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Schiris stoppen Gummersbacher Aufholjagd – 24:28 gegen Lemgo

pl; 19. Dec 2003, 06:22 Uhr
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Schiris stoppen Gummersbacher Aufholjagd – 24:28 gegen Lemgo

pl; 19. Dec 2003, 06:22 Uhr
(pl/7.12.2003-18:55) Von Peter Lenz
Gummersbach – Trotz solider Leistung unterlag der VfL Gummersbach am Nachmittag dem Meister TBV Lemgo in der seit rund fünf Jahren erstmals wieder ausverkauften Eugen-Haas-Sporthalle mit 24:28 – Desolate Schiedsrichter bringen Hasanefendic-Truppe um jegliche Chancen.
[Fünf Treffer von "Nick" Yoon waren heute eine schwache Ausbeute.]

Während die Mannschaft von Trainer Sead Hasanefendich (7.) nach nunmehr sieben Pflichtspielen ohne Niederlage und vier Bundesliga-Siegen in Serie auf dem Boden der Tatsachen zurück geholt wurde, zeigte sich das Lemgoer Star-Team (2.) gut erholt vom DHB-Pokal-Debakel am vergangenen Dienstag in Hamburg.

VfL Gummersbach - TBV Lemgo 24:28 (11:12).



[Hier scheitert Alex Mierzwa am starken Zereike.]

Schade, schade, da war heute gegen das Starensemble aus Lemgo wirklich mehr drin. Zwar erwischten die Hausherren einen klassischen Fehlstart, lagen nach vier Minuten bereits mit 0:3 zurück, und nach 19 Minuten betrug der Rückstand gar fünf Treffer (4:9), aber nach einer ersten tollen Aufholjagd war man kurz vor der Pause beim 11:11 wieder im Rennen. Wobei erwähnt werden muss, dass zu diesem Zeitpunkt Andreas Rastner schon nicht mehr mit von der Partie war. Der wieder überragende Kreisläufer hatte nach fünf blitzsauberen Toren in der 25. Minute die dritte völlig unberechtigte Zweistrafe verhängt bekommen – rote Karte.

Überhaupt sollten die beiden Schiedsrichter heute ihren großen Auftritt in der mit 2.200 Zuschauern ausverkauften Halle und vor einem Millionen-Fernsehpublikum haben. Besonders Jürgen Rieber aus Denkendorf verstand es ein ums andere Mal, mit krassen Fehlentscheidungen gegen die VfL-Akteure das Gummersbacher Spiel immer in den entscheidenden Momenten regelrecht kaputt zu pfeifen. Hatte man sich gerade wieder herangekämpft, bekam man durch die Schiris wieder einen Rückschlag.



[Konnte in der Rückraum-Mitte nicht wirklich überzeugen: Tobias Schröder.]

Der Höhepunkt der Herren in Schwarz folgte gegen Mitte der zweiten Halbzeit. Aber der Reihe nach. Als der VfL auch den Start des zweiten Durchgangs völlig verschlafen hatte, und die TBV-Stars binnen acht Minuten auf 18:14 davongezogen waren, sorgten mit fünf Toren in Folge durch Dragunski, Yoon, Mierzwa, erneut Yoon und Hartmann für die erste und einzige Gummersbacher Führung – 19:18 nach 41 gespielten Minuten.

Wie aber schon angedeutet, hatten die Männer mit der Pfeife offensichtlich etwas gegen einen Gummersbacher Erfolg, denn ab der 49. Minute standen den sechs TVB-Cracks auf dem Feld ersteinmal nur drei Blau-Weiße gegenüber: Alexander Mierzwa, Tobias Schröder und Cedric Burdet kämpften aufopferungsvoll, konnten aber die beiden Lemgoer Treffer zum vorentscheidenden 24:21 für die Gäste nicht verhindern. Was war passiert? Aus völlig unerklärlichen Gründen hatten Ivan Lapcevic und Mark Dragunski Zeitstrafen aufgebrummt bekommen. Ein angeblicher Wechselfehler bescherte dann auch noch Kyung-Shin Yoon zwei Minuten auf der Bank.



[Schönes Anspiel auf den erstklassigen Andreas Rastner.]

Allen Widrigkeiten zum Trotz markierten Michael Spatz und Mark Dragunski in der Folgezeit die Tore zum 23:24 (54.), aber Marc Baumgartner, Christian Schwarzer, Daniel Stephan und Michael Binder machten gegen die nun gebrochenen und kraftlosen Gummersbacher den Sack zu. „Nach den vielen Rückschlägen war am Ende einfach die Moral gebrochen“, so VfL-Manager Carsten Sauer frustriert.



[Überragender Gast: Florian Kehrmann.]

Trotz aller berechtigten Schiedsrichter-Schelte aber muss gesagt werden, dass Lemgo letztendlich nicht unverdient gewonnen hat. Vor allem die schnellen, leichten Toren waren es, die mit den Ausschlag für den Ausgang des Spiels gegeben haben. Aus einer starken Deckung heraus wurde der Ball schnell nach vorne gebracht und so ein ums andere Mal die VfL-Deckung teils schwindelig gespielt. Und im zweiten Durchgang schraubte die Mannschaft von Trainer Volker Mudrow auch die Fehlerquote im Angriff deutlich herunter, so dass der starke Henning Wiechers im VfL-Gehäuse dann doch öfter als ihm lieb war hinter sich greifen musste.

Aber wer weiß, wie die Partie ausgegangen wäre, wenn zum Beispiel Gummersbachs Kapitän Houlet dabei gewesen wäre. Denn eins ist Tatsache: Weder Tobias Schröder noch Frank von Behren, die sich beide heute auf Rückraum-Mitte versuchen durften, konnten wirklich überzeugen – um es mal noch schmeichelhaft auszudrücken. Und der Verlust von Andreas Rastner wog natürlich schwer, auch wenn „Ersatzmann“ Mark Dragunski seine Sache diesmal sehr gut machte.



[Vor allem in der Schlussphase kämpfte Alexander Mierzwa aufopferungsvoll - drei Tore sollten am Ende aber nicht reichen.]

Einen schweren Stand hatte derweil Kyung-Shin Yoon, der in Daniel Stephan einen bekanntermaßen starken Gegenspieler hatte. Fünf Treffer bei 15 Versuchen, dazu ein vergebener Siebenmeter sprechen eigentlich für sich. Unter dem Strich bot der VfL eine solide Leistung, kämpfte sich dreimal bravourös wieder heran, hatte dann aber am Ende – nicht zuletzt wegen der Schiedsrichter - einfach nicht mehr die Moral und Kraft, solch eine Partie noch zu kippen.



Positives Fazit aber muss die Erkenntnis sein, dass die Zeiten, in denen sich der VfL von den so genannten Top-Teams hat abschlachten lassen, wohl der Vergangenheit angehören dürften. Davon konnten sich heute die zahlreichen Zuschauer eindrucksvoll ein Bild machen, auch wenn die Partie nicht gerade das war, was man sich unter einem Handball-Leckerbissen eigentlich vorstellt.



[Rote Karte für Rastner, der - nicht als einziger - die Welt nicht mehr verstand.]

Trainerstimmen:

Sead Hasanefendic (VfL): "Wir haben heute gegen den amtierenden Deutschen Meister gespielt, und der TBV Lemgo ist eine super Mannschaft. Meine Spieler haben alles gegeben, aber die Deckung stand nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Volker Zerbe und Marc Baumgartner haben zu leichte Tore gemacht. Insgesamt haben wir Lemgo zehn Tore geschenkt und vor allem in der Schlussphase zu hektisch agiert. Im letzten Jahr hatten wir keine Chance gegen diese Mannschaft, und jetzt mussten wir ohne Francois-Xavier Houlet antreten. Ein sehr großes Handicap. Hinzu kam, dass Andreas Rastner vom Feld musste, denn er war in der ersten Halbzeit unser gefährlichster Mann. Ich bin nicht zufrieden, aber es geht weiter."

Volker Mudrow (Lemgo): "Ich bin sehr zufrieden und glücklich. Wir wussten, dass uns ein schweres Spiel erwartet, und durch die vorherigen Erfolge des VfL waren wir gewarnt. Die Deckung stand sehr gut, und mit Jörg Zereike hatten wir einen guten Rückhalt. In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Chancen vergeben, aber im zweiten Durchgang vor allem durch Konter unsere Tore erzielt. Meine Mannschaft hat sehr gut gespielt und verdient gewonnen."



[Trauriger Höhepunkt der Mannschaft von Sead Hasanefendic (oben Mitte), als Schröder, Mierzwa und Burdet gegen sechs Westfalen auf dem Parkett standen (unten).]

VfL Gummersbach:
Steiner Ege (n.e.)
Henning Wiechers (18 Paraden)

Jörn Ilper (1)
Andreas Rastner (5)
Kyung-Shin Yoon (5)
Frank von Behren
Ivan Lapcevic (3)
Tobias Schröder (1)
Alexander Mierzwa (3/1)
Cedric Burdet
Dirk Hartmann (2)
Mark Dragunski (3)

TBV Lemgo:
Christian Ramota (n.e.)
Jörg Zereike (14, darunter ein Siebenmeter)

Daniel Stephan (2)
Andre Tempelmeier
Christian Schwarzer (3)
Max Ramota
Volker Zerbe (4)
Marc Baumgartner (8)
Florian Kehrmann (5)
Michael Binder (5)
Carlos Lima
Markus Bauer (1)



[Henning Wiechers (links), der die eindeutig bessere Partie bot als die "Schiris"; Frank von Behren war wieder da, aber noch nicht wirklich in Form.]

Zuschauer: 2.200 (ausverkauft)

Schiedsrichter: Holger Fleisch (Ostfildern) und Jürgen Rieber
(Denkendorf)

Zeitstrafen: 12:6 (Andreas Rastner - dreimal, Yoon, Lapcevic, Dragunski - Max Ramota, Baumgartner, Kehrmann)

Siebenmeter: 2:1 - 1:1 (Yoon scheitert an Zereike)

Beste Spieler: Wiechers, Rastner - Kehrmann, Zereike, Marc Baumgartner (2. Halbzeit)

Spielfilm: 0:3 (4.), 2:5 (9.), 4:9 (19.), 8:9 (24.), 11:11 (29.), 11:12 (Halbzeit) – 12:15 (36.), 14:18 (38.), 19:18 (42.), 19:21 (46.), 21:22 (49.), 21:24 (50.), 23:24 (54.), 23:28 (60.), 24:28 (Endstand).

Ergebnisse und Tabelle Bundesliga

[Ivan Lapcevic (links); Dirk Schumacher (Mitte) und Kreisläufer Marc Dragunski.]



[Das Lemgoer Starensemble um Trainer Mudrow (links unten).]



["Kuno" Ilper (großes Bild und Torwart Wiechers, der gerade eine Attacke erfolgreich abgewehrt hat.]




[Dreimal holte der VfL auf und das Publikum ging begeistert mit.]



[Der Wechselfehler und somit weitere zwei Minuten brachten die Blau-Weißen um die letzte Chance, das Spiel zu kippen.]





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