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17 Tore Polster sind mehr als nur eine Option: VfL steht praktisch im Viertelfinale des EHF-Cups

pl; 19. Dec 2005, 00:00 Uhr
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17 Tore Polster sind mehr als nur eine Option: VfL steht praktisch im Viertelfinale des EHF-Cups

pl; 19. Dec 2005, 00:00 Uhr
(pl/3.12.2005-23:55) Von Peter Lenz
Gummersbach – Glückwunsch VfL! Die Gummersbacher Profi-Handballer legten am Abend mit einem 39:22-Sieg im Achtelfinal-Hinspiel des EHF-Pokals gegen Wacker Thun den Grundstein für den sicheren Einzug in die Runde des letzten acht europäischen Top-Teams.
[Bilder: Michael Kleinjung --- Wenn Isländer abheben, können Schweizer nur zuschauen: Robert Gunnarsson war heute von der Thuner Deckung einfach nicht zu bremsen.]

Gummersbachs imposanter Höhenflug hält an. Mit 17 Toren Vorsprung gewann die Mannschaft von Trainer Velimir Kljaic am Abend im Hinspiel des europäischen Handball-Pokals gegen den Schweizer Top-Klub Wacker Thun. Damit sollten selbst die größten Skeptiker mit einem sicheren Gefühl dem Rückspiel in sieben Tagen in Bern entgegen blicken. „Auch wenn wir nachts im Pyjama antreten müssten, dürfte nichts mehr schief gehen“, gab sich dann auch Gummersbachs Coach nach dem überzeugenden und souveränen Auftritt für kommende Woche siegessicher.

Somit sind die Blau-Weißen auch bestens gerüstet für die nächsten schweren vier Liga-Spiele im Dezember, wo sich die Weichen für den VfL stellen werden. Bereits am kommenden Mittwoch steht die erste harte Bewährungsprobe an, wenn man in Nordhorn das Thema Tabellenführung angehen muss. Es folgen – nach dem Pokal-Rückspiel in Bern – bekanntlich zwei weitere schwere Auswärtsaufgaben in Magdeburg und Flensburg, ehe am 27. Dezember in der bereits ausverkauften Kölnarena das Spiel des Jahres gegen Meister THW Kiel steigen wird.

VfL Gummersbach – Wacker Thun 39:22 (20:10).

[Alle Ladehemmungen abgelegt hat Daniel Narcisse, Gummersbachs bester Mann auf dem Parkett.]

Die begeisterten 1.700 Fans in der Eugen-Haas-Halle sahen von der ersten Minute an einen engagierten VfL, der nichts anbrennen ließ und klar den Ton angab. Frank von Behren, der für den noch angeschlagenen Francois-Xavier Houlet zunächst Regie führte, und zweimal Gudjon Valur Sigurdsson eröffneten den Gummersbacher Torreigen. Beim 7:1 waren bereits nach zehn gespielten Minuten die Karten klar verteilt. Auf der einen Seite agierten die Hausherren konzentriert im Angriff und sattelfest in der 5:1-Deckung, andererseits war von der gefürchteten Schnelligkeit der Eidgenossen heute herzlich wenig zu sehen.

Bis zum 10:6 (16.) hielt die Mannschaft von Thun-Trainer Bachmann noch wacker mit, aber drei Treffer in Folge vom heute überragenden Daniel Narcisse sowie je ein Tor von Kyung-Shin Yoon und Sigurdsson ließen den VfL auf 15:6 (23.) davon ziehen. Zur Pause war beim 20:10 längst die Messe gelesen. Velimir Kljaic hieße aber nicht Velko, wenn er seinen Mannen in der Pause nicht trotzdem die Leviten gelesen und weiter Volldampf gefordert hätte. Und so schickten sich die Blau-Weißen an, nach dem Seitenwechsel nicht etwa auf „Ergebnis verwalten“ zu spielen, sondern aus dem guten Polster ein hervorragendes zu machen.

[Scheint sich mittlerweile in der Rolle des guten Ballverteilers wohl zu fühlen: "Nick" Yoon.]

Die Zuschauer dankten es dem VfL mit frenetischem Beifall – fast so wie zu Gummersbachs besten Zeiten. Die Anfangsformation mit Ege, Sigurdsson, Narcisse, von Behren, Yoon, Spatz und Gunnarsson hatten bis zur 42. Minute beim 28:15 den Weg bereitet, den in der Schlussphase Houlet, Burdet, Mierzwa und Hegmann sowie Spatz, Gunnarsson und Ege konsequent weiter verfolgten. Am Ende konnten die Gäste einem fast schon Leid tun – es glich einer echten Lehrstunde modernen Handballs, was die VfL-Cracks den Schweizern demonstrierten. „Wir sind heute leider nicht über eine Nebenrolle hinausgekommen. Vorher haben wir gesagt, dass auch eine Mannschaft wie der VfL Gummersbach nur mit Wasser kocht. Das war heute aber verdammt heiߓ, resümierte ein enttäuschter Schweizer Trainer Peter Bachmann.

[Nicht weniger als 22 Paraden, darunter vier entschärfte Siebenmeter, verbuchte Gummersbachs Norweger zwischen den Pfosten - klasse!]

So passte am Abend bei den Gummersbachern alles: Steinar Ege hatte sein Gehäuse regelrecht vernagelt – am Ende zog der Norweger mit 22 Paraden, darunter vier entschärften Strafwürfen, eine makellose Bilanz. Aber auch seine Vorderleute überzeugten auf ganzer Linie. Vor allem zwei Akteure. Daniel Narcisse spielte wie entfesselt und war mit neun Toren nach dem DHB-Pokalauftritt in Solingen einmal mehr bester VfL-Werfer. Ebenfalls Prädikat Spitzenklasse: Kreisläufer Robert Gunnarsson, der es zwar „nur“ auf sechs Treffer brachte, aber immer wieder Lücken in die Thuner Deckung riss und so den Weg für die Kollegen frei machte.

Hinter dem wahrlich überragenden Trio brauchen sich die übrigen Gummersbacher aber keinesfalls zu verstecken, denn durch die Bank waren die Leistungen überaus zufrieden stellend. Einzig Michael Hegemann fehlt derzeit noch etwas der Anschluss, er wirkte trotz seiner zwei Tore fast wie ein Fremdkörper. Angesichts fehlender Spielpraxis aber auch kein Wunder. Nach seiner Verletzung hat natürlich „Zouzou“ Houlet noch Nachholbedarf.

Erfreulich, dass Nationalspieler „Franz“ von Behren langsam aber sicher auch im Angriff besser in Fahrt kommt. Und „Nick“ Yoon scheint sich in der Rolle des Vorbereiters immer wohler zu fühlen. Nicht selten profitierten die Außen Spatz und Sigurdsson sowie Kreisläufer Gunnarsson vom guten Auge des Koreaners. Und das war in der Vergangenheit bekanntlich nicht immer so. Aber wir wollen ja nicht in der Vergangenheit wühlen, sondern uns einfach nur an dem „neuen“ VfL erfreuen!

[Da strahlt selbst Velko Kljaic nach dem Kantersieg.]

VfL Gummersbach

Steinar Ege (1.-60. / 22 Paraden, darunter 4 Siebenmeter)
Christian Ramota (zu einem Siebenmeter eingesetzt)

Kyung-Shin Yoon (5)
Frank von Behren (3)
Francois-Xavier Houlet
Denis Bahtijarevic (n.e.)
Daniel Narcisse (9)
Alexander Mierzwa (3)
Cédric Burdet (2)
Robert Gunnarsson (6)
Michael Spatz (3)
Michael Hegemann (2)
Gudjon Valur Sigurdsson (6/1)


Wacker Thun

Suik-Houng Lee (1.-60. / 14 Paraden)
Christian Wyss (zu 2 Siebenmetern eingesetzt / 1/1)

Cyril Dähler (2)
Jörn Schläger
Marc Vonlanthen
Sven Zbinden
Tom Furer (3)
Martin Stettler
Sandro Dähler (1)
Martin Friedli (7/4)
Felix Kohli (2)
Anicet Allou (3)
Sepp Schwander
Stefan Massa (4)

Zuschauer: 1.698.

Schiedsrichter: Kostov/Kostov (BUL)

EHF-Delegierter: Christensen (DEN).

Siebenmeter: 2:8 / 1:4.

Zeitstrafen: 12:10 Minuten (Yoon, je zweimal von Behren und Gunnarsson, Narcisse – C. Dähler, Zbinden, zweimal Stettler, S. Dähler).

Beste Spieler: Ege, Narcisse, Gunnarsson – Lee, Friedli (mit Abstrichen).

Spielfilm: 3:0 (5.), 7:1 (10.), 10:6 (16.), 15:6 (23.), 18:8 (25.), 20:10 (Halbzeit) – 22:10 (32.), 26:13 (39.), 31:17 (47.), 33:20 (50.), 36:21 (56.), 39:22 (Endstand).



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