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Gummersbachs Beigeordneter Ulrich Stücker: „Kein isoliertes Zentrum durch EKZ"

bv; 18. Aug 2004, 06:22 Uhr
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Gummersbachs Beigeordneter Ulrich Stücker: „Kein isoliertes Zentrum durch EKZ"

bv; 18. Aug 2004, 06:22 Uhr
(bv/3.8.2004-14:15) Von Bernd Vorländer
Gummersbach - Der technische Beigeordnete der Stadt Gummersbach, Ulrich Stücker, kann die Aufgeregtheiten um die Nutzung des Steinmüller-Geländes nicht verstehen. Im OA-Interview betont er die enormen Chancen für Stadt, Handel und Gewerbe.
[Bilder: Bernd Vorländer --- Gummersbachs Technischer Beigeordneter Ulrich Stücker betont die Notwendigkeit eines neuen EKZ für die Zukunftsfähigkeit der Stadt]

Frage: Das auf dem Steinmüller-Gelände geplante Einkaufszentrum, das bislang nur auf dem Papier existiert, erhitzt die Gemüter. Für sie verständlich?
Stücker:Diskussionen sind gut und richtig, nur muss man zunächst eine Entscheidungsgrundlage haben. Die wird zur Zeit erarbeitet. Mit der Firma HBB ist ein Investor mit im Boot, der jetzt zunächst sechs Monate Zeit hat, mit potentiellen Mietern und Interessenten zu sprechen. Aber alles geschieht unter den Vorgaben der Stadt. So ist festgelegt, dass die Verkaufsfläche nicht größer als 15 000 Quadratmeter sein soll.

Frage:Das Steinmüller-Gelände ist ja ein städtebauliches Filetstück, das nicht nur als Einkaufszentrum genutzt werden soll?
Stücker:Korrekt, aber die jetzt gelegentlich geäußerte Überlegung einer breiten Nutzung durch produzierendes Gewerbe ist unrealistisch. Industrielle Monostrukturen sind weder sinnvoll noch machbar. Ein gesunder Mix ist das Ziel: Handel, Bildung, Freizeit, Gewerbe. Und es ist darauf hinzuweisen, dass wir erst seit zwei Jahren vernünftig planen können, weil uns die Firma Babcock zuvor jegliche Betretungsrechte der Fläche verwehrt hat. Jetzt gibt es ein Altlastengutachten, einen Rahmenplan und wir sind mitten in einem Entwicklungsprozess. Für die Stadt ist es enorm wichtig, dass die Fachhochschule auf dieser Industriebrache einen neuen Standort findet und im Frühjahr 2005 der Neubau angegangen wird. Man benötigt für ein solch großes Projekt wie das Steinmüller-Gelände bestimmte Initialzündungen, die sich hoffentlich auch in Synergieeffekten hinsichtlich neuer Jobs auswirken. Ein Nebeneinander von FH und Technologie-Arbeitsplätzen wäre sicherlich wünschenswert.

Frage:Aber die bestehenden Ängste müssen sie doch auch ernst nehmen. Mancher Gewerbetreibende fürchtet eine Isolierung der Innenstadt oder ein neues Ladensterben?
Stücker: Wir benötigen zunächst eine optimale Verknüfung der Fußgängerzone mit dem Steinmüller-Gelände. Es darf kein isoliertes Zentrum geben. Wir brauchen eine Verschmelzung. Und ich möchte gerne mit Horrormeldungen aufräumen, wonach sechzig Meter lange Tunnel geplant sind. So etwas ist blanker Unsinn. Es dreht sich lediglich um eine Unterquerung der Bahn. Nicht mehr und nicht weniger.

[Ulrich Stücker will mit vielen Gesprächen und großer Offenheit Ängste und Skepsis abbauen.]

Frage: Braucht Gummersbach überhaupt ein neues EKZ?
Stücker: Der Einzelhandel ist einem Wandel unterworfen. Es gibt bestimmte Nachfrageformen. Die Kunden wünschen sich Einkaufen und Freizeit unter einem Dach. Gummersbach hat in der Vergangenheit Kaufkraft verloren – nicht nur durch den Verlust von Arbeitsplätzen, sondern auch, weil Menschen in andere Städte ausgewichen sind. In Köln-Kalk, in Bergisch Gladbach, Lüdenscheid oder Siegen wächst die Konkurrenz. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, muss Gummersbach handeln. Wir brauchen einen Magneten. Dass die bisherigen Strukturen davon nicht unbeeindruckt bleiben, ist nachvollziehbar.

Frage: Wann könnte denn dieses Projekt realisiert werden?
Stücker: Wenn der Investor recht behält, könnte das EKZ frühestens 2007 fertiggestellt werden. Aber vorher müssen noch viele Fragen geklärt, Gutachten abgegeben, ein idealer Mieter- und Branchenmix hergestellt werden. Und dann muss der Rat entscheiden. Begleitend werden wir für größtmögliche Transparenz sorgen, die Öffentlichkeit über alle Schritte des Prozesses informieren.

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