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Glanzloser, aber wichtiger Auftaktsieg des VfL - Narcisse und Sigurdsson die Top-Torjäger
(pl/26.8.2006-22:55) Von Peter Lenz
Gummersbach Mit einem 35:32-Sieg gegen den Aufsteiger aus Hildesheim sind am Abend die Handballer des VfL Gummersbach in die neue Saison gestartet Wermutstropfen: Alexis Alvanos schied in der 25. Minute verletzt aus.
[Bilder: Michael Kleinjung --- Licht und Schatten bei Momir Ilic. Hier jedoch verwandelt er sicher gegen Hildesheims Keeper Katsigiannis.]
Gelungenes Debüt für die neun neuen Gummersbacher heute in der Eugen-Haas-Halle: Vor 1.631 Zuschauern feierte die Mannschaft um Trainer Alfred Gislason einen zwar glanzlosen, aber wichtigen 35:32-Sieg gegen den engagiert kämpfenden und gut spielenden Aufsteiger Eintracht Hildesheim. Ungleich schwerer wird dagegen der nächste Auftritt bereits am kommenden Mittwoch, wenn die VfL-Cracks ohne etatmäßigen rechten Rückraumspieler beim Wilhelmshavener HV auskommen müssen. Dann nämlich wird neben dem langzeitverletzten Denis Zakharov auch Alexis Alvanos fehlen.
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Der griechische Neuzugang verletzte sich heute in der 25. Minute am Oberschenkel und schied aus. Bereits eine Stunde nach Spielende konnte die medizinische Abteilung aber zumindest teilweise Entwarnung geben. Mannschaftsarzt Dr. Thomas Koppelberg war mit dem Pechvogel direkt in seine Praxis gefahren. Die Ultraschall-Untersuchung ergab einen leichten Muskelfaserriss. Mittwoch wird er zwar definitiv fehlen, aber unter Umständen kann der Linkshänder am nächsten Samstag beim Kölnarena-Saisondebüt gegen Magdeburg wieder an Bord sein.
VfL Gummersbach Eintracht Hildesheim 35:32 (17:17).
[Lichtblick: VfL-Schlussmann Goran Stojanovic machte seinen Part insgesamt sehr gut.]
Um das Fazit vorweg zu nehmen, die Gummersbacher haben noch einen weiten Weg vor sich, wenn am Saisonende tatsächlich wieder die Champions League-Teilnahme gesichert sein soll. Zwar zeigte man heute zum Auftakt schnellen Handball mit teils schönen Spielzügen die Handschrift von Neutrainer Gislason ist unverkennbar , aber der Teufel steckt bekanntlich im Detail.
Vor allem im ersten Durchgang stand zum Beispiel die 5:1-Deckung mit einem gewohnt vorgezogenen Gudjon Valur Sigrudsson alles andere als sicher. Immer wieder fanden die zugegebener Maßen keineswegs wie ein letztjähriger Zweitligist aufspielenden Gäste eine Lücke zum Tor. Nur gut, dass VfL-Schlussmann Goran Stojanovic, der vom Trainer den Vortritt vor dem noch etwas angeschlagenen Nandor Fazekas und Christian Ramota bekommen hatte, einen guten Einstand gab und einige Bälle der Gäste heraus fischte. Am Ende standen 14 Paraden, darunter zwei entschärfte Siebenmeter, bei ihm zu Buche.
Und auch im Angriff lief noch längst nicht alles rund. Wie bereits erwähnt ließ man zwar den Ball schnell laufen und kreuzte häufig die Wege, aber viele kleine individuelle Fehler sorgten dafür, dass zur Pause beide Mannschaften mit 17 markierten Treffern pari in die Kabine marschierten. Dabei hatten die Hausherren den Start völlig verschlafen. Nachdem die Hildesheimer zwischenzeitlich mit 5:2 in Front lagen, rollte der VfL-Express erst langsam an. Sigurdssons erster Saisontreffer brachte den Ausgleich (8:8), ehe Alvanos, Narcisse und erneut Sigurdsson die Gummersbacher auf 11:9 vorlegen ließen.
[Mister Zuverlässig: VfL-Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson traf neun Mal ins Schwarze.]
Der Schock dann in der 25. Minute. Alexis Alvanos verletzte sich bei einer Angriffsaktion und schied verletzt aus. Coach Gislason schickte seinen einzig verbleibenden Linkshänder und gelernten Rechtsaußen Michael Spatz in den rechten Rückraum ein unübersehbarer Bruch im VfL-Angriff. Die Gäste nutzten die Gunst der Stunde und kämpften sich wieder auf 17:17 heran. Zu diesem Zeitpunkt hatte Gästecoach Valerij Gopin bereits Georgi Nikolov auf Gummersbachs Spielmacher Daniel Narcisse angesetzt.
Offenbar fand Gislason in der Pause das passende Rezept, denn nach dem Seitenwechsel kamen die Hausherren mit den Handicaps besser zurecht. Der Trainer hatte Bennet Wiegert als Spielmacher ins Rennen gebracht. Der kurz gedeckte Narcisse wechselte auf die vakante rechte Rückraumposition, und binnen vier Minuten hatte sich der VfL ein kleines Drei-Tore-Polster hergespielt 20:17 durch ein Sigurdsson-Tor und zwei Strafwurf-Treffer von Momir Ilic.
