Archiv

Wie aus Wolken Spiegeleier werden

mho; 1. May 2007, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Wie aus Wolken Spiegeleier werden

mho; 1. May 2007, 00:00 Uhr
(mho/12.4.2007 AKTUALISIERT vom 6.3.2007) Wiehl - Johanniter- Tagespflegehaus in Wiehl zeigt Bilder des an Alzheimer erkrankten Künstlers und Werbefachmanns Carolus Horn.
Seine Werbekampagnen sind bis heute in aller Munde: Der 1921 in Wiesbaden geborene Werbegrafiker und Werbetexter Carolus Horn schuf Slogans wie „Alle reden vom Wetter. Wir nicht“, „Nur Fliegen ist schöner“ oder „Es gibt viel zu tun. Packen wir's an". Carolus Horn starb 1992 im Alter von 71 Jahren an der Alzheimer Krankheit, acht Jahre zuvor hatten sich die ersten Symptome des fortschreitenden Hirnleidens – auch in seinem künstlerischen Schaffen – bemerkbar gemacht.

Die zeichnerische Kreativität von Alzheimer-Patienten wurde bisher selten beschrieben. Wie sich die Kunstproduktion unter dem Einfluss dieser Demenzerkrankung verändert, zeigen die Bilder Horns sehr eindrucksvoll: Zunächst verschwimmen die räumlichen Bezüge, die Dreidimensionalität geht verloren; später werden seine Bilder naiver, ornamentaler. Bei fortgeschrittenem Krankheitsverlauf wurden Bildelemente immer stärker reduziert und schematisiert; exemplarisch stand dafür die Art der Himmels- und Wolkendarstellungen. Anfangs noch sehr detailliert und realistisch dargestellt wurden sie zum Ende der Krankheit - nach fast zehn Jahren - zu schematischen Bildelementen..

Die Werke von Carolus Horn zeigt das Johanniter-Tagespflegehaus in Wiehl von Dienstag, 17. April, bis Freitag, 27. April, unter dem Titel „Wenn aus Wolken Spiegeleier werden“. Eine Veranstaltung zur Ausstellung gibt es am Sonntag, 22. April, um 11 Uhr im Johanniter-Haus an der Homburger Straße 7 in Wiehl. Schirmherrin ist Wiehls Vizebürgermeisterin Bianka Bödecker.

Bei der Veranstaltung informiert der Waldbröler Neurologe Dr. Michael Voßkämper über die Krankheit, über Ursachen, Therapien und Prävention. Den Künstler Horn und seine Werke bringt Hanna Fischer-Wolter, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Nürnberger Unternehmens Novartis, den Gästen näher. Das Pharma-Unternehmen Novartis ist Eigentümerin der Bilder. „Mit der Ausstellung wollen wir auf die Auswirkungen der Erkrankung auf die Betroffenen und ihre Angehörigen aufmerksam machen“, sagt Peter Dünnwald, der Leiter des Johanniter-Tagespflegehauses. Bundesweit gibt es ungefähr eine Million Demenz-Patienten, von denen 700.000 an Alzheimer erkrankt sind. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft in Berlin rechnet bis zum Jahr 2050 mit etwa 2,3 Millionen Demenz-Kranken.

Auf die steigende Anzahl der Erkrankungen reagiert auch das Johanniter-Tagespflegehaus. In der teilstationären Einrichtung werden täglich zwischen 8 und 17 Uhr - auch stundenweise - Senioren betreut. „Unser Alltag orientiert sich an den Ressourcen unserer Gäste“, sagt Leiter Peter Dünnwald. „Als das Tagespflegehaus vor fast zehn Jahren eröffnet wurde, waren rund zehn Prozent unserer Gäste dement, heute ist mehr als die Hälfte von ihnen an Alzheimer und Altersverwirrtheit erkrankt." Nicht selten seien die Angehörigen mit der Betreuung der Erkrankten überfordert. „Darum bieten wir ihnen im Tagespflegehaus eine Entlastung an“, erklärt Dünnwald.

WERBUNG