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Fremdgegangen: Oberbergs "Theatermacher" Raimund Binder inszeniert 'Nathan der Weise' in Gemünden

Red; 17. Aug 2006, 00:00 Uhr
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Fremdgegangen: Oberbergs "Theatermacher" Raimund Binder inszeniert 'Nathan der Weise' in Gemünden

Red; 17. Aug 2006, 00:00 Uhr
(Red./2.8.2006-16:50) Wiehl – Bereits zum zweiten Mal ist der Regisseur Raimund Binder, den Theaterfans vom Schau-Spiel-Studio Oberberg bestens kennen, "fremdgegangen": Im Rahmen der Scherenburg-Festspiele inszeniert er in Gemünden an der Saale den Klassiker "Nathan der Weise".
[Bilder: Thomas Knura --- In Gemünden an der Saale ist zurzeit der Theaterklassiker "Nathan der Weise" in einer Inszenierung von Raimund Binder zu sehen. Bei der Premiere überzeugten Katharina Radon (Recha), Lothar Didjurgis (Nathan), Karin Offensberger (Sittah), Wolf-Guido Grasenick (Tempelherr) und Herbert Lochner-Großmann (Saladin).]

von Thomas Knura

Regisseur Raimund Binder, Theatermacher beim Schau-Spiel-Studio Oberberg, ist bereits zum zweiten Mal bei den Scherenburg-Festspielen in Gemünden an der Saale tätig. Nach „Figaros Hochzeit“ ist in diesem Jahr „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing dort zu sehen. Diesen Klassiker der deutschen Theaterliteratur hatte Binder bereits in der vergangenen Saison mit dem Schau-Spiel-Studio Oberberg erfolgreich auf die Bühne gebracht. Die Gemündener Scherenburg als Wahrzeichen der Stadt liegt auf einem Bergsporn an der Einmündung der Fränkischen Saale in den Main. Alljährlich finden hier die Scherenburgfestspiele statt. In den alten Ruinen ist ein wunderschönes Freilichttheater entstanden. Die Zuschauer sitzen auch bei Regen trocken unter einer Zelttribüne, aber mit Regen war diesmal nun wirklich nicht zu rechnen – im Gegenteil.

[Raimund Binder während der Proben auf der Scherenburg.]

Zum Stück: Die Titelrolle spielt sehr prägnant der durch verschiedene Engagements an Kölner Häusern auch in unserer Region bekannte Theaterschauspieler Lothar Didjurgis. Alle Rollen sind in Gemünden mit professionellen und semiprofessionellen Schauspielern besetzt. Die Inszenierung lebt von der Breite der Bühne und dem somit weit bespielbaren Raum. Daher ist diese Inszenierung auch nicht so dicht gestaltet wie die Wiehler.

Überhaupt hat Binder nicht einfach eine gelungene Inszenierung auf eine andere Bühne projiziert sondern sich die Mühe gemacht, dem Stück eine eigene Seele und eine, dem Umfeld entsprechende Färbung zu geben. Die Kargheit der Bühne und fehlende Requisiten sind gewöhnungsbedürftig lassen aber das Ambiente der alten Burggemäuer umso stärker wirken. Die Charaktere sind durchgängig treffend besetzt wobei insbesondere Wolf-Guido Grasenick als Tempelherr und Andreas van den Berg als Patriarch hervortraten.

Mehr als 500 Zuschauer erlebten einen gelungenen Theaterabend, dem die Handschrift von Raimund Binder sehr gut zu Gesicht stand. Lang anhaltendender Applaus belohnte die Akteure. Der Lärm der regelmäßig im Tal vorbeifahrenden Güterzüge scheint auch nur die auswärtigen Theaterbesucher zu stören.

Dem Einheimischen scheint´s, ähnlich wie der Fluglärm über den Salzburger Festspielen, nichts auszumachen. Raimund Binder meinte hierzu in der Pause: „Irgendwann fahren einem bei den Proben diese Züge durch´s Hirn. Ansonsten aber gefällt mir die „Gastarbeit“ und das Umfeld hier in Gemünden sehr gut. Ich bin zuversichtlich, dass diese Inszenierung noch nicht meine letzte auf der Scherenburg war.“

„Nathan der Weise“ in der Inszenierung von Raimund Binder kann noch am 10., 11. und 18. August in Gemünden gesehen werden. Ein Besuch lohnt sich. Vor den Vorstellungen lädt der Burgwirt zum Schlemmen in den historischen Burgkeller oder auf die Burgterrasse mit Panoramablick über das Maintal ein. Weitere Informationen unter www.scherenburgfestspiele.de

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