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Digitaltechnik statt Tachoscheibe

mp; 6. May 2006, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Digitaltechnik statt Tachoscheibe

mp; 6. May 2006, 00:00 Uhr
(mp/21.4.2006-13:25) Oberberg - Gestern hat der Verkehrsdienst Gummersbach die neuen digitalen Kontrollgeräte für LKW vorgestellt, die ab 1. Mai in Neufahrzeuge eingebaut werden müssen.
[Bilder: Mischa Peters --- POK Rainer Körner präsentiert die technische Ausrüstung des Polizeiwagens.]

Wenn die Polizei in Zukunft Brummi-Fahrer zur Kontrolle bittet, wird sie dabei immer häufiger auf modernste Technik zurückgreifen können. Denn ab dem 1. Mai müssen neuzugelassene LKW mit einem digitalen Kontrollgerät ausgerüstet sein, das die Funktion des altgedienten Tachografen samt Tachoscheibe übernehmen wird. Die Umstellung wurde von der EU angeschoben und soll die Kontrollen im gesamten EU-Raum vereinfachen und über die Landesgrenzen hinweg möglich machen.

Schummeln wird damit deutlich schwerer, zeichnet das Gerät doch alle Fahrt- und Ruhezeiten sowohl auf Festplatte als auch auf einer personalisierten Chipkarte des Fahrers digital auf. Polizeioberkommissar Rainer Körner betonte zwar gestern anlässlich einer Demonstration der neuen Geräte, dass die Mehrzahl der Brummipiloten ohnehin die Vorschriften befolge. Für die „wenigen schwarzen Schafe“ der Zunft böten aber Ausreden wie „bis eben ist noch mein Kollege gefahren“ oder das Verschwindenlassen der Tachoscheibe in Zukunft keine Möglichkeit mehr, sich durchzumogeln.

[Nicht größer als ein Radio ist das digitale Kontrollgerät (links unten) im Führerhaus der Zugmaschine.]

Da die digitalen Kontrollgeräte nur für neuzugelassene Fahrzeuge zwingend vorgeschrieben sind, wird in vielen älteren LKWs weiterhin die Tachoscheibe zum Einsatz kommen. Eine Pflicht zur Nachrüstung bestehe nicht, so Körner. Allerdings glaubt der Schutzmann, dass viele größere Fuhrunternehmer ihre Flotte freiwillig mit den neuen circa 2.500 € teuren Geräten ausstatten werden: „Die Speditionen können die Technik auch selber nutzen, um zum Beispiel ihre Abrechnungen zu erstellen. Damit kann man sich eine Menge Verwaltungsarbeit sparen.“

Auch für die Polizei wird die Arbeit rund um die durchgeführten Kontrollen erleichtert. „Wir können mit einem Kartenlesegerät die Chipkarten der Fahrer einlesen und haben sofort alle Fahrt- und Ruhezeiten der letzten 28 Tage vorliegen.“ Die Auswertung erfolge dann automatisch auf dem Laptop und könne noch vor Ort ausgedruckt werden. Ein weiterer Vorteil des Systems liege darin, dass es europaweit angewendet werde. Damit ende, so Körner, die Möglichkeit der Strafverfolgung nicht wie bisher an der Grenze, sondern reiche bis in das angrenzende Land hinein.

Die Zahl der Kontrollen soll nach dem Willen der EU bis 2011 vervierfacht werden. Für Oberberg bedeutet das ein Ansteigen von 50 auf 200 Kontrollen täglich im Schnitt. Da die Kontrollen mit den neuen Geräten in wenigen Minuten durchgeführt werden könnten, sei dies aber kein Problem für die bisher zwei im Kreisgebiet eingesetzten Kontrollwagen. Insgesamt glaubt Körner, dass „so mancher LKW-Fahrer insgeheim froh ist, wenn strenger kontrolliert wird“, denn das bedeute für ihn schließlich, dass die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten und freien Wochenenden auch wirklich stattfinden.

[Rainer Körner und Günter Blass von der Fahrschule Blass und Huhn, die den bereits mit der neuen Technik ausgerüsteten LKW gestellt hatte, simulierten für die Pressevertreter eine LKW-Kontrolle.]

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