Gummersbach baute den Vorsprung über 25:19 (41.) auf 31:24 (51.) aus, aber dann wollten alle mit schönen Toren glänzen und spielten egoistisch, ärgerte sich Gislason, dass es am Ende sogar noch einmal eng wurde. Die leichtfertig vergebenen VfL-Chancen bestraften die Eintracht-Handballer postwendend mit schönen Treffern.
Zwei Minuten vor Schluss verwandelte Pierre Limberg einen Strafwurf zum 30:33 aus Hildesheimer Sicht. Zwar konterte Gummersbachs Sigurdsson zum 34:30, aber Sven Christophersen und Routinier Sven Lakenmacher ließen 50 Sekunden vor dem Abpfiff nochmals einen Funken Hoffnung aufkommen. Bennet Wiegert machte 35 Sekunden vor Toresschluss den Sack zu.
[Daniel Narcisse (rechts) nahm Coach Alfred Gislason (links) aus seiner Pauschalkritik heraus. Der Franzose markierte trotz Manndeckung zehn Treffer und gefiel zudem auf der Spielmacher-Position.]
Einzelkritik
Unter dem Strich also viel Licht und Schatten. Die starken Torgaranten Sigurdsson und Narcisse überzeugten größtenteils, durchwachsen dagegen der erste Pflicht-Auftritt vom Halblinken Momir Ilic. Alexis Alvanos leistete sich erst drei Fahrkarten, ehe er drei Bälle sauber versenkte und dann verletzt die Segel streichen musste. Bennet Wiegert machte seine Sache als Regisseur im zweiten Durchgang ordentlich, ebenso Christian Ramota, der in den letzten sechs Minuten zwei wichtige Bälle hielt, und Linksaußen Vedran Zrnic mit vier Treffern.
Abwehrspezialist Sverri A. Jakobsson kam in der 14. Minute für Alvanos in die Deckung und rüttelte die Gummersbacher nach dem verschlafenen Start wach. Er gab der Abwehr zwar etwas Stabilität, aber an Sicherheit mangelte es nach wie vor. Nach der Pause standen die Abwehrrecken etwas besser. 42 Minuten war von Kreisläufer Robert Gunnarsson rein gar nichts zu sehen, bis der Isländer endlich mal einen Ball nach schönem Wiegert-Zuspiel zu packen bekam. Zum Schluss war er dreimal erfolgreich. Michael Spatz konnte bei seinen Kurzeinsätzen keine Akzente setzen; Jörg Lützelberger hütete 60 Minuten die Bank.
[Pechvogel Alexis Alvanos schied bereits in der 25. Minute verletzt aus.]
Trainerstimmen
Alfred Gislason (Gummersbach): Insgesamt war es kein hochklassiges Spiel. Ich bin natürlich zufrieden, dass wir gewonnen haben. Mit dem Spiel selbst bin ich nicht zufrieden. Phasenweise haben wir in der ersten Halbzeit in der Abwehr zu viele leichte Tore zugelassen und im Angriff zu überhastet agiert. Als Alvanos ausfiel, verloren wir etwas den Faden. In der zweiten Hälfte war die Abwehrleistung besser, so kamen wir auf sechs, sieben Tore weg. Leider haben dann einige zu egoistisch gespielt.
Valerij Gopin (Hildesheim): Wir haben uns heute sehr gut verkauft, ich bin mit unserer Leistung absolut zufrieden. Lediglich die vielen Ballverluste und die daraus resultierenden Tempogegenstöße haben das Spiel zugunsten Gummersbach entschieden.
VfL Gummersbach
Nándor Fazekas (nur zu einem Siebenmeter eingewechselt)
Goran Stojanovic (1.-54. / 14 Paraden, darunter zwei Siebenmeter)
Christian Ramota (54.-60. / 2 Paraden)
Bennet Wiegert (1)
Daniel Narcisse (10/1)
Momir Ilic (5/3)
Sverri A. Jakobsson
Robert Gunnarsson (3)
Michael Spatz
Alexis Alvanos (3)
Gudjon Valur Sigurdsson (9)
Jörg Lützelberger (n.e.)
Vedran Zrnic (4)
Eintracht Hildesheim
Nikolas Katsigiannis (10 Paraden, darunter ein Siebenmeter)
Michael Krieter (nur zu einem Siebenmeter eingesetzt)
Sven Lakenmacher (6)
Georgi Nikolov (3)
Sven-S. Christophersen (4/1)
Jürgen Weber (1)
Marius Kasmauskas (5)
Dennis Mathews
Viatcheslav Gorpishin
Pierre Limberg (4/2)
Oliver Tesch (5)
René Boese (3)
Otto Fetser
Robertas Pauzuolis (1)
Zuschauer: 1.631.
Schiedsrichter: Wolfgang Heinz, Günter Hock.
Siebenmeter: 5/4 5/3 (Ilic scheitert an Katsigiannis; Christophersen und Boese an Stojanovic).
Zeitstrafen: 10:4 Minuten (Jakobsson, dreimal Gunnarsson, Zrnic Limberg, Tesch).
Beste Spieler: Stojanovic, Narcisse, Sigurdsson Lakenmacher, Tesch.
Spielfilm: 1:0 (2.), 2:5 (10.), 5:8 (14.), 8:8 (16.), 11:9 (19.), 13:10 (20.), 15:14 (26.), 17:17 (Halbzeit) 20:17 (34.), 22:19 (38.), 25:19 (41.), 28:21 (47.), 31:24 (51.), 32:28 (54.), 33:30 (58.), 35:32 (Endstand).
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