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Jahresempfang op d'r Hei: EU-Osterweiterung als Chance für NRW und Oberberg

sl; 8. Apr 2004, 06:22 Uhr
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Jahresempfang op d'r Hei: EU-Osterweiterung als Chance für NRW und Oberberg

sl; 8. Apr 2004, 06:22 Uhr
(sl/27.3.2004-15:40) Von Simone Liebelt
Marienheide – Gestern Abend hatte Bürgermeister Uwe Töpfer zum Jahresempfang für die Wirtschaft in das Pädagogische Zentrum der Gesamtschule geladen – Generalkonsul Janusz Styczek und Konsulin Danuta Dominiak-Wozniak zu Gast.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Für den musikalischen Rahmen des Jahresempfangs sorgte der 25-jährige Alexander Wied, der die Besucher ein ums andere Mal mit seinen Künsten ins Stauen versetzte.]

Der diesjährige Jahresempfang für die heimische Wirtschaft der Gemeinde Marienheide stand unter dem Motto der EU-Osterweiterung und der geplante EU-Verfassung. Anders als in den Jahren zuvor gab es kein einzelnes Referat, sondern eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von Claudia Schall, Chefredakteurin bei Radio Berg.

[Vertreter aus Politik und Wirtschaft hatte Bürgermeister Töpfer (ganz rechts) eingeladen, den Jahresempfang mit zu gestalten.]

Zu Beginn der Veranstaltung konnte Bürgermeister Uwe Töpfer über 300 Besucher aus Wirtschaft, Politik sowie Vertreter der Vereine und der Heier Geschäftswelt begrüßen. Ebenfalls anwesend waren der stellvertretende Landrat Hagen Jobi und Oberbergs Bundestagsabgeordneter Klaus-Peter Flosbach, der auch an Podiumsdiskussion teilnahm. Eine Delegation aus der polnischen Partnerstadt der Gemeine Marienheide, Biala, war auch gekommen, um zusammen mit den "Heiern" über die EU-Osterweiterung zu sprechen.

Finanziell unterstützt wurde der Jahresempfang erneut durch die Kreissparkasse Köln, "die in Marienheide tief verwurzelt ist", wie Hans Seigner, Vorstand der Kreissparkasse, in seinem Grußwort erklärte. Bereits zum zweiten Mal stehe er hier am Mirko, so dass dies schon Tradition sei, im nächsten Jahr sei es dann Bauchtrum. "Aufgrund unserer Bilanzergebnisse aus dem letzten Jahr muss die KSK eine höhere Gewerbesteuer zahlen," erklärte Seigner. Auch wenn das Geldsäcken somit ein wenig voller wäre, in Sachen kommunaler Haushalt sei dies aber nur ein kleiner Beitrag. Seigner: "Auch wenn ich es noch so sehr wollte, die Kreissparkasse kann den Kommunen leider nicht helfen." Dies sah Bürgermeister Töpfer allerdings etwas anders. Mit einem Schmunzeln erklärte er: "Herr Seigner, uns würde es vorerst helfen, wenn Sie Ihren Kölner Hauptsitz nach Marienheide verlegen würden."

[Bürgermeister Töpfer: "Durch die Osterweiterung wird die EU noch vielfältiger."]

Eigentlich hatte die Gemeindeverwaltung die polnische Gerneralkonsulin Elzbieta Sobotka als Gastrednerin eingeladen, doch diese weilte zusammen mit einem Kollegen bei der Verleihung des Karlspreises an Papst Johannes Paul II in Rom. Töpfer: "Gegen den Papst komme ich wahrlich nicht an, aber ich freue mich umso mehr, dass Generalkonsul Janusz Styczek den Weg nach Marienheide gefunden hat."

Trennung in Ost- und Westeuropa ist vorbei

In fünf Wochen sei es so weit, und Polen werde der Europäischen Gemeinschaft beitreten, berichtete der Konsul in seinem Grußwort. "Es ist eines der wichtigsten außenpolitischen Ziele aller polnischen Regierungen seit Beginn der 90-er Jahre, jetzt ist es geschafft." Die Freude darüber sei in Polen sehr groß, auch wenn der Weg zum EU-Betritt lang und steinig gewesen sei. Styczek: "In fünf Wochen wird es die Trennung zwischen West- und Osteuropa nicht mehr geben. Und der deutsch-polnischen Beziehung verleiht der Beitritt eine neue Dimension: Wir sind nicht länger mehr nur noch Nachbarn, sondern jetzt auch Partner." Als kleines Dankeschön für die Einladung überreichte der Generalkonsul dem Heier Bürgermeister ein Buch über polnische Rathäuser. "In Polen sind die Rathäuser ein Zeichen für Demokratie auf lokaler Ebene", erklärte er.

In der folgenden Podiumsdiskussion wurden dann Risiken und Vorteile, Ängste und Hoffnungen im Bezug auf die EU-Osterweiterung, die gleichzeitig auch die größte Erweiterung der EU-Geschichte ist, aufgezeigt und besprochen. Für MdB Klaus-Peter Flosbach ist die Osterweiterung eine große Chance für Deutschland, aber auch für Oberberg. Besonders der Export werde profitieren. Flosbach: "Doch in der momentanen Phase sollten wir nur die Chancen betrachten und diese auch nutzen."

EU-Osterweiterung als Chance für die Wirtschaft

Ebenfalls als große Chance sah dabei KSK-Vorstand Seigner den Betritt der weiteren Länder. "Es ist eine erhebliche Chance für die Wirtschaft, die Stabilität, einen Vertrauensgewinn und ein Wirtschaftswachstum mit sich bringen wird." Dr. Herbert Ferger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer zu Köln, erklärte: "NRW hat sich in Sachen Export mit allen Beitrittsländern gut positioniert. Die EU-Osterweiterung wird einen zusätzlichen Impuls für die mittelständischen Unternehmen darstellen."

Bereits nach Polen exportiert die August Rüggeberg GmbH Co. KG. Diese wurde in der Gesprächsrunde durch den geschäftsführenden Gesellschafter Tom Rüggerberg vertreten, der in seinem Statement erklärte, dass "Rüggeberg" den Kunden folge. "Wenn unsere Kunden nach Polen gehen, dann müssen wir dort auch mit unserem Werkzeug hin und für unsere Kunden zur Verfügung stehen. Darin sehen wir bei 'Rüggeberg' Potential und auch eine Chance."

Ohne Hemmnisse Erfahrungen im Ausland sammeln

Aus Sicht der polnischen Bevölkerung beschrieb die Konsulin der Wirtschafts- und Handelsabteilung der Botschaft der Republik Polen (Köln), Danuta Dominiak-Wozniak die EU-Osterweiterung. "Über 77 Prozent der Bevölkerung war für den Beitritt. Dieser ist der größte Schritt in der polnischen Geschichte." Jeder freue sich über diese Entscheidung – besonders aber die jungen Leute. Dominiak-Wozniak: "Die jungen Menschen sehen die Chancen, im Ausland zu studieren, Praktika zu absolvieren und zu reisen." Wie die Konsulin erklärte, rechne die jüngere Generation damit, dass sich Polen wirtschaftlich weiter entwickle und dass sie auch dort einen Arbeitsplatz finden würden. "Dennoch wollen sie ihre Erfahrungen im Ausland ohne jegliche Hemmnisse sammeln können."

[Diskutierten gemeinsam über die EU-Osterweiterung: KSK-Vorstand Hans Seiger (v.l.n.r.), IHK-Chef Dr. Herbert Ferger, Klaus-Peter Flosbach (MdB), Generalkonsul Janusz Styczek, Bürgermeister Uwe Töpfer, Tom Rüggeberg (geschäftsführender Gesellschafter der Rüggeberg GmbH) und der stellvertretende Landrat Hagen Jobi.]

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