Archiv

Fliesenaktion der Oberbergischen Bauinnung: "Bundesregierung hinterlässt Scherbenhaufen"

pl; 16. Jun 2005, 00:00 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Fliesenaktion der Oberbergischen Bauinnung: "Bundesregierung hinterlässt Scherbenhaufen"

pl; 16. Jun 2005, 00:00 Uhr
(pl/1.6.2005-17:25) Oberberg - Eineinhalb Jahre nach der Novellierung der Handwerksordnung durch die Bundesregierung zieht die Bau-Innung Oberberg ein trauriges Fazit: „Ein Scherbenhaufen wurde angerichtet.“
Diesen Scherbenhaufen erhält Bundesminister Wolfgang Clement per Post aus dem Oberbergischen. 65 oberbergische Betriebe wurden seitens der Bauinnung aufgerufen, eine intakte Fliese aus ihrem Bestand zu versenden – „ja, die Fliesen werden zerbrechen“, so Kai Uffelmann, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft für den Oberbergischen Kreis.

René Baltes, Jungmeister und designierter Nachfolger im Gummersbacher Traditionsbetrieb Herbert Baltes, sendet seine Fliese mit Verärgerung an Bundesarbeits- und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement: „Unsere Zukunft als mittelständischer Betrieb und regionaler Arbeitgeber ist durch die Folgen der Novellierung bedroht. Die neue Konkurrenz bietet ihre Arbeit zu einem Preis an, den Betriebe mit sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmern nicht bringen können.“

[René Baltes sendet seine Fliese mit Verärgerung an Bundesarbeits- und Wirtschaftsminister Wolfgang Clement ab.]

Baltes verweist auf die Mindestlöhne im Bau-Gewerbe und die allgemeinen Betriebskosten im mittelständischen Handwerk. Kai Uffelmann unterstreicht die Nöte der regionalen Betriebe, deren Auftragsbücher leer sind. „Viele Betriebe haben nicht ausreichend Arbeit für ihre Beschäftigten und Kündigungen sind dann die Folgen. Die Betriebe stehen machtlos der Marktauseinandersetzung gegenüber.“

Die Marktsituation wird anhand der kürzlich, von der Handwerkskammer zu Köln, erhobenen Zahlen (Neueintragungen im zulassungsfreien Fliesenlegerhandwerk) deutlich. Die Zahl der Neuanmeldungen hat sich im Zeitraum 2003 (459) bis 2004 (999) mehr als verdoppelt, und bereits im ersten Quartal 2005 wurde die Vorjahresmarke mit 1.138 Betrieben gerissen. Der Trend zur Gründung im Fliesenlegerhandwerk stellt sich in allen Handwerkskammern im Bundesgebiet ein.

Bei den Eintragungen handelt es sich überwiegend um Ein-Mann-Unternehmen aus Osteuropa oder um deutsche Erwerbslose, die sich einen Ausweg aus der Arbeitslosigkeit im Fliesenlegerhandwerk erhoffen. „Häufig sind die Existenzgründer weder fachlich ausgebildet, noch in der Lage, zukünftig neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die Hoffnung auf ein nachhaltiges Auskommen wird sich regelmäßig nicht realisieren“, prognostiziert Uffelmann.

WERBUNG