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Neues schonendes Verfahren in der chirurgischen Brustkrebs-Therapie am KKH Gummersbach

nis; 13. Jun 2006, 00:00 Uhr
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Neues schonendes Verfahren in der chirurgischen Brustkrebs-Therapie am KKH Gummersbach

nis; 13. Jun 2006, 00:00 Uhr
(nis/29.5.2006-14:10) Gummersbach - Ärzte aus Radiologie, Strahlentherapie und Gynäkologie hatten sich versammelt, um eine neue kombinierte nuklearmedizinische und operative Methode für Brustkrebs-Patientinnen vorzustellen.
[Bild: Nina Schmitt --- Dr. Achim Müller (v.l.n.r.), Dr. Peter Vacha, Dr. Magdalena Bajnok, Prof. Franz Klink, Dr. Anja Weishap und Dr. Hans-Dieter Borchers stellten heute die Sentinel-Lymph-Node-Biopsie vor.]

Die Rede ist von der Sentinel-Lymph-Node-Biopsie. Dahinter verbirgt sich die Entnahme des Wächterlymphknotens. „Wenn bei einer Frau ein Tumor in der Brust festgestellt wird, ist der Wächterlymphknoten die erste Filterstation der Lymphe aus der Brust, das heißt, hier liegt die höchste Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen eines Befalls mit Tumorzellen“, erklärt Dr. Anja Weishap, leitende Oberärztin der Gynäkologie. Das bedeutet, anhand dieses Knotens kann festgestellt werden, ob die Achsellymphknoten befallen sind oder nicht. Wenn diese befallen sind, müsen sie entnommen werden.

[Bild: privat --- Mit der Gammasonde, einem Minigeigerzähler, kann der Wächterlymphknoten genau bestimmt werden.]

So ist der Standard in der operativen Therapie von Brustkrebs in der Entfernung der Brust (in 30 Prozent der Fälle nötig) oder des Tumors, beide Methoden sind mit der Entfernung der Achsellymphknoten verbunden. Nun hat sich herausgestellt, dass nur bei circa 40 Prozent aller bösartigen Brusttumore befallene Lymphknoten gefunden werden.

Weishap: „Das heißt, etwa 60 Prozent der Patientinnen erhalten eine operative Übertherapie.“ Und davon haben circa 10 bis 15 Prozent unter den Folgen eines Lyphödems zu leiden, bei dem es zu Schwellungen und Entzündungen im Arm kommen kann. Um das überflüßige Entnehmen der Achsellymphknoten zu vermeiden, kommt die Sentinel-Lymph-Node-Biopsie ins Spiel, und zwar bei Feststellung eines Tumors mit einer Größe kleiner als 2 (-3) Zentimeter und wenn keine vergrößerten Lymphknoten vorliegen. Sie dient dazu, den Wächterlymphknoten zu finden, da dieser nicht bei jeder Frau an der gleichen Stelle liegt.

Der Ablauf: Die Patientin kommt in die Brustsprechstunde, wo eine Probe entnommen wird. Nach dem Befund wird ihr das Ergebnis mitgeteilt – meist durch einen niedergelassenen Arzt. Nach der Aufnahme im Krankenhaus wird mit der Patientin alles besprochen. Am Nachmittag, einen Tag vor der Operation, wird ihr dann ein schwach radioaktiver Eiweißstoff namens Technetium gespritzt. „Die Strahlung ist so gering, das sie nicht schädlich ist“, so Weishap.

[Bild: privat --- Auch die lymphszintigraphischen Bildaufnahme zeigt, wo der Wächterlymphknoten liegt.]

Die Substanz wandert in wenigen Minuten über die Lymphbahnen in die Achselhöhlen und wird dort im Lymphknoten gespeichert. Bildaufnahmen zeigen dann, wo genau der Wächterlymphknoten liegt. Mit einer Gammasonde, einem sogenannten Geigerzähler, kann dieser Knoten dann millimetergenau gefunden werden. Mit einem blauen Punkt wird die Stelle markiert, zudem wird noch ein blauer Farbstoff gespritzt, der den Wächterlymphknoten färbt und so noch leichter für die Operateure zu finden ist. Diese machen dann einen kleinen Schnitt an der markierten Stelle, entfernen den Wächterlymphknoten und schicken ihn umgehend in die Pathologie zur Schnellbegutachtung. Wird ein Befall festgestellt, werden bei der gleichen OP mindestens neun weitere Lymphknoten entfernt.

Seit einem Jahr wird diese Methode in Kreiskrankenhaus Gummersbach angewendet, bei der Dr. Achim Müller, Oberarzt Radiologie, Dr. Peter Vacha, Chefarzt Strahlentherapie, Dr. Magdalena Bajnok, Oberärztin Strahlentherapie, Prof. Franz Klink, Chefarzt Gynäkologie, Dr. Hans-Dieter Borchers, Chefarzt Radiologie, und Weishap mit ihren Stationen als Team zusammen arbeiten. Das Haus wurde gerade zum Brustzentrum ernannt. „Unsere Untersuchungen sind alle qualitätskontrolliert“, erklärt Klink, „wir müssen alle unsere Befunde bei jedem Patienten in ein Computersystem eingeben, und bekommen dann Rückmeldung, wie wir dastehen.“ Weishap weiter: „Ebenso führen wir Patientenbefragungen durch und kümmern uns nach der OP um sie. Dazu steht ihnen eine Psychoonkologin zur Verfügung.“ Dem Krankenhaus ist es wichtig, dass die Frauen über diese Methode informiert werden. „Wir wollen vermeiden, dass die Patientinnen nur den Wunsch äußern, die Brust zu entfernen, weil sie meinen, anders geht es nicht“, so Weishap.

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