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Klaus Gläser: Ein Hesse, der Oberberg mit liebenswürdiger Offenheit eroberte

mho; 1. Feb 2007, 00:00 Uhr
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Klaus Gläser: Ein Hesse, der Oberberg mit liebenswürdiger Offenheit eroberte

mho; 1. Feb 2007, 00:00 Uhr
(mho/17.1.2007-20:55) Von Martina Hoffmann
Wiehl - Fast 13 Jahre stand er an der Spitze der Volksbank Oberberg. Er prägte das Gesicht der „neuen“ Genossenschaftsbank maßgeblich, um nun das hochseetaugliche "Voba-Schiff" auf voller Fahrt in bewährte Hände zu übergaben: Klaus Gläser feierte heute Abschied als Vorstandsvorsitzender.
[Bilder: Martina Hoffmann --- Klaus Gläser im Kreise seiner Ex-Kollegen. Natürlich ließ es sich auch Landrat Hagen Jobi nicht nehmen, dem ehemaligen Volksbank-Vorstand seine besten Wünsche für den wohl verdienten Ruhestand zu übermitteln]

Christian Peter Kotz fand heute im funkelnagelneuen Anbau der Wiehler Hauptgeschäftsstelle sehr persönliche Worte zum Abschied von Klaus Gläser. Als Gewinn für die damals noch als Raiffeisenbank Wiehl agierende Kasse bezeichnete der Vorsitzende des Aufsichtsrates den Mann aus dem hessischen Wallau an der Lahn, der am 1. Februar 1994 als Vorstandsvorsitzender sein Amt antrat.

Unter seiner geschickten Führung seien nicht nur Fusionen gelungen, sondern man habe auch gegen manch Skeptiker konsequent die die dezentrale Ausrichtung verfolgt und sei so mit einer stolzen Bilanzsumme von über zwei Milliarden Euro die zweitgrößte Genossenschafts im Rheinland - und unter den Top 25 im Bundesgebiet. Ein Erfolg, den man Gläsers analytischen Fähigkeiten, seinem Talent, klaren Aussagen und allen voran Motivation und Menschlichkeit zu verdanken habe. “Vertrauen, Sympathie und Wertschätzung, davon war unser Verhältnis geprägt und dafür möchte ich ihnen herzlich danken“, fand Kotz die treffenden Worte in seiner Laudatio.

[Nach seiner Laudatio überreichte Christian Peter Kotz Klaus Gläsers Ehefrau Marianne einen dicken Blumenstrauß.]

Werner Böhnke, Vorstandsvorsitzender der WGZ Bank, überbrachte den Dank und beste Wünsche des gesamten genossenschaftlichen Verbundes. Obwohl Gläser ja ursprünglich von den Sparkassen käme - er war 1991 bis 1994 Vorsitzender der Sparkasse Marburg - so verließe nun ein `waschechter` Verbundmann die Bühne, der der Volksbank Oberberg das Profil eines mitgliederorientierten Finanzdienstleisters gegeben habe. Trotz Internetboom und ultramodernen Management- Methoden glaubte er steht’s mit recht an die Renaissance des Filialgeschäftes.

“Sie haben gezeigt, das kaufmännischer Sach- und ein gesunder Menschenverstand in aller Regel die stabileren Begleiter von Entscheidungen sind“, so Böhnke. In einer Zeit, in der sich alles ausschließlich am wirtschaftlichen Erfolg orientierte, werde vieles mit menschlicher Unzulänglichkeit erklärt, wo es doch viel trefflicher wäre, von unzulänglicher Menschlichkeit zu sprechen. “Kollegialität, Menschlichkeit und begeistern und begleiten können, das macht sie aus.

Einen Dank der ganzen Region überbrachte Landrat Hagen Jobi: “Sie haben die Volksbank Oberberg geschmiedet und damit die wirtschaftliche Kraft einer ganzen Region und den Willen zur Gemeinsamkeit gestärkt.“ Jobi erinnerte an so manche zähe Abstimmung, als es um die Fusionen der Banken ging. “Wir gönnen ihnen natürlich die Rückkehr in die Heimat, aber auf dem Oberberg-Konto werden sie immer ein Guthaben vorfinden“, so Jobi.

Auch Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, der als Wiehler Hausherr für alle oberbergischen Städte und Gemeinden sprach, konnte sich an so manchen Lokalcolorid erinnern. Auch an die Überlegungen der Oberberger, was wohl so ein Hesse hier herlockte. „Aber als gestandener Mann wusste sie schon, was man tut, wenn einem die Bank zu klein ist“, resümierte Becker-Blonigen.

[Stehende Ovation nach Klaus Gläsers Dankesworten.]

„Sie waren Partner der oberbergischen Kommunen und konnten Stärke und Größe mit der Präsens vor Ort vereinen“, so das Stadtoberhaupt. Leider sei es nie ganz gelungen, die gesamte Familie ins Bergische zu locken, aber es sei stets ein Platz frei und diese jederzeit herzlich Willkommen. “Wen man nun einen Gefangenen in Güte `entlässt`, so war das ehemals Anlass für eine Amnesty gewesen - heute jedoch will ich die Knöllchen, die im Wiehler Parkleitsystem auflaufen, Ihnen zu ehren freistellen“, juxte Becker-Blonigen.

Auch die Nachbarn waren geladen, und so sprach Frank Hardy als Vorstandssprecher der VR-Bank Bergisch Gladbach-Overath-Rösrath für den Bankleiterkreis des Bergischen Landes seinen Dank für die kollegiale und vertrauenswürdige Zusammenarbeit aus.

Gläsers Nachfolger Ingo Stockhausen ergriff das Wort auch für seinen Kollegen Manfred Schneider und dankte für so manche Trainingseinheit, die man von Gläser erhalten habe. Ein Klassiker Gläsers sei die Devise gewesen `der Mensch steht im Mittelpunkt unseres Handelns`. Keine leeren Worte, sondern gelebte Tugend, weshalb man den Vorgesetzten als Kollegen und Mensch schätze.

[Gläsers Nachfolger Ingo Stockhausen dankte seinem Ex-Chef auch für so manche wichtige Trainingseinheit.]

Fröhlichkeit und Humor habe die Zusammenarbeit immer leicht gemacht, Partnerschaft, Vertrauen, Integrationsfähigkeit und eine gewisse Gelassenheit so manche Klippe umschiffen lassen. Fusionieren heiße nicht Zahlen addieren, sondern Menschen zusammenbringen war das Kredo, das Erfolg brachte. Auch im Namen der Ex-Kollegen Helmut Hombach, Dieter Döhl und Günther Kalkuhl betonte Stockhausen: “Wir hatten eine wunderbar glückliche Zeit und hätten eigentlich Vergnügungssteuer zahlen müssen.“ Gerührt dankte der neue VoBa-Chef für eine behutsame Übertragung der Verantwortung. „Sie haben eine perfekte Grundlage gelegt, eine hoch profitable Bank mit einer leistungsfähigen und motivierten Mannschaft nun weiter in eine positive Zukunft zu führen.

Das nicht nur die „hohen Herren“, sondern das gesamte gut vierhundert Mann starke VoBa-Team den Abschied ihres Kapitäns bedauert, brachte Betriebsratsvorsitzende Martina Koch zum Ausdruck. “Ihre Mannschaft sagt danke, danke für ein harmonisches Miteinander, für einen sicheren Arbeitsplatz, für ihre Menschlichkeit gerade auch in schwierigen Situationen, für ihr Vertrauen in unsere Fähigkeiten.“

Koch betonte, wie sehr man es geschätzt hätte, dass die `Tür jederzeit offen stand „für Fragen und Sorgen auch im privaten Bereich.“ Und dass wohl kein Vorstand je so leidenschaftlich mit Prüfungsverbänden diskutiert habe. “Mit ihrer Alterszeitregelung haben sie sich Schritt für Schritt ganz leise von uns verabschiedet und uns in guten Händen zurückgelassen“, dankte Martina Koch.

Überwältigt von so viel Lob wies Klaus Gläser darauf hin, dass er mit Christian Peter Kotz beste Unterstützung, ein starkes Rückrat und ein solides Fundament gehabt habe, und mit einem hoch motivierten, vertrauensvollem Kollegenteam auf eine hervorragende Basis bauen konnte. Auch die konstruktive Zusammenarbeit mit Kommunen, Kreis und Nachbarn habe zum Erfolg beigetragen.

[Für seine Familie hat Klaus Gläser nun endlich mehr Zeit.]

“Diese unsere Bank hat mich mit allen Facetten ergriffen, und ich bin dankbar, am Erfolg mitgewirkt zu haben“, strahlte Gläser. Er könne nun den Kollegen Stockhausen und Schneider ein Schiff auf dem rechten Kurs übergeben und wünsche alles Glück und allzeit eine Hand breit Wasser unter dem Kiel. Unter Standing Ovations ging sein Dank auch an die bessere Hälfte Marianne, ohne deren freiwilliges Verständnis er sich nie so engagiert haben könne. Bei den Kindern war dies wohl eher ein erzwungenes Verständnis, gab Gläser unumwunden zu, was er nun an dem Enkel wieder gutzumachen gedenke.

Im Ruhestand erwartet Gläser nicht nur der aktive Seniorenkreis der Bankleiter, sondern auch die familieneigene Zossen. “Reiten kann er zwar nicht so gut, aber kümmern mag er sich gerne um die Tiere die eigentlich unserer Tochter gehören“, verriet Marianne Gläser. Daneben ist Gläser seit Jahrzehnten Anhänger der `Bergjungs` - einer immer noch jung gebliebenen Männerriege, die regelmäßig die „Knoblauchhütte“ erwandert und dort zünftigen Gedankenaustausch betreibt. “Früher war es oberstes Gebot, nicht vom Geschäft zu reden - nun im gesetzten Ruhestand können wir wohl damit anfangen“, ist man sich unter den Freunden einig.

Enkel Max aber wird wohl an meisten Zeit in Anspruch nehmen. “Das, was er sonst terminlich nicht geschafft hat, holt er jetzt mit Freuden beim Enkelchen nach“, weiß Ehefrau Marianne. Langeweile wird also bei den Gläsers im Hessischen nicht aufkommen, und mit Ingo Stockhausen und Manfred Schneider ist die Volksbank bestens für die Zukunft aufgestellt, ist sich Klaus Gläser sicher.



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