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Bürger und Geschäftsleute gegenüber neuem EKZ eher skeptisch

bv; 19. Aug 2004, 06:22 Uhr
Oberberg Aktuell
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Bürger und Geschäftsleute gegenüber neuem EKZ eher skeptisch

bv; 19. Aug 2004, 06:22 Uhr
(bv/4.8.2004-12:15) Gummersbach – Der geplante Bau eines Einkaufszentrums auf dem ehemaligen Steinmüller-Areal sorgt nach wie vor für Gesprächsstoff. In einer Umfrage von Oberberg-Aktuell überwiegt noch die Skepsis gegenüber einem Einkaufspalast.
[Bilder: Björn Loos --- Walter Drewing hält nichts von einem neuen EKZ in Gummersbach]

Das vorhandene Einkaufsangebot in der Kreisstadt reicht Walter Drewing (66) aus. „Ich bekomme hier alles was ich brauche“, sieht er ein EKZ eher als überflüssig an. Außerdem befürchtet er eine nicht unerhebliche finanzielle Belastung für die Stadt. Die alteingesessenen Geschäfte müssten im Falle eines EKZ-Neubaus seiner Meinung nach mit erheblichen Einbußen rechnen. „Da werden wohl einige das Handtuch werfen müssen“, ist der Dieringhausener überzeugt und fügt hinzu: „Das alte Gummersbach könnte dann eine tote Einkaufsstadt werden.“

[Kerstin Jost empfindet das Einkaufen in Gummersbach als zu unpersönlich.]

Für Kerstin Jost (37) aus Alferzhagen ist Gummersbach als Einkaufsmetropole unattraktiv. „Man hat es schon vor vielen Jahren verpasst, die Altstadt zu erhalten. Heute ist das Einkaufen in Gummersbach ungemütlich und unpersönlich“, kritisiert sie. Die Fußgängerzone sei erst zu einem Zeitpunkt entstanden, als viele Konsumenten bereits in andere Städte abgewandert seien. Ein neues Einkaufszentrum würde nach Meinung der jungen Frau zu einer großen Konkurrenz für die bestehenden Läden werden. „Entweder stehen dann dort, oder aber in der Fußgängerzone Geschäfte leer.“ Schon jetzt sei das Angebot im Prinzip ausreichend. Sie steht jedenfalls einem neuen EKZ sehr skeptisch gegenüber.

[Für Brigitte Nawroth aus Wipperfürth würde Gummersbach durch ein neues EKZ erheblich an Reiz gewinnen.]

Anderer Auffassung ist Brigitte Nawroth (42). Sie geht gerne in der Kreismetropole einkaufen, weil es in ihrer Heimatstadt Wipperfürth kaum adäquate Bekleidungsfachgeschäfte gibt. In Gummersbach würde sich aber mehr Auswahl wünschen. „Es fehlen Mode und Angebote für Kinder und Jugendliche, und deshalb wäre ein neues Einkaufszentrum durchaus wünschenswert“, stärkt die Mutter zweier Söhne die Pro-Fraktion. Allerdings müsse die Mode auch erschwinglich sein. „Nobel-Läden brauchen wir nicht.“

[Der Gummersbacher Geschäftsmann Ralph Heinzemann beklagt fehlende Aufklärung und Transparenz bei der EKZ-Planung.]

Fehlende Aufklärung und mangelnde Information sind für Ralph Heinzemann, Inhaber eines Fotofachgeschäfts in der Gummersbacher Fußgängerzone Hauptgrund dafür, dass er dem Projekt eines EKZ sehr distanziert gegenübersteht. „Natürlich muss auf dem Steinmüller-Gelände etwas passieren. Das ist für die Stadt eine große Chance. Nur muss man darüber aufklären, was dort eigentlich geplant ist. Im Moment herrscht nur Verunsicherung, und das ist am schlimmsten“, ist der 36-jährige Geschäftsmann sauer über die Art und Weise, wie die Planungen bislang gelaufen sind. Bei vielen kleinen Geschäften in einem möglichen EKZ wäre dies nach seiner Meinung eine „Riesenbedrohung“ für den Stadtkern. Anders sehe es etwa mit großen Bekleidungsgeschäften aus. „Oder aber einem Supermarkt mit umfassendem Angebot, den die Innenstadt dringend benötigt.“ Problematisch werde sich auch die Anbindung des Steinmüller-Geländes an die Innenstadt gestalten.

[Martin Schmitz würde sich in Gummersbach mehr Freizeitmöglichkeiten wünschen und sieht dafür auf dem Steinmüller-Gelände gute Möglichkeiten.]

„Eine Unterführung oder große Treppen sind Unfug und werden nicht angenommen“, ist Heinzemann sicher. Fraglich ist für ihn aber letztendlich auch, ob die Kaufkraft in Gummersbach und Umgebung ausreicht. „Die Menschen halten sich derzeit zurück, und ein EKZ würde diesen Trend nicht brechen.“ Für ihn ist für das Steinmüller-Areal eine Mischung aus Läden, Gewerbebetrieben, Kino und Freizeit die optimale Lösung. „Vielleicht wäre auch ein kleiner Park mit Grünflächen und Seenlandschaft eine Attraktion“, lautet sein Vorschlag. Martin Schmitz (16) aus Bergneustadt ist mit dem Angebot in Gummersbach zufrieden. „Karstadt und Saturn sind da, und viele kleine Geschäfte. Das passt alles gut zusammen“, benötigt der 16-Jährige kein EKZ für sein Einkaufsglück. Allenfalls im Freizeitbereich glaubt er, dass die Kreisstadt noch Nachholbedarf besitze. „Eine Sporthalle, ein Basketballfeld oder weitere Möglichkeiten stünden Gummersbach gut zu Gesicht“, ist er überzeugt.

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