Archiv

Sümpfchen, Black Box und Alte Posthalterei eröffnen 14. Wiehler Jazztage

om; 24. May 2003, 02:36 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

Sümpfchen, Black Box und Alte Posthalterei eröffnen 14. Wiehler Jazztage

om; 24. May 2003, 02:36 Uhr
(om/24.5.2003-1:25) Von Oliver Mengedoht
Wiehl - "Lance & Donna", die "Next Blues Generation" und die "O.K.-Jazzband" haben heute Abend mit dem Kneipenjazz die 14. Internationalen Wiehler Jazztage eröffnet.

[Bilder: Oliver Mengedoht --- Im "Sümpfchen" begeisterten und amüsierten "Lance & Donna".]



Kein schlechter Auftakt für die 14. Auflage der größten Veranstaltungsreihe des Kulturkreises Wiehl: Der "Jazz in der Kneipe" zog die Interessierten in die irisch angehauchte Gaststätte "Sümpfchen", wo man sich über 80 zahlende Gäste freute, in die traditionelle, knallvolle und urgemütliche "Alte Posthalterei" und in die Discothek "Black Box", wo die schlauchartigen Räumlichkeiten ebenfalls eine eigenwillige Atmosphäre zauberten. Auch die beiden Hauptorganisatoren, Kulturkreis-Geschäftsführer Hans-Joachim Klein und Vorsitzender Jürgen Schulz, zogen erfreut "durch die Kneipen".





[Interessantes Experiment: Jazz in der Disco.]



Klassischen Blues mit teils sehr ungewöhnlichen Instrumenten präsentierte das amerikanische Duo "Lance & Donna" aus Nashville/Tennessee - zwei Typen, deren menschlicher und musikalischer Weg außergewöhnlich ist. Nachdem die beiden symphatischen Unikate 1992 alles verloren - Häuser, Autos, Geschäft -, erwies sich die Obdachlosigkeit als großer Segen für sie. Die zeigte ihnen nämlich erst die Freiheit auf, ihrem ureigenen (amerikanischen?) Lebenstraum zu verwirklichen: Reisen durch fremde Länder und Musik zu spielen, die sie lieben. Sechs Jahre später reisen sie in einem alten Camping-Bus, spielen in Cafés, Bars und auf Blues-Festivals in aller Welt.



Angenehm locker präsentieren sie ihr Repertoire von Robert Johnson, Willie Dixon und Blind Willie McTell über Big Bill Broonzy bis zu B.B. King und Jimi Hendrix, stets angereichert aber mit Eigenkompositionen aus dem Bereich "Travelin' Blues". Donna spielt Perkussionsinstrumente und singt, Lance führt seine "Bottleneck Slide" und die "Lap steel" vor. Herrlich, wenn Lance mit wenigen, aber gut verständlichen Deutschbrocken sein ungewöhnliches Instrument aus Hawaii vorstellt: "Lap ist das hier", klatscht er zeigend auf seinen Oberschenkel, wo das Gerät während des Spielens ruht, "und steel ist das hier", erklärt er die Stahlrolle hochhaltend, die statt der Finger zum Spielen der Töne benutzt wird. "I don't know how that translates in Deutsch. Anyone here who speaks no english?" Kaum.



Drei Gitarren und zwei Bässe





[Die "O.K.-Jazzband" spielte in der "Alten Posthalterei" auf.]



Die nächste Generation spielte - passend - in der "Black Box" auf. So war es sicher auch ein interessantes - und anscheinend gelungenes - Experiment, auch die Discothek am Kurpark mit in das Programm aufzunehmen. Bekannte Blues- und Rockstücke angelehnt an Künstler wie Eric clapton, Albert Collins, Buddy Guy oder auch Jimi Hendrix gehören zum festen Repertoire der "Next Blues Generation", die in dem engen Schlauch der Disco für eine heimelige Atmosphäre sorgten.



Blockflöten und Triangeln gehörten bei der Familie Backhaus, die zwei Drittel der sechsköpfigen Formation stellt, offenbar nicht zur musikalischen Früherziehung. Der Senior Hans-Werner Backhaus scheint schon immer Musik gemacht zu haben und mit seiner Gitarre verschmolzen. "Vielsaitig" ist auch Kopf und Leadsänger Klaus mit Anlehnung an Eric Clapton und bluesiger Stimme. Sam mit Fender-Power und Groove ist als wesentliche Rhythmus-Stütze unverzichtbar und Frank bedient das Schlagzeug - obwohl auch er Gitarre und Klavier gelernt hat. Für ihn bedarf jedes Lied der Interpretation jedes Musikers, auch bei Schlagzeugern.





[Urige Atmosphäre herrschte im "Sümpfchen".]



Vervollständigt wird die muntere Truppe durch einen Gitarristen mit Hang zu Neil Young: Thomas Gläser ist 1989 zur Gruppe gekommen, aber inzwischen "auf den Bass gekommen". Als zweite Besetzung auf dem Bass fungiert Jürgen Raffelsieper, der die Doppelbesetzung der dunklen Töne seit 2001 als Nachfolger von Uwe Haeger wahrnimmt.



Dixieland und Swing aus Köln



Blues, Swing und Mainstream mischen die sechs Musiker der "O.K.-Jazzband", die in der proppevollen und gemütlichen "Alten Posthalterei" auftraten. Mit ihrem erfrischenden Programm streben sie nach einer lebendigen Weiterführung der Dixieland- und Swing-Tradition. Klarinettist Dr. Michael Wortmann suchte sich vor einigen Jahren in der Kölner Szene entsprechende Musiker und bleibt auch der Region treu. So spielt die "O.K.-Jazzband" häufiger im Rheinisch- und Oberbergischen, trat auch schon im Jazzclub Gummersbach oder dem Industriemuseum Engelskirchen auf.





[Eng war es gestern Abend in allen drei Jazzkneipen, auch in der Posthalterei.]



Als Wortmann Christoph Freier (Trompete), Herwig Barthes (Piano), Hans Kirchmeyer (Gitarre, Banjo), Axel Becker (Bass) und Hans Fücker (Schlagzeug) um sich geschart hatte, sagte er "O.K." und so heißt seine Band auch heute noch. Teilweise sind die Songs von ihm selbst komponiert und arrangiert, ab und an schimmern aber auch fordernde Benny Goodman-Rhythmen, der New Orleans-Stil von Louis Armstrong oder flotter Swing durch das Programm.





[In der "Black Box" trat die "Next Generation Bluesband" auf.]



Die 14. Internationalen Wiehler Jazztage - Das Programm



Für einige Veranstaltungen gibt es noch Karten bei Wiehlticket oder an der Abendkasse.



-Samstag, 24. Mai: "Brazilian Evening" mit "Music From Different Places" und Tania Maria, Wiehltalhalle

-Sonntag, 25. Mai: "Organ Giants" mit Joey DeFrancesco, Wiehltalhalle

-Montag, 26. Mai: "Blues Night" mit "Bluebyrds" und "Dr. Mablues and the Detail Horns", Wiehltalhalle

-Dienstag, 27. Mai: "Guitar Night" mit "Oberberg Guitars" und "Great Guitars of Jazz", Wiehltalhalle

-Mittwoch, 28. Mai: "Dance Night" mit "Wind Machine" und Jazzkantine, Wiehltalhalle

-Donnerstag, 29. Mai: "Jazzfrühschoppen" mit "Les Haaricots Rouges", Biergarten Bahnhofstraße; "Gospels & Spirituals" mit "The Jackson Singers", Evangelische Kirche

["O.K.-Jazzband".]





[Das Publikum in der Disco hörte gestern Blues.]





WERBUNG