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Ende der Hoffnungen: Ab Montag Vollstreik am Gummersbacher Krankenhaus

bv; 18. Aug 2006, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Ende der Hoffnungen: Ab Montag Vollstreik am Gummersbacher Krankenhaus

bv; 18. Aug 2006, 00:00 Uhr
(bv/3.8.2006-21:30) Gummersbach – Nach ergebnislosen Gesprächen eskaliert der Ausstand – Selbst die Verlegung von Patienten wird ins Auge gefasst.
[Bild: Archiv --- Am Gummersbacher Krankenhaus eskaliert der Streik in der kommenden Woche.]

Ab dem kommenden Montag werden im Gummersbacher Krankenhaus in den meisten Abteilungen nur noch Notfall-Patienten behandelt. Nachdem es noch Anfang der Woche danach ausgesehen hatte, als ob der Ausstand beigelegt werden könnte, steht der Kreisstadt jetzt eine Streik-Eskalation ins Haus. Ein Gespräch der Ärzte mit dem Verwaltungsrat des Krankenhauses verlief zwar in sachlichen Bahnen, jedoch ohne Annäherung der unterschiedlichen Standpunkte. „Man hat uns in keiner Weise Kompromissbereitschaft signalisiert“, war Ärztesprecher Thomas Heuel enttäuscht.

Dabei strebe man eigentlich nur die Rückkehr zum status quo an und verlange neben anderen Arbeitszeitregelungen auch die Wiedereinführung des Bundesangestelltentarifs. Außerdem sei es für die Ärzte nicht akzeptabel, dass die Arbeitgeber Regelungen über die Köpfe der Mediziner hinweg mit Gewerkschaften träfen, in denen nur ein Bruchteil der Ärzte organisiert sei.

Ein geplantes Gespräch mit der Geschäftsleitung des Gummersbacher Krankenhauses fand schon gar nicht mehr statt, und die streikenden Ärzte entschieden sich heute in einer Vollversammlung einstimmig für eine erhebliche Verschärfung des Ausstands. So erwartet das Krankenhaus ab Montag einen unbefristeten Vollstreik, was bedeutet, dass quasi nur noch Notfall-Patienten behandelt werden. Lediglich zwei der acht Operationssäle stehen dann noch aufgrund des Personalmangels bereit. Auch die Verlegung von Patienten in andere Krankenhäuser dürfte kein Tabu mehr sein. Der Gummersbacher Klinik drohen jedenfalls erhebliche Einnahmeausfälle. Thomas Heuel sieht derzeit die Gefahr, dass zwischen Ärzte und übriges Krankenhaus-Personal ein Keil getrieben wird, da sich die Arbeitgeber mit der Gewerkschaft ver.di, wo etwa viele Pflegekräfte organisiert sind, in dieser Woche geeinigt hatten. „Aber wir können es nicht akzeptieren, dass wir genötigt werden, ein Ergebnis anzunehmen, ohne dass mit uns überhaupt geredet wurde“, meint Heuel.

Gummersbachs Bürgermeister Frank Helmenstein jedoch macht den Ärzten wenig Hoffnung, dass die Arbeitgeber nachgeben könnten. Mittlerweile sei eine Schmerzgrenze erreicht. Schließlich müssten die Einkommenszuwächse auch bezahlt werden. „Schon jetzt kostet allein die Einigung mit ver.di die Stadt Gummersbach im kommenden Jahr 600.000 Euro mehr“, so der Rathauschef. Weitere Ausgaben seien nicht zu verkraften und müssten mit Personaleinsparungen erkauft werden. Auch ein Verkauf des Krankenhauses könne nicht gänzlich ausgeschlossen werden.

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