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Oberberger beteiligten sich am 20. Internationalen Gefährdetenhilfeforum in Waren

Red; 29. Nov 2005, 00:00 Uhr
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Oberberger beteiligten sich am 20. Internationalen Gefährdetenhilfeforum in Waren

Red; 29. Nov 2005, 00:00 Uhr
(Red./14.11.2005-12:35) Hückeswagen - Die Entscheidung für den Aufbau eines internationalen Schulungsprogramms der diakonischen Straffälligenhilfe stand am Ende einer Tagung der "Bundes-Arbeitsgemeinschaft seelsorgerlich-diakonischer Gefährdetenhilfen (BSDG).
[Bilder: privat --- An der Podiusmdiskussion nahm auch Achim Halfmann (2.v.re), Geschäftsführer der Gefährdetenhilfe Scheideweg teil.]

Vorbereitet wurde das Forum durch die Gefährdetenhilfe Scheideweg e.V. (Hückeswagen), die an der Müritz das Gutshaus "Schloß Wendorf" als diakonisches Zentrum unterhält. Die 180 Delegierten vertraten 36 diakonische Straffälligenhilfevereine aus 14 Ländern und vier Kontinenten. Einen Schwerpunkt der Tagung bildete die Entwicklung von Strafvollzug und Straffälligenhilfe in Ost- und Westeuropa. Dabei beschrieb der international erfahrene langjährige rheinische Vollzugspräsident Klaus Koepsel die westeuropäischen Staaten als "Sorgenkinder der Strafvollzugsentwicklung". So werde den aufgrund schwerer Delikte verurteilten Straftätern in Deutschland zunehmend die Chance auf eine Bewährung im Strafvollzug genommen, was diese Menschen resignieren lasse.

"Erstmals entwickelt sich in Deutschland ein Strafvollzug der 'real lifers', und wir müssen uns auf das Sterben Gefangener in Haft vorbereiten. Vor 25 Jahren hätten wir uns das nicht träumen lassen", sagte Koepsel. Zugleich wüssten die Bediensteten nicht mehr, warum diese Menschen in Haft behandelt werden sollten, wenn ihre Entlassung ja doch nicht zu erwarten sei. Über den dringend benötigten Ausbau von Strukturen der Straffälligenhilfe in seinem Land berichtete der Leiter des Forschungsinstitutes des Föderalen Russischen Strafvollzugsdienstes, Professor Oleg Kovalev.

[Der langjährige rheinische Vollzugspräsident Klaus Koepsel nannte die Staaten Westdeutschland als Sorgenkinder des Strafvollzugs.]

Die Russische Föderation hat die Zahl ihrer Gefangenen von 1.3 Millionen auf heute 760.000 Menschen reduziert. Entsprechend viele Haftentlassene sehen sich den Problemen der Wohnungs- und Arbeitssuche und des Aufbaus neuer Beziehungen in Freiheit gegenüber, berichtete Kovalev. Aber auch für den Strafvollzug sei das gesellschaftliche Engagement hinter den Mauern bedeutsam, betonte der Wissenschaftler: In den zurückliegenden Jahren seien etwa 20 Gesetze zur Reform des Strafvollzuges verabschiedet worden.

Vorgestellt wurden in Waren unterschiedliche neue Projekte der diakonischen Straffälligenhilfe: eine Farm für Haftentlassene im kenianischen Hochland, eine Gesprächsgruppe im Frauenstrafvollzug der mongolischen Hauptstadt Ulan Bator, medizinische Hilfen für die Gefangenen in Südindien oder eine Tagesstätte für die Kinder von Prostituierten in Sao Paulo. Diese und andere neu gegründete Initiativen soll eine "Stiftung für internationale diakonische Straffälligenhilfe" fördern, deren Gründung für Anfang des kommenden Jahres vorbereitet wird. Das Internationale Gefährdetenhilfeforum findet an jedem letzten Wochenende im Oktober statt - 2006 in der Schweiz, 2007 in Österreich und 2008 in Polen. Das erste Internationale Forum fand 1986 in Hückeswagen statt.

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