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30:32 - Happe kündigt nach arrogantem Auftritt Konsequenzen an

pl; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
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30:32 - Happe kündigt nach arrogantem Auftritt Konsequenzen an

pl; 14. Apr 2005, 21:00 Uhr
(pl/25.11.2000-19:50) Von Peter Lenz
Gummersbach - Nach einer 30:32-Niederlage gegen den TSV GWD Minden rutscht der VfL Gummersbach nun endgültig ins Niemandsland der Handball-Bundesliga ab.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Trotz Manndeckung gegen Kyung-Shin Yoon traf der Koreaner zehnmal ins Schwarze, konnte aber ebenso nicht die verdiente Niederlage gegen Minden verhindern wie Jörn Ilper, der einen schwachen Tag erwischte. Die Ex-Gummersbacher Aaron Zierke (20) und Tomas Axner (rechts) dagegen feierten nach dem Abpfiff ihren 32:30-Sieg.]



Das war schon wirklich eine Frechheit, was die völlig desolat auftretenden Gummersbacher heute ihren Fans in der Halle und auch den tausenden von Zuschauern am Fernseher gegen eine angeschlagene Mindener Mannschaft zeigten. Zu keinem Zeitpunkt der insgesamt schwachen Partie hatte man im VfL-Lager den Eindruck, die Mannschaft von Trainer Thomas Happe könnte, und vor allem wollte hier und heute zwei wichtige Punkte einfahren. "Das war eine einzige Katastrophe und wird Konsequenzen haben", hielt Happe nach dem Spiel bei der Pressekonferenz nicht mit harter Kritik zurück (siehe Trainerstimmen im Bericht unten).

[Mindens Spielmacher Talant Dujshebajev bekam die VfL-Deckung trotz Sonderbewachung nie in den Griff.]



VfL Gummersbach - TSV GWD Minden 30:32 (13:16).



Drei Punkte waren am Ende ausschlaggebend für die bittere Heimschlappe: Zum einen war heute keine Spur von Mannschaftsgeist in der VfL-Truppe zu spüren, dann offenbarte die Deckung eklatante Schwächen und letztendlich waren die Außen mit Sead Kurtagic, Andreas Blank und Jörn Ilper absolute Totalausfälle.



Bereits nach fünf Minuten lag die konsterniert auftretende VfL-Mannschaft mit 1:3 zurück. Zweimal Jan Fiete Buschmann und Frank von Behren hatten die ohne ihre beiden wichtigen Routiniers Dimitri Kusilew (Kapselriss) und Blazo Lisicic (Nasenbeinbruch) angetretenen Mindener in Front gebracht. Zwar erzielte Oleg Khodkov per Tempogegenstoß den 3:3-Ausgleich, aber danach war Schicht im Schacht. Es sollte der erste und letzte Ausgleich der Oberberger sein.



Trotz einer numerischen Unterzahl der Gäste - Aaron Zierke saß auf der Strafbank - ließ Frank von Behren Minden auf 7:3 (13.) davonziehen. Talant Dujshebajev erhöhte sogar auf 8:3. Zu diesem Zeitpunkt hatten Jörn Ilper, Ian Marko Fog, Kyung-Shin Yoon und Oleg Khodkov bereits Fehlwürfe verbucht. Happe nahm eine Auszeit - ohne Erfolg. Zwar klappte nach der Einwechselung von Umberto Braijkovic für den angeschlagegen Oliver Plohmann das Angriffsspiel etwas besser, aber in der Deckung kamen die Gummersbacher auf keinen grünen Zweig.

[Trotz Grippe zählte Umberto Brajkovic zu den wenigen Lichtblicken im VfL-Lager. Hier überwindet der Schwede Frank Habbe und Frank von Behren.]



Immer wieder war es Talant Dujshebajev, der den VfL in Verlegenheit brachte, obwohl man sich im VfL-Lager vor der Partie auf ihn eingestellt hatte. So bekamen die Blau-Weißen den "Welthandballer" nie in den Griff. Jörn Ilper, Andreas Blank und Oleg Khodkov - alle versuchten nacheinander, die Kreise des Spielmachers einzuengen - ohne Erfolg. Am Ende standen acht blitzsaubere Tore und zahlreiche gute Anspiele auf seinem Konto.



Bereits beim 13:16-Pausenrückstand, VfL-Kapitän Ian Marko Fog hatte mit einem schönen direkten Freistoß das 13. Gummersbacher Tor mit dem Halbzeitpfiff erzielt, zeichnete sich die dritte Heimniederlage des Rekordmeisters ab. Viel zu statisch agierten die Hausherren. Ganz anders die Mindener, die zwar ebenfalls kein überragendes Spiel machten, aber konsequenter zu Werke gingen, ihre Chancen nutzten und - was am wichtigsten war - als Mannschaft auftraten. Davon waren die Gummersbacher meilenweit entfernt.



