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Friedliche Demonstration baskischer Rüggeberg-Mitarbeiter – Knackpunkt sozialverträglicher Personalabbau

pl; 30. Jul 2005, 00:00 Uhr
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Friedliche Demonstration baskischer Rüggeberg-Mitarbeiter – Knackpunkt sozialverträglicher Personalabbau

pl; 30. Jul 2005, 00:00 Uhr
(pl/15.7.2005-17:55) Von Peter Lenz
Marienheide – Mit einer 50-köpfigen Delegation sind spanische Mitarbeiter der Firma Rüggeberg und Vertreter der Gewerkschaft ELA zurzeit in Marienheide vor den Werkstoren der Rüggeberg-Zentrale, um für einen sozialverträglichen Personalabbau zu demonstrieren.
[Bilder: Peter Lenz --- Rund 50 Spanier demonstrierten heute vor der Rüggeberg-Zentrale in Marienheide.]

Eigentlich liegen die Mitarbeiter der spanischen Rüggeberg-Tochter „Rüggeberg SA.“, die sich bekanntlich sein Oktober 2003 zum Teil im Streik befinden, und die dortige Firmenleitung gar nicht so weit auseinander, wie heute im Rahmen einer friedlichen Demonstration einer rund 50-köpfigen spanischen Gewerkschaftsdelegation vor der Rüggeberg-Zentrale in Marienheide klar wurde.

[ELA-Vertreter Gurutz Gorraiz fordert für seine Mitstreiter einen sozialverträglichen Personalabbau.]

So geht es im Grunde genommen nur darum, dass die Basken die im Rahmen von Einsparungen erforderlichen Personalstreichungen mit bestimmen wollen. Zur Erinnerung: 2003 hatte Rüggeberg in Spanien ein neues Werk bauen lassen. Im Rahmen dieser Neustrukturierung und erforderlichen Einsparungen sollen die Mitarbeiter 140 Stunden pro Jahr mehr arbeiten und auf 1.200 € Lohn/Jahr verzichten. Ferner müssen einige Stellen abgebaut werden. Und genau darin liegt anscheinend der Knackpunkt.

„Die Mitarbeiter haben die Sache mit den Gehaltskürzungen und der Mehrarbeit geschluckt. Auch verstehen wir, dass Personal abgebaut werden muss. Dieses muss aber nach den spanischen Gesetzen und sozial verträglich geschehen“, fordert Gurutz Gorraiz, mitgereister Generalsekretär der spanischen Gewerkschaft ELA. „Wir wollen einfach nur ein Mitspracherecht, wenn es darum geht, welche Kollegen gehen müssen und welche bleiben dürfen. Aber die Firmenleitung blockiert.“

[Mit Flyern machten die Demonstarten heute auf ihre Problematik aufmerksam.]

Jörn Bielenberg, seines Zeichens Technischer Geschäftsführer des Marienheider Unternehmens, sieht die Sache ganz anders: „Unsere Geschäftsführung in Spanien hat den Mitarbeitern und der Gewerkschaft ELA schon mehrfach angeboten, sie sollten eine Liste mit Kollegen aufstellen, die freiwillig das Unternehmen verlassen würden. Angesichts der 1.280 €, die wir in Spanien den Streikenden pro Monat zahlen müssen, scheint dort aber offenbar kein Drang für ein vorzeitiges Streikende zu herrschen. Wir stehen in Spanien jedenfalls jederzeit für Gespräche bereit.“

[Absolut friedlich ging es heute in Marienheide zu.]

Nicht so in Marienheide. So wird die hiesige Unternehmensspitze den Spaniern keine Möglichkeit für Verhandlungen einräumen. „Das ist Sache der spanischen Leitung. Und die hat wie gesagt schon mehrfach Gesprächsbereitschaft signalisiert. Jetzt ist die Gewerkschaft am Zug“, stellt Personalleiter Manfred Flemm klar. Auch lässt die Firmenleitung die demonstrierenden Gewerkschafter nicht auf das Firmengelände. So wies ein Sicherheitsdienst die friedlichen Demonstranten heute zurück auf die Straße.

Im Vorfeld der Demonstration hatten sich die Spanier übrigens selbst bei der Polizei gemeldet und ihre Personalien aufnehmen lassen. So verlebten die Beamten, die sich heute sicherheitshalber auf den Weg nach Marienheide gemacht hatten, einen ruhigen Tag.

[Die Polizei und der Sicherheitsdienst hatten bei der Demo einen ruhigen Tag.]

Eine Einigung auf Marienheider Grund und Boden ist also nicht zu erwarten. Dennoch wollen die angereisten Basken mit etlichen Demonstrationen in Marienheide und Gummersbach auf die Problematik aufmerksam machen. Und hier scheinen die Spanier auch keine Eile zu haben. Schließlich hat man sich in dem ersten Hotel am Platze, dem Hotel Rothstein einquartiert. Mindestens bis kommende Woche Donnerstag wird man es also in Gummersbach gut aushalten.

[Personalleiter Manfred Flemm (links) und Geschäftsführer Jörn Bielenberg (Mitte) werden in Marienheide nicht mit den Demonstraten verhandeln.]



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