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AG 60+ lud zum Vortrag

Red; 14. Nov 2006, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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AG 60+ lud zum Vortrag

Red; 14. Nov 2006, 00:00 Uhr
(Red./30.10.2006-11:25) Gummersbach – Auf einer Veranstaltung der AG 60+ erzählte die Türkin Emine Kayadibe von Schwierigkeiten ihrer Landsleute in Deutschland.
Emine Kayadibi, geboren in der Türkei, lebt seit 35 Jahren in Gummersbach, arbeitet als Dolmetscherin bei der Caritas und betreut Kinder in der offenen Ganztagsschule in Marienheide. Sie schilderte die Schwierigkeiten ihrer Landsleute. In Anatolien herrscht auf dem Land bittere Armut. Die Menschen wandern daher ins Ausland oder in die türkischen Großstädte. Die in Deutschland eingewanderten Türken sind, wie sie berichtet, aus einer archaisch geprägten Gesellschaft in die moderne geraten. Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Integration seien Sprachkenntnisse. Wie Kayadibi sagt, beginnen die Probleme in der Kindererziehung. Den Jungen wird ein dominantes Männerbild eingeprägt, während Mädchen, penibel kontrolliert, auch vielfach daran gehindert werden, einen Beruf zu erlernen.

Aus der Türkei kommende Ehefrauen verstehen meist kein Deutsch und haben in der Regel keinen Beruf erlernt. Sie seien isoliert, können ihren Kindern bei Sprachschwierigkeiten nicht helfen, und so gebe es auch in der dritten lebenden Generation erheblich Integrationsprobleme. Inzwischen müssen Ehefrauen oder auch Ehemänner, die einwandern wollen, einen erfolgreichen Deutschkurs absolvieren. Die Behörden sind zur Kontrolle verpflichtet und es bestehe die Hoffnung, dass sich die Situation langfristig verbessert. Es sei auch sehr wichtig, keine geschlossenen Türkensiedlungen enstehen zu lassen, was teilweise geschehen sei und zur Bildung einer Parallelgesellschaft beigetragen hat.

Ehemalige Steinmüller Mitarbeiter berichteten, dass türkischen Kollegen gleichberechtigt behandelt wurden und bei Problemen zum Beispiel die Gewerkschaft geholfen habe. Eva Schrader hat als Erzieherin in ihrer aktiven Zeit tunesische, spanische, italienische, jugoslawische und auch türkische Kinder betreut. Probleme habe es nur mit türkischen Jungen gebeben. Sie konnten es teilweise nicht ertragen, einer fremden Frau zu gehorchen. In kritischen Situationen war von den Eltern keine Unterstützung zu erwarten. Kayadibi hat in Gummersbach und Oberberg wenig negative Erfahrungen als Türkin gemacht. In ihrer Familie ist man offen mit der Situation umgegangen. Ihr Vater hat sie bei Klassenfahrten ermuntert, mitzufahren, um so ein Stück Umwelt kennen zu lernen. In Deutschland lebende Türken müssen offen für die Mehrheitsgesellschaft werden und auch mehr Selbstbewusstsein gegenüber ihren in der Türkei lebenden Landsleuten entwickeln.

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