Archiv

THW und DLRG Oberberg schon wieder im Hochwasser-Einsatz

om; 4. Jan 2003, 17:42 Uhr
Oberberg Aktuell
ARCHIV

THW und DLRG Oberberg schon wieder im Hochwasser-Einsatz

om; 4. Jan 2003, 17:42 Uhr
(om/4.1.2003-17:35) Oberberg - Erneut sind seit gestern Nachmittag wieder bis zu 1.400 Helfer des Technischen Hilfswerks (THW) sowie weitere der DLRG im Einsatz gegen die Fluten, die zahlreiche Gegenden und Städte in ganz Deutschland bedrohen.
[Bild: privat --- Der hohe Pegel am Rhein in Köln bedrohte auch die Altstadt - nun ist anscheinend Entwarnung angesagt.]



Auch 60 Oberberger THW-Helfer waren und sind seit gestern 15 Uhr im Raum Bonn/Siegburg im Einsatz, berichtet Waldbröls Ortsbeauftragter Josef Spitze. Während sich in Oberberg die Lage weiter entspannt, unterstützen 45 Helfer aus den THW-Ortsverbänden Gummersbach, Hückeswagen und Waldbröl die Kameraden in Bonn-Beuel beim Aufbau eines mehrere hundert Meter langen Hochwassersteeges aus Gerüstbauteilen. Dieser Hochwassersteeg ermöglicht den Anwohnern in der Rheinaustraße in Beuel noch den einigermassen trockenen Zugang zu ihren Wohnungen.



Weitere 15 Helfer des Technischen Hilfswerks Waldbröl unterstützen mit ihrer Pumpenausstattung das THW-Siegburg. In Niederkassel drohte das Erdgeschoss eines grossen Möbelhauses durch eindringendes Grundwasser geflutet zu werden. "Dies konnte bisher mit vereinten Kräften verