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Polizei hat Raser auf dem Kieker

hh; 8. Sep 2006, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Polizei hat Raser auf dem Kieker

hh; 8. Sep 2006, 00:00 Uhr
(hh/24.8.2006-15:05) von Hannah Hoffmann
Oberberg - Ein mit Videotechnik ausgestattetes Motorrad soll zukünftig Raser abschrecken und schneller überführen.
[Bilder: Mischa Peters --- Olaf Nahrgang, einer der „ProViDa“- Fahrer, zeigt die Videotechnik des Motorrades.]

Heute Vormittag stellte Landrat Hagen Jobi in Wipperfürth das Motorrad mit dem Namen „ProViDa“ für den „Rechtsrheinischen Qualitätszirkel zur Bekämpfung von Motoradunfällen“ in einem Pressegespräch vor. „ProViDa“ steht für „Proof Video Data Systems“ und beschreibt eine besondere Ausstattung mit einem Videorekorder und der dazugehörigen Bedientechnik. Das Krad, eine 1200er RT BMW, kann auf diese Weise bei der Verfolgung eines Rasers eine Videoaufzeichnung machen, die dem Betroffenen sofort gezeigt werden soll und hinterher Beweiszwecken dient. Allerdings ist das Rad mit über 50.000 € nicht gerade günstig.



[Vorne ist die Kamera befestigt, die die Raser filmen wird.]

Wie wichtig es trotzdem ist, aktiv gegen Verkehrunsfälle vorzugehen, zeigen Zahlen aus dem Jahr 2005: In NRW gab es in diesem Jahr 867 Tote durch Verkehrsunfälle, die Zahl der durch Straftaten vestorbenen Personen erscheint dagegen mit 290 noch gering. Allein im Oberbergischen Kreis starben im letzten Jahr 17 Menschen im Straßenverkehr, 271 wurden schwer verletzt. 90 Millionen Euro Schaden sind durch diese Unfälle in Oberberg entstanden. Finanzielle Verluste sollen aber mit dem Einsatz des Krades nur in zweiter Linie vermieden werden. „Wir wollen vor Allem das unermessliche persönliche Leid der Angehörigen von Verkehrsunfällen verringern“, erklärte Lutz Becker, Polizeioberrat und Leiter der Direktion Verkehr.

[Ein Videoband zeigt eine vergangene Verfolgungsjagd mit dem Motorrad.]

Eine Umfrage in Oberberg im Jahre 2003 ergab, dass mehr Leute Angst haben, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden, als einer Straftat zum Opfer zu fallen. Solche Verkehrsunfälle einzudämmen ist das große Ziel beim Einsatz des „Video-Krades“. Dabei kann natürlich nicht jeder Verkehrsunfall verhindert werden. „Wir haben die Raser auf dem Kieker, die überproportional über unsere schöne Landschaft jagen. Mit dem neuen Rad können wir die Verkehrsrowdys noch besser verfolgen“, so Landrat Hagen Jobi. Im Oberbergischen, im Rheinisch-Bergischen und im Rhein-Sieg-Kreis sollen die Motorräder in Zukunft eingesetzt werden. Sowohl das Motorrad als auch der Fahrer werden nicht besonders gekennzeichnet sein. Dabei gehe es aber nicht um Undercover-Ermittlungen, betonte Hagen Jobi. „Jeder soll wissen können, dass das Krad im Einsatz ist. Wir wollen uns nicht verstecken.“

Im linksrheinischen Bereich wurde das "Videokrad" bereits eingesetzt - mit großem Erfolg. In 450 Einsatzstunden konnten 400 Verstöße festgestellt werden. Es gebe in Köln im Vergleich zum Rest NRWs sogar eine rückläufige Tendenz von Krad-Unfällen, so Lutz Becker. „Wir führen das auf den Einsatz des Krades zurück.“ Solche Ergebnisse erhofft sich der „Rechtsrheinische Qualitätszirkel zur Bekämpfung von Motoradunfällen“ in der Region Oberberg auch. Mit dem „ProViDa“- Motorrad und der richtigen Strategie könnte das sogar gelingen. Lutz Becker zeigte sich jedenfalls kämpferisch: „Wir wollen die Raser verunsichern, die müssen überall damit rechnen erwischt zu werden.“

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