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125 Jahre S + C: "2003 eines der erfolgreichsten Jahre unserer Firmengeschichte"

om; 12. May 2004, 06:22 Uhr
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125 Jahre S + C: "2003 eines der erfolgreichsten Jahre unserer Firmengeschichte"

om; 12. May 2004, 06:22 Uhr
125 Jahre S + C: "2003 eines der erfolgreichsten Jahre unserer Firmengeschichte" (om/30.4.2004-) Von Oliver Mengedoht
Lindlar-Kaiserau - "Anfang 2003 standen wir vor einem Riesenberg von Problemen und hatten einen Haufen Bauchschmerzen, heute können wir sagen, das Jahr 2003 war ein voller Erfolg" - morgen wird S + C 125 Jahre alt.
[Bilder (2): Oliver Mengedoht --- Geschäftsführer Völkner sieht positiv in die Zukunft.]

Mit diesen Worten kennzeichnete Gerhard Völkner, Vorsitzender der Geschäftsführung des Edelstahlherstellers Schmidt + Clemens im Leppetal die aktuelle Lage. In 2003 wurde eine grundsätzliche Neuorientierung des seit vielen Jahren defizitären Bereichs Schmiedetechnik eingeleitet: S+C trennte sich dabei von dem Verlust bringendem Stahlwerk und dem Schmiedebetrieb - "auch wenn hier viel Historie und Emotionen dran hingen" -, gründete die S+C Märker GmbH und konzentrierte hier die erfolgreichen Kerngeschäftsfelder aus der Schmiedetechnik; Stabstahl-Lagergeschäft, Strangpressindustrie, Walzen für die Rohr- und Profilwalzwerke, Wellen für Pumpen, Kompressoren und Verdichter sowie auf das zunehmend wichtiger werdende Geschäftsfeld Maschinen- und Schiffsbau. Ein umfangreiches Sanierungsprogramm und die Umstrukturierung des Werks in Kaiserau, der Ausbau des zweiten Guß-Standorts in Tschechien, der Verkauf des ungarischen Werks, eine Neuausrichtung in Brasilien, "wir hatten schon einen Haufen Bauchschmerzen", gestand Völkner ein. "Heute können wir aber rechtzeitig zum Jubiläumsjahr sagen, 2003 war eines der erfolgreichsten Jahre unserer Firmengeschichte und alle Probleme wurden besser gelöst als erwartet - Hut ab vor der Belegschaft."

Da hätten selbst diejenigen mitgezogen, die bereits wussten, dass sie im Rahmen der Umstrukturierungen in eine Beschäftigungsgesellschaft wechseln müssen - "bis zum letzten Tag haben die vollen Einsatz gebracht und uns ist nicht ein einziger Kunde abgesprungen", freute sich Vökner heute bei der Bilanzpressekonferenz im "Schwarzenberger Hof" in Dümmlinghausen darüber, dass die Firma gut für die Zukunft positioniert sei. "Ich sehe genügend Möglichkeiten, am Standort Kaiserau die Kosten so zu reduzieren, dass wir auch gegenüber dem Ausland wettbewerbsfähig bleiben", versicherte er. Ängste der Mitarbeiter vor weiteren Entlassungen seien wenig hilfreich. Man könne sich Problemen stellen und Lösungen finden oder weglaufen, "aber wir haben hier keine schützende Käseglocke", machte Völkner deutlich. Die Produktionsverlagerung ins Ausland sei immer wieder aktuell, aber sparen könne man auch durch Investitionen oder Änderungen im Lohnsystem - "das ist eine ewige Dauerdiskussion".



[Das Werk in Kaiserau um 1927.]

Die Produktivitätssteigerung in allen S+C-Bereichen zahlte sich aus, erläuterte Diplom-Betriebswirt Klaus Hennecke: Gegenüber 2002 konnte die S+C-Gruppe ihren konsolidierten Umsatz um 7,9 Prozent von 126,5 auf 136,5 Millionen € steigern. Das operative Ergebnis fiel laut Geschäftsführung trotz der mit einem Sozialplan verbundenen Restrukturierung der Schmiedetechnik positiv aus. Die Bilanzsumme stieg von 69,9 auf 72, 9 Millionen € und die Bankverbindlichkeiten seien auf 10,8 Prozent der Gesamtbilanzsumme reduziert worden, hob Hennecke hervor - "das ist nur ein Bruchteil unserer offenen Forderungen".

Die Arbeit des S+C-Bereichs Forschung und Entwicklung, seit 1999 massiv verstärkt, habe zuletzt in Fachkreisen aufgrund bahnbrechender Produkt- und Werkstoff-Innovationen für erhebliches Aufsehen gesorgt, erläuterte Völkner: "Der intensive Dialog mit unseren Kunden und unser langer Atem in der Projektentwicklung beginnen sich auszuzahlen." Rund sieben Jahre dauere es, bis ein neues Projekt von der Entwicklung bis zur Marktreife gelange, neun Patente hat S + C in den letzten beiden Jahren angemeldet; "wir haben uns für die Zukunft abgesichert".



