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Oberberg kommt dem Äquator immer näher

Red; 21. Apr 2005, 00:00 Uhr
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Oberberg kommt dem Äquator immer näher

Red; 21. Apr 2005, 00:00 Uhr
(Red./6.4.2005-15:55) Oberberg – Zumindest rein rechnerisch wird sich der Oberbergische Kreis demnächst dem Äquator annähern – Katasteramt rechnet alte Koordinaten um.
Der Oberbergische Kreis bewegt sich: In Nümbrecht geht es um 35 Meter nach Westen, Wildbergerhütte rutscht um 1.800 Meter nach Süden und Wipperfeld kommt dem Äquator um 1.200 Meter näher. Unbemerkt werden sich bis 2007 über eine Million Punkte verschieben, die im Katasteramt - bezeichnet durch ihre Koordinaten – den Oberbergischen Kreis ausmachen. Satelliten und intelligente Rechenmethoden machen es möglich.

Das European Terrestrial Reference System 1989 hat die alte Gauß-Krüger-Methode abgelöst, mit der der Erdball in der Ebene bislang dargestellt wurde. Volker Gülicher vom Katasteramt des Kreises erklärt es so: „Stellen sie sich vor, die Erde ist eine Apfelsine. Die Schale schneiden sie in so kleine Streifen, dass man sie ohne Risse auf eine Tischfläche legen kann.“ Mit den Verzerrungen, die unweigerlich entstehen, wenn die gekrümmte Erdoberfläche in die Ebene abgebildet wird, haben die Vermessungsingenieure und -techniker des Katasteramtes täglich zu tun.

Mit dem neuen European Terrestrial Reference System 1989 wird die Erde in 60 Zonen eingeteilt, wodurch sich für Deutschland und Oberberg eine neue Aufteilung ergibt. Der Kreis liegt jetzt in Zone 32 anstatt - wie bei der Gauß-Krüger-Methode – auf einer Nahtstelle. „Durch Gummersbach ging der Schnitt zwischen zwei Apfelsinenscheiben“, erklärt Gülicher. Grundstücke und andere Flächen, die auf dieser Grenzlinie lagen, haben dem Katasteramt regelmäßig Probleme bereitet. „Brauchte ein Grundstücksbesitzer einen Lageplan für einen Bauantrag, mussten wir zwei Pläne zusammenmontieren, weil das Grundstück in zwei verschiedenen Systemen dargestellt war.“

Im vergangenen Sommer haben die Ingenieure des Katasteramtes damit begonnen, die vorhandenen Koordinaten umzurechnen, der Abschluss der Arbeiten wird allerdings noch Jahre dauern. Erst wenn allen Punkten eine neue Koordinate zugewiesen wurde, werden die Karten geändert. „Das muss in einem Rutsch geschehen“, sagte der Vermessungsexperte, „würden wir die Karten Zug um Zug ändern, könnten die Kartennutzer wie zum Beispiel die Telekom oder das RWE auf den neuen Karten ihre Leitungen nicht mehr finden.“ Oberberg rutscht also bis 2007 um 1,2 bis 1,8 Kilometer näher an den Äquator.

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