Oleg Khodkov verkürzte zwar nach dem Wiederanpfiff auf zwei Tore (14:16), aber dichter sollte die Happe-Truppe nicht mehr an die Mannschaft von Trainer Aleksandre Rymanov herankommen. Auch aus einer doppelten (!) Überzahl - Aaron Zierke und Frank von Behren saßen ihre Strafe ab - konnten die Gummersbacher kein Kapital schlagen (45.): Zwar verkürzte "Nick" Yoon auf 22:24, aber im Gegenzug stellte Dujshebajev den alten Abstand wieder her. "In dieser Situation haben wir das Spiel verloren" so ein frustrierter VfL-Kapitän Ian Marko Fog nach dem Spiel. Yoon verkürzte zwar nochmals auf 26:28 (53.), aber der völlig verdiente Sieg der Ostwestfalen geriet nicht mehr in Gefahr. Über 30:27 (55. Dujshebajev) und 32:28 (58. von Behren) schaukelten die Gäste die zwei Punkte locker an die Weser.

[Fand klare Worte nach dem Abpfiff: Gummersbachs Trainer Thomas Happe, der seiner Mannschaft Arroganz vorwarf.]



Aleksandr Rymanow (TSV GWD Minden): "Nach den letzten drei Spielen hatten wir nur einen einzigen Gedanken: gewinnen - egal wie. Nach langer Zeit haben wir uns endlich mal wieder als Mannschaft mit viel Disziplin präsentiert. Ich bin froh, dass auch Talant Dujshebajev ein gutes Mannschaftsgefühl gezeigt hat. In der Abwehr hat vor allem Frank von Behren gut zugemacht."



Thomas Happe (VfL Gummersbach): "Meine Mannschaft hat bis heute nicht verstanden und umgesetzt, als Team aufzutreten. Wir haben heute gegen einen angeschlagenen Gegner gespielt. Wenn ich mir dagegen meine Mannschaft mit Weltklassespielern und Olympiasiegern anschaue, wie kann es dann möglich sein, dass man so desolat auftritt. Ich bin stinksauer!



Das ist unglaublich für jeden Zuschauer und die Verantwortlichen, die bemüht sind, den Verein in ruhiges Fahrwasser zu bekommen. Ich bin erschüttert, welche Leichfertigkeit, Arroganz und mangelnde Arbeitsauffassung einige meiner Spieler an den Tag gelegt haben. Wir werden uns vorbehalten, in einigen Fällen die Vertragsverhandlungen auf Eis zu legen."

VfL Gummersbach:



Stefan Hecker (1. bis 20.; 38. bis 60.)

Jan Stankiewicz (20. bis 38.)



Kyung-Shin Yoon (10/2)

Oliver Plohmann

Mirko Naber (n.E.)

Emir Kurtagic (n.E.)

Jörn Ilper

Andreas Blank (1)

Ian-Marko Fog (4)

Oleg Khodkov (8)

Sead Kurtagic

Umberto Brajkovic (7)





TSV GWD Minden:



Jörg-Uwe Lütt (1. bis 27.; 31. bis 49.)

Malik Besitevic (27. bis 31.; 49. bis 60.)



Frank von Behren (6/4)

Arne Niemeyer

Elmar Romanesen

Gustaf Bjarnason (4)

Frank Habbe

Talant Dujshebajev (8)

Tomas Axner (4)

Jan Fiete Buschmann (7)

Frank Carsztens (1)

Aaron Zierke (2)





Zuschauer: 1.200.



Siebenmeter: 2:4 - 2:4.



Zeitstrafen: 6:12 Minuten (zweimal Blank, Yoon - je zweimal von Behren und Zierke, Dujshebajev, Carstens.



Beste Spieler: Kyung-Shin Yoon, Umberto Brajkovic - Talant Dujshebajev, Jan Fiete Buschmann, Frank von Behren.



Spielfilm: 1:3 (5.), 3:3 (8.), 3:8 (14.), 7:9 (19.), 9:13 (25.), 13:16 - 15:18 (35.), 17:20 (37.), 18:22 (40.), 21:23 (44.), 25:28 (51.), 27:31 (56.), 28:32 (58.), 30:32.





Tabelle und Ergebnisse



[Mindens Frank von Behren (links) verwandelte alle Strafwürfe sicher und überzeugte in der Deckung, sehr zur Freude von GWD-Coach Aleksandre Rymanov (Mitte). Tomas Axner steuerte vier Treffer zum verdienten Mindener Sieg bei.]






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