[In Brasilien wurde just ein neues, doppelt so großes Werk wie vorher errichtet..]

So konnten drei der großen Entwicklungsprojekte für die Petrochemische Industrie erfolgreich aus der Laborphase in Feldversuche im großtechnischen Maßstab überführt werden. Etwa der neue Hochleistungswerkstoff "S+C Centralloy® 60HT", der bis zu 1.200 Grad Hitze aushält und in bis zu 30 Meter langen Rohren an die Chemiewerke ausgeliefert wird - "wenn wir Pech haben, müssen wir dafür die Autobahn sperren, unser größter Auftrag dieser Art erforderte 100 Lastwagen". Oder die Schleuderguss-Entwicklung "S+C SCOPE", ein Innenprofilrohr für energieeffiziente Spalt-Öfen und Reaktoren sowie "S+C SuperBent", extrem eng gebogene Rohre, die neue Anlagen-Designs ermöglichen.

Diese neuen Produkte trugen laut Völkner unter anderem dazu bei, "dass der S+C-Schleuderguss, unser finanzielles Rückgrat, seine Weltmarkt-Führerschaft als Zulieferer der Petrochemie trotz zunehmend schwieriger Marktsituation weiter ausbauen konnte". Der große Vorteil von S + C sei, dass das oberbergische Unternehmen im Gegensatz zu seinem "guten Dutzend Mitbewerbern weltweit" auch Service und Beratung biete, nicht nur ein reines Stahlprodukt. In Amerika und Asien gebe es noch Vergrößerungspotential, "sonst sind wir mit deutlichem Abstand Weltmarktführer", so Völkner.



[Klaus Hennecken erläutert die Bilanz.]

Auch in die ausländischen Produktionsstandorte investierte S+C: So bezogen die auf Schleuderguss spezialisierten Unternehmen in Brasilien und Malaysia erheblich größere Werkshallen und wurden mit neuer Technik ausgestattet. Bei der tschechischen Tochtergesellschaft S+C Alfanametal wurde eine zweite Produktionslinie für den Formguss aufgebaut. Für die Schleuderguss-Produktionsstandorte Spanien und Deutschland werden in 2004 und 2005 deutliche Verbesserungen des Materialflusses und gezielte Rationalisierungsinvestitionen vorgenommen, versprach Völkner.

Dazu gehört auch die völlige Neugestaltung des Werklayouts für rund 10 Millionen € in Kaiserau, mit dem jetzt in erster Linie die Arbeitsabläufe im stark gewachsenen Schleuderguss optimiert werden. Völkner: "Mit den tief greifenden Umstrukturierungen schaffen wir uns eine gesunde Unternehmenszukunft und sichern gleichzeitig Arbeitsplätze am deutschen Standort." Manche Teile legten auf dem 80.000 Quadratmeter großen Werksgelände mehr als einen Kilometer an Transportwegen zurück, das könne sich in Zeiten von kurzen Liefer- und Produktionszeiten niemand mehr leisten.

Bei der Gusstechnik habe sich die positive Trendwende des Vorjahres fortgesetzt. Trotz der allgemeinen wirtschaftlichen Flaute konnte der Auftragseingang gegenüber dem Vorjahr gesteigert werden. Im Bereich Schleuderguss-Spezialprodukte stieg der Auftragseingang nach 31 Prozent in 2002 diesmal um 22 Prozent. Im Rahmen der Konzentration auf das Kerngeschäft wurde zum 1. Juli 2003 das ungarische Feingusswerk S+C Magyarmet Finomöntöde an den bisherigen Geschäftsführer verkauft.

Um den deutlich gestiegenen Bedarf an Formgusszulieferungen für den Geschäftsbereich Schleuderguss erfüllen zu können, wurde dagegen Mitte 2003 in Tschechien bei S+C Alfanametal eine zweite Formguss-Produktionslinie aufgebaut. Damit betreibt die S+C-Gruppe nun im deutschen Lindlar-Kaiserau, im tschechischen Alfanametal und bei S+C Brasil drei selbständige Formgießereien, die sich bei Bedarf schnell und flexibel gut ergänzen sollen. S+C Bowers & Jones, Wolverhampton, England, konnte als Teil des S+C- Walzengeschäfts das Geschäftsjahr 2003 erfreulich positiv abschließen.

125 Jahre Schmidt + Clemens – Jubiläumsaktivitäten sollen Wiedererstarkung dokumentieren



[Die Firmengründer: Schmidt (l.) und Clemens.]

Jubiläum im Leppetal: Am 1. Mai werden die Edelstahlwerke Schmidt + Clemens (S+C) in Lindlar-Kaiserau 125 Jahre alt. 1879 von den Ründerother Kaufleuten Ludwig Schmidt und Wilhelm Clemens als Stahlhandel „Schmidt & Clemens“ in Frankfurt/Main gegründet, hat sich das Unternehmen im Laufe seiner Geschichte zu einem international operierenden Konzern mit mehr als 800 Beschäftigten und zum Weltmarktführer im hoch innovativen Geschäftsbereich Schleuderguss entwickelt. Das Jubiläumsjahr will Schmidt + Clemens nutzen, um sich im Rahmen zahlreicher Veranstaltungen gegenüber Kunden, Öffentlichkeit und Belegschaft als kompetentes und dynamisches Unternehmen zu präsentieren, das nach erfolgreicher Neuausrichtung für die Zukunft gut gerüstet ist. Die Aktivitäten gipfeln am 21. Mai 2005 in einem „Festival in Steel“, einem großen Fest für die gesamte Belegschaft und ihren Familien, das auf dem Werksgelände in Kaiserau stattfinden wird. Bis zu diesem Zeitpunkt sollen die umfangreichen Modernisierungsmaßnahmen am Stammsitz im Leppetal weitgehend abgeschlossen sein.

Das Jubiläumsjahr stehe also ganz im Zeichen der Wiedererstarkung der oberbergischen Edelstahlwerke. "Wir wollen insbesondere unserer Belegschaft, aber natürlich auch unseren Kunden ein eindeutig positives Signal für die Zukunft geben", sagt Völkner. Dies geschieht zum Beispiel im Rahmen internationaler Symposien oder anderer Kundenveranstaltungen, die in Kaiserau in den kommenden zwölf Monaten immer dann stattfinden werden, wenn die Modernisierung eines Produktionsbereichs abgeschlossen ist. "Dann wird unser Fortschritt sichtbar und begreifbar", so Völkner. "Unseren Kunden werden wir in völlig entkernten, frisch gestrichenen und hellen Hallen neue Fertigungsverfahren und Produkte vorstellen und unserer Belegschaft zeigen, dass sie allen Grund hat, auf ihr Unternehmen stolz zu sein."

Den Auftakt der Jubiläumsaktivitäten bildete bereits am 1. März die Inbetriebnahme des neuen Werks im brasilianischen Jundiai nahe Sao Paulo, einem von insgesamt fünf S+C-Auslandsstandorten. Erste Glückwünsche zum Jubiläum erhielt Schmidt + Clemens schon vor wenigen Tagen auf der Industriemesse Hannover auch von Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Harald Schartau.

Als oberbergisches Unternehmen pflegt Schmidt + Clemens anlässlich seines Jubiläums auch intensive Nachbarschaftskontakte. Im Oelchenshammer, einem Teil des Industriemuseums Engelskirchen, erinnert nicht nur eine Tafel an die Firmengründung vor 125 Jahren. Zahlreiche Illustrationen dokumentieren in einer Dauerausstellung darüber hinaus bis Oktober die spannende Geschichte des Unternehmens. So erfahren die Besucher unter anderem, dass der 1. Mai für den Jubilar gerade in den ersten Jahren seines Bestehens ein wichtiger Tag gewesen ist: 1. Mai 1879 Gründung, 1. Mai 1884 Anpachtung des Gimborner Hammers, der sich im Besitz der Adelsfamilie von Fürstenberg befand, und 1. Mai 1896 Erwerb der Wahlscheids Hämmer am Leppebach, dem Ursprung des Werks Kaiserau.



[Neue Erfindungen wie das innengewendelte Rohr oder stark biegsame Gussteile sind gut angekommen.]

Ab November wird eine Ausstellung im Lindlarer Rathaus die Verbundenheit der Unternehmensgruppe mit dem Wirtschaftsstandort Lindlar darstellen. Darüber hinaus unterstützt S+C im Juli das Feuerwehrfest in Frielingsdorf, wo ein großer Teil der ehemaligen und aktiven Belegschaft zu Hause ist, und veranstaltet das Jugendfußballturnier S+C-Cup zusammen mit dem SV Frielingsdorf.

Ganz trocken und spurlos soll der Gründungstag von S+C nicht an der Belegschaft vorbei ziehen: Geschäftsführer und Führungskräfte werden bei Schichtwechsel am Montag, 3. Mai, an den Werktoren ihren Mitarbeitern zunächst ein symbolisches Dankeschön überreichen: eine Flasche S+C-Jubiläumssekt. Auf dem für diesen Anlass exklusiv kreierten Etikett grüßen die beiden ehrwürdig-bärtigen Gründer des Unternehmens Ludwig Schmidt und Wilhelm Clemens und wünschen alles Gute für die Zeit nach 125 Jahren.

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