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Musikalische Zeitsprünge für Saiteninstrumente in den Räumen des Schlosses

age; 8. Aug 2005, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
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Musikalische Zeitsprünge für Saiteninstrumente in den Räumen des Schlosses

age; 8. Aug 2005, 00:00 Uhr
(age/24.7.2005-22:55) Von Eberhard Emmerich
Nümbrecht/Schloss Homburg - Eine musikalische Reise für die anmutigsten Instrumente in einem Wandelkonzert fand großen Zuspruch bei den Besuchern. Seltene Klangmischungen von Gitarren, Mandolinen und Geigen passen so recht in das Burgambiente.
Musikerinnen und Musiker von höchstem Karat trafen sich im Schloss und gaben klangsaubere und straff disziplinierte Werke großer Meister zu Gehör. Besonders interessant waren auch die Bearbeitungen ursprünglich anderweitiger Instrumentierungen. Die „neuen Gewänder“ waren „erfrischend luftig“. Eine Sonate C. Ph. E. Bachs und die gewöhnungsbedürftige „Abbruchserenade“ Debussys zeigten den eklatanten Musik- und Geschmackwandel in 150 Jahren Geschichte. Eine höchst expressive wie artistische Sonata concertata des Paganini - ein echtes Duett für zwei gleichberechtigte Instrumente - forderte alles von den beiden nachfolgend vorgestellten Musikern mit Gitarre und Violine.

[Bilder: Eberhard Emmerich.]

Johannes Monno ist hierzulande kein Unbekannter. Schon im Alter von sechs Jahren kam er an die erste Gitarre. Neben seiner solistischen Karriere interessieren ihn heute vor allem die vielfältigen kammermusikalischen Möglichkeiten der klassischen Gitarre und der Barockgitarre. Feste Partner sind der Tenor Wilfried Jochens, der Flötist Arnim Klüser und der argentinische Charangist Diego Jascalevich. Er produzierte mehrfach für den HR, WDR und BR. Konzerte führten ihn bislang nach Spanien, Portugal, Österreich, Island, Italien, Japan und Neuseeland. Eine besondere Bereicherung war stets die Arbeit als Continuospieler mit Barockgitarre und Theorbe. Als einer der erfolgreichsten Gitarristen der jüngeren Generation erhielt Johannes Monno bereits im Jahr 1999 eine Professur an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. Im Jahre 2003 folgte der Ruf nach Frankfurt und ein Jahr später nach Stuttgart, wo er nun an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst eine eigene Gitarrenklasse betreut.


Kolja Lessing ist einer der vielseitigsten Musiker unserer Zeit, hat als Geiger und Pianist durch seine Verbindung von interpretatorischer und wissenschaftlicher Arbeit dem Musikleben prägende Impulse verliehen. Durch seinen Einsatz wurden z.B. Georg Philipp Telemanns Violinfantasien und Johann Paul Westhoffs Violinsuiten ebenso für den Konzertsaal wiederentdeckt wie auch viele bedeutende Klavierwerke von Komponisten des 20. Jahrhunderts. Lessings weltweite Konzert- und Aufnahmetätigkeit als Geiger und Pianist beinhaltet sowohl die Zusammenarbeit mit führenden Orchestern unter Dirigenten wie Yakov Kreizberg, Nello Santi und Lothar Zagrosek als auch verschiedenste kammermusikalische Projekte. In Anerkennung seines Engagements für verfemte Komponisten wurde ihm 1999 der Johann-Wenzel-Stamitz-Sonderpreis verliehen. Als Komponist widmet sich Kolja Lessing bevorzugt kammermusikalischen Formen lyrischer Prägung. Bereits 1989 wurde er als Professor für Violine und Kammermusik an die Würzburger Musikhochschule berufen; seit dem Jahre 2000 wirkt er in gleicher Funktion an der Musikhochschule Stuttgart.


Ein Quartetto MaGiCo - mit zwei Mandolinen und zwei Gitarren - begeisterte dann restlos an zwei weiteren Wandelstationen. Mit einem Concerto in Sol-maggiore von Vivaldi rauschten Naturidylle mit Feuer und Wasser in der anschaulichen Sprache des Barock vorüber. Konträrer gings’s dann nimmer. Heitor Villa-Lobos’ brasilianische war nicht nur eine weit gestreute Motivsammlung kesser Kontraste sondern auch ein Almanach der Gefühle zwischen elegischer Meditation und rassiger Folklore. Letzteres so schmissig, wie nur in der iberischen Musik anzutreffen. Eine „Holberg“-Suite von E. Grieg und expressives „La oracion del torero“ des Turina wurden zu rechten Hochspannungskonzerten und bildeten einen begeisternden Abschluss. Hier noch einiges Wissenswertes über die vier:

Der in Tiengen/Oberrhein geborene Olaf Van Gonnissen erhielt bereits im Alter von vier Jahren Violinunterricht und wechselte mit acht Jahren zur Gitarre. Von 1970 bis 1975 studierte er als Stipendiat der Deutschen Studienstiftung an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt a.M. Gitarre bei Prof. Heinz Teuchert. Bekannt wurde er durch seine Konzerttätigkeit im Duo mit Michael Teuchert. Das "Frankfurter Gitarrenduo" wurde bereits während des Studiums gegründet. Das Duo bereiste seit den siebziger Jahren die ganze Welt und war Gast vieler Rundfunkanstalten. Olaf Van Gonnissen begann sein pädagogisches Wirken 1974 mit einem Lehrauftrag an der Akademie für Tonkunst in Darmstadt. Seit 1977 ist er auch an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt a.M. tätig und seit 1999 Professor an der Hochschule für Musik und Theater in Hamburg. Sein besonderes Interesse gilt der Aufführungspraxis Alter Musik.


Thomas Müller-Pering studierte von 1975-1980 Gitarre an der Musikhochschule in Aachen. Es folgten mehrere internationale Preise und Auszeichnungen, so beim ARD-Wettbewerb 1982 in München. Seit 1980 leitet Thomas Müller-Pering eine eigene Gitarrenklasse in Aachen und unterrichtete darüber hinaus im Rahmen von zahlreichen Meisterkursen im In- lInd Allsland. Seit 1997 ist er Professor an der Hochschule „Franz Liszt“ in Weimar. Seit 2003 ist auch Thomas Müller-Pering Mitglied im „World Guitar Ensemble“

Catarina Lichtenberg studierte zunächst in Magdeburg und beendete ihre Studien in Gitarre und Mandoline an der Musikhochschule in Köln. Sie ist erste Preisträgerin verschiedener internationaler Musikwettbewerbe. Neben Radio- und Fernsehauftritten führten sie Konzerttourneen durch nahezu alle Länder Europas, USA, Mongolei und Japan. CD-Produktionen dokumentieren ihre stilistische Vielseitigkeit. Seit 2002 leitet Catarina Lichtenberg eine Mandolinenklasse an der Hochschule für Musik in Wuppertal.


Gertrud Weyhofen wurde 1966 in Krefeld geboren. 1983 errang sie bereits den 1. Preis bei "Jugend musiziert" auf Bundesebene. Ihre musikalische Ausbildung erhielt sie bei Prof. Marga Wilden-Hüsgen an der Musikhochschule Köln, Abteilung Wuppertal und in Meisterkursen u.a. bei Hopkinson Smith, Siegfried Behrend und Prof. Dieter Kreidler. Sie wurde mit zahlreichen Preisen ausgestattet, so z. B. mit dem 1. Preis beim „Wettbewerb für künstlerisches Mandolinenspiel“ in Schweinfurt 1994. 1997 wurde ihr der „Kasseler Kunstpreis“ der Dr. Zippel-Stiftung verliehen. Gertrud Weyhofen ist in allen Konzertsälen der Welt zu Hause, als Solistin oder mit renommierten Ensembles. Ihr pädagogisches Wirken erstreckt sich über die Musikakademie Kassel, die Musikhochschulen Frankfurt und Köln, bis hin zu zahlreichen Workshops und Meisterkursen im In- und Ausland. Sie gilt als eine der führenden Mandolinenvirtuosinnen unserer Zeit. Neben der Unterrichtstätigkeit bei Lehrgängen des BDZ ist sie seit Januar 2002 Dozentin und Solistin des Bayerischen Landeszupforchesters.

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