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Al die Meola und Band - Eine Weltsinfonie eröffnete die Jazztage

age; 27. May 2004, 06:22 Uhr
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Al die Meola und Band - Eine Weltsinfonie eröffnete die Jazztage

age; 27. May 2004, 06:22 Uhr
(age/15.5.2004-23:40) Wiehl - Ein Schmelzverfahren von rhythmischem und elektronischem Flair, starker lateinischer Jazz und schimmernde Weltmelodien wurden extrem gut mit einem nicht zu gewaltigen elektronischen Jazz-/Rockgefühl gemischt.
[Bilder: Dirk Zurawski.]

Das Publikum war mehrmals drauf und dran, schon während der Performances aufzuspringen und stehende Ovationen zu spendieren.



Die kreative Steuerung Di Meolas eines genialen Schmelzverfahrens ergab eine regelrechtes Erfüllen der Wünsche an klanglichem Erleben. Schöner kann Musik nicht sein. Tieferes kann man nicht mehr auf einer Bühne erleben. Was im Februar noch eine ganze Woche lang in Tokyo die Säle füllte, kam nun nach Wiehl in die Wiehltalhalle, um die 15. Jazztage zu eröffnen.

Der Amerikaner Di Meola war nicht zum ersten Mal hier, doch das Quartett mit akustischem und synthetischem Klavier des Mario Parmisano - ein so wandelbares Timbre -, mit dem ausgezeichneten Trommeln des Schlaggenies Gumbi Ortizs - Verblüffung über so viel Perfektion und Variantenreichtum und Gefühl, dazu der Spaß an seinem urwüchsigen Wesen und seiner Spielfreude -, dem Paradedrummer Erni Adams - zuständig für die kontinuierlichen, aber kaum zu bändigenden Rockbestandteile im Ganzen, ist eigentlich nicht bezahlbar.



Mit Strukturen der unterschiedlichen Kompliziertheit, einer einer tollen Improvisationsenergie und des schönen fast melodischen Zusammenklangs mit der Perkussion konnte der Zuhörer spielend leicht umgehen.

Das alles war schon durch arrangiert bis ins letzte Detail, so hörte es sich an. Präzision geht nicht schärfer und schöner, selbst die abruptesten Dialoge zwischen Gitarre und Congas, Bongos und Co. bestachen und erregten durch ihre unglaubliche „Schlagfertigkeit“. Für diesen Begriff eine neu zu definierende Qualitätsnorm.



Leider gab es hier weder ein ausgedrucktes Programm noch Ansagen der Titel. Sie sind teils auf der angebotenen CD enthalten. Di Meola hatte beide Konzertteile mit seinen diversen Gitarren solo eröffnet. Die tolle Grundstimmung war dann schon präpariert. Nach und nach steigerte sich das Ganze in einfach grenzenlose Farbenpracht, immer transparent und nachvollziehbar, leidenschaftlich rasend und liebevoll erfrischend kühl. Als klangreiche Überraschung „hintermalte“ oft ein Streichquartett (gelegentlich solistisch). Das wirkte Wunder, eine niemals synthetisch herstellbare Bereicherung. Das Quartett bildeten die Ungarn Gábor Csonka (1.Viol.), Viktor Uhrin (2.Viol.), Gyula Bénko (Viola) und András Sturcz (Cello). Das untermauert den Anspruch auf wirkliche Weltmusik.



1. Teil: Poeme Valseado (Solo)/ Adios noninos/ Liber Tango/Innamoratta/ Misteria
2. Teil: Orient Blue (Solo)/ Rapsody in fire/ One night last june/Double concerto/ Fugata
Zugaben: Beyond the mirage/ Egyptian Danza/ Cafe 1930

Schon die Titel verraten keineswegs Exotik. Auch ein Doppelkonzert und eine Fuge beweisen die formale Zugehörigkeit und Bodenständigkeit in der Klassik. Der Gitarrenvirtuose Al die Meola hat sich nicht nur mit einem Arsenal von technisch-akustischem „Werkzeug“ sondern auch mit Musikern vom Feinsten umgeben, die lächelnd spielerisch große Ereignisse mit ihm zur Vollendung tragen.

Die Zuhörer holten am Ende stehend und schlachtrufend die provozierend lange ausbleibenden Musiker wieder hervor. Die dritte Zugabe (Café 1930), ein gefühlvolleres Lullaby gibt es wohl nicht. Sie schaffte ihren beruhigenden Auftrag, sie brachte das Publikum von weiteren Forderungen ab.





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