlich günstiger und nicht so gefährlich ist“, gibt sich Sträßer begeistert. In den anderthalb Jahren, in denen die Bahn nun in Bickenbach betrieben wird, ist die Mitgliederzahl des Clubs von anfänglich elf auf mittlerweile 22 angewachsen.

[Vor dem Rennen wird an den Rennwagen geschraubt und gelötet. Auch die richtige Reifenwahl ist entscheidend für gute Rundenzeiten.]

Das Durchschnittsalter der Mitglieder des Carrera Club Oberberg liegt zwischen 30 und 40 Jahren. Der jüngste Teilnehmer, Leon Hrin ist gerademal Sieben, der älteste Fahrer, August Sträßer ist stolze 68 Jahre alt. Getroffen wird sich jeden Montag in Bickenbach, zweimal nur zum Training und an zwei Abenden finden Rennen statt.

Natürlich hat sich das Initiatoren-Gremium, Jens Gerlach, Andreas Höne, Michael Moes, Karsten Koppelberg und Thomas Sträßer auch strenge Sportwagen-Reglements überlegt, die natürlich auch den nationalen Anforderungen der Carrera-Rennszene entsprechen. So ist die Wahl des Chassis jedem Fahrer freigestellt, Motor, Reifen und Gewicht hingegen unterliegen strengen Auflagen. Beispielsweise darf maximal mit einer Achsbreite von 82 Millimeter und einem Gesamtgewicht von 190 Gramm am Rennen teilgenommen werden.

[Computergesteuert wird die Zeit gemessen - auf Monitoren rund um die Strecke können die Ergebnisse abgelesen werden.]

Rennen gibt es in den verschiedensten Kategorien. Neben einer eigenen DTM-Serie und diversen vier- beziehungsweise 24-Stunden-Rennen wird eigens auf der Bickenbacher Bahn die „Kampf der Zwerge“-Meisterschaft ausgefahren. Hierbei handelt es sich um ein Rennen für historische Touren- und Sportwagen. Die Rennen finden im Rahmen der Clubabende zwischen der Scuderia Siegen, des Ralf Lange Racing Bergneustadt und des Carrera Club Oberberg statt.

Es erfolgt keine Gesamtwertung, denn jedes Rennen soll als eine Einzelveranstaltung gesehen werden. „Das Interessante daran ist, dass man Teamchef, Mechaniker und Fahrer in einer Person ist. Dadurch ist die Bandbreite in den einzelnen Einsatzbereichen natürlich größer“, sagt Sträßer. Vor jedem Rennen muss das Team, bestehend aus zwei Fahrern, den Wagen durch die Rennleitung kontrollieren lassen. Danach wandert das Fahrzeug in den sogenannten „Parc Ferme“, damit nichts mehr an Motor, Reifen oder Chassis verändert werden kann.

[Vor dem Lauf werden die Wagen durch die Rennleitung unter die Lupe genommen und penibel kontrolliert.]

Jedes Rennen dauert sechs mal vier Minuten, wobei nach jedem einzelnen Lauf automatisch die Stromversorgung der Carrera-Bahn unterbrochen wird, damit ein Spurwechsel erfolgen kann. „Dies wird gemacht, damit die Chancengleichheit gegeben ist und man nicht immer neben dem selben Gegner startet“, erklärt Sträßer. Am Ende jedes Rennens hat der Fahrer gewonnen, der die meisten Runden auf der Strecke absolviert hat.



[Mit viel Spaß und Eifer sind die Fahrer und Konstrukteure bei der Sache, um ihren Wagen für das jeweilige Rennen auf "Vordermann" zu bringen.]

Vom 17. bis 19. August steht für die Oberberger beim Moerser-24-Stunden-Rennen das nächste Großereignis an. Eine Woche später, am Samstag den 25. August ist dann die NRW-Serie „Vintage Oldtimer“ auf der Engelskirchener Bahn zu Gast. In dieser Serie starten Rennautos die vor 1964 gefahren sind, beispielsweise Chevrolet Corvette, Ferrari 250 GTO, Jaguar E und Mercedes 300 SLR.

Gefahren und trainiert werden kann jeden Montag ab 19 Uhr, sowie jeden zweiten Mittwoch. Dies ist auch der Tag für Einsteiger und interessierte Carrerabegeisterte, die mit Rennwagen im Maßstab 1:32 gerne mit an den Start gehen können.

Einen Rennkalender und sämtliche Informationen gibt es auf der Homepage des Clubs, unter: www.carrera-club-oberberg.de. Gäste sind jederzeit herzlich willkommen und auch Leihautos stehen immer zur Verfügung.

[Hochkonzentriert waren diese vier Teilnehmer vor dem Rennen beim "Warm Up" an den Drückern.]




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