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DM für Heißluftballone: Bisher vereitelte oberbergisches Wetter Starts

om; 30. Sep 2000, 04:02 Uhr
Oberberg Aktuell
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DM für Heißluftballone: Bisher vereitelte oberbergisches Wetter Starts

om; 30. Sep 2000, 04:02 Uhr
(om/29.9.2000 - AKTUALISIERT: 8:10) Oberberg/Wiehl - Die ersten der geplanten Starts für die Deutsche Meisterschaft der Heißluftballone hat trotz zahlreicher oberbergischer Beteiligung das oberbergische Wetter verhindert.
Wer hatte nicht alles gutes Wetter gewünscht - neben dem obligatorischen Ballonfahrer-Gruß "Glück ab und gut Land"? Der Chef der Staatskanzlei, Georg Wilhelm Adamowitsch, Vize-Landrätin Ursula Mahler und Bürgermeister Werner Becker-Blonigen, es nützte alles nichts. Der erste Tag der Deutschen Heißluftballon-Meisterschaften in Wiehl ging in die Hose - oder genauer: wurde vom Winde verweht.



Für den verhinderten Schirmherren, Ministerpräsident Wolfgang Clement, war am Mittwochabend sein Vertreter, Staatskanzleichef Adamowitsch angereist und ging in seinem Grußwort auf die Historie der Heißluftballone ein - schließlich liege Deutschland mit 1.200 von weltweit 10.000 Ballonen auf Platz zwei hinter den USA. "Ich freue mich, dass unser Land, besonders das Bergische, so eine Hochburg des Ballonsports ist", erklärte Adamowitsch in der mit Piloten gefüllten Wiehltal-Aula. Die Präsidentin des Deutschen Freiballonsportverbandes, Marita Krafczyk, war von Adamowitsch's Rede so begeistert, dass sie sie sofort für das Ballonsportmagazin "einsackte".

Kurz zur Geschichte: Im Juni 1783 begann die der Ballone mit dem ersten Start mit Lebewesen an Bord, auch wenn dies nur ein Hahn, eine Ente und ein Hammel waren. Nur wenig später aber, am 21. November 1783, folgte die erste bemannte Ballonfahrt - mit der heute noch gültigen Erkenntnis, dass der Mensch dabei keinen Schaden nimmt.



[Bilder (3): Oliver Mengedoht --- Erstes "Briefing" in der Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums]



Interessante Fakten, die der ausrichtende Club der Bergischen Ballonfahrer aufgelistet hat, sind dabei die Höhe von 12 Kilometern, die der Amerikaner Hawthorne C. Grey 1927 mit einem Gasballon erreichte, oder die 16.000 Meter Höhe, die der Schweizer Physiker August Piccard 1931 erreichte, der Großvater von Bertrand Piccard, der bekanntlich im letzten Jahr als erster in einem Ballon die Erde umrundete. Die größte je mit einem Ballon erreichte Höhe sind 34.668 Meter, zwei Amerikaner schafften dies 1961 mit einem Stratosphärenballon. "Heute", wusste MP Clement in seinem Grußwort zu berichten, "zählen Heißluftballone zu den sichersten Fortbewegungsmitteln der Luftfahrt".

Wettkampfleiter Mathijs de Bruijn aus den Niederlanden jedenfalls gilt weltweit als einer der besten, als "der Beste sogar", erklärten die Pressesprecher der Bergischen Ballonfahrer, Julia Heinz und Stefan Fischer. Seine Aufgabe ist nicht leicht: 38 Teilnehmer müssen verschiedene, schwierige Aufgaben erfüllen, die für den Laien teilweise unmöglich erscheinen.



[Georg Wilhelm Adamowitsch (3.v.r.; stehend), Chef der Staatskanzlei, verliest sein Grußwort]



Um die Schnelligkeit geht es beim Ballonsport nicht; da Präzision und Geschicklichkeit gewertet werden, "ist es für den Zuschauer praktisch unmöglich, den Stand des Wettbewerbs zu erfassen" geben die Bergischen Ballonfahrer in ihrem Heft zu. Sogar die Rotation der Erde spielt eine Rolle, aufgrund dessen schließlich reduziere sich die Linksdrehung der Luftmassen unterhalb von 500 Metern wegen der einsetzenden Reibung mit der Erdoberfläche um rund 30 Prozent.



Bei der Deutschen Meisterschaft gibt es nun verschiedene Bewerbe, im Idealfall - wenn das Wetter es zugelassen hätte - fährt jeder Pilot zwölf Fahrten, mindestens zwei Fahrten mit je fünf Aufgaben sind aber Minimum, damit der Wettbewerb als DM gewertet werden kann.



Fuchsjagd und "Fly-In"



Es beginnt mit der "Fuchsjagd", bei der ein Ballon rund zehn Minuten vor dem Teilnehmer startet und dieser dem Landepunkt des "Fuchses" möglichst nahe kommen muss. Beim "Vorgegebenen Ziel" muss ein Punkt in der Landschaft möglichst genau angefahren werden - hier muss eine Markierung gesetzt werden: ein kleiner Sandsack mit einem Fähnchen wird abgeworfen. Beim "Selbstgewählten Ziel" muss der Pilot sein Ziel vor Antritt der Fahrt wählen, beim "Fly in" von einem selbstgewählten Startpunkt ein bestimmtes Landeziel erreichen. Beim "Fly in/Fly on" gilt das eben genannte, zusätzlich muss zum Beispiel das zweite Ziel in der Luft genannt werden - "bei dieser Aufgabe ist die Wahl der richtigen Strategie - Änderungen der Luftströmungen während der Fahrt- von größter Bedeutung". Beim Ellbogen muss eine möglichst große Kursänderung erreicht werden.

Auch Vize-Landrätin Mahler bekundete ihre "Freude, wenn einer oder mehrere Ballone sich am schönen Himmel zeigen". Dem von ihr gehörten Wetterbericht nach solle es sehr schön werden, gestern hat sich dies noch nicht bewahrheitet - kein Start war möglich. Auch Bürgermeister Werner Becker-Blonigen war "stolz, dass unsere Stadt für die Deutsche Meisterschaft ausgewählt wurde". An den schönen Anblick 2kann man sich gar nicht genug gewöhnen", fand er.



[Wettkampfleiter Mathijs de Bruijn (M.) macht die Teilnehmer mit den aktuellen Regeln vertraut]



Und immerhin, darauf machte "BB" aufmerksam, stellen die Bergischen Ballonfahrer seit nunmehr acht Jahren bis zu drei Teilnehmer der Nationalmannschaft. Ohne eine zusätzliche Kraft aber, darauf machten alle aufmerksam, sei eine solche DM gar nicht durchführbar: die Sponsoren. So wünschte denn auch Manfred Bösinghaus als Vertreter der oberbergischen Sparkassen trotz der "komplizierten Regeln", dass sich "die Schönheit des oberbergischen Landes von oben erschließt".



Siegerehrung mit dem MdB



Die Siegerehrung wird am 3. Oktober um 11.30 Uhr in der Wiehltal-Aula MdB Friedhelm Julius Beucher als Vertreter von Ministerpräsident Clement vornehmen, neun von den 38 teilnehmenden Mannschaften sind aus Oberberg, unter den zahlreichen Männern - internationale Wettbewerber kommen aus Österreich, Belgien und Brasilien - ist nur eine einzige PilotIN: Alexandra Klein aus Wiehl. Die Veranstalter hoffen, heute starten zu können.



Die oberbergischen Piloten:

5 Markus Pieper (Wiehl)

6 Ortwin Hillnhütter (Reichshof)

7 Michael Genz (Reichshof)

18 Christof Thomas (Reichshof)

19 Alexandra Klein (Wiehl)

20 Heinz Sieloff (Waldbröl)

29 Gerd Dittrich (Nümbrecht)

31 Horst Wiemers (Wiehl)

34 Thorsten Lepperhoff (Reichshof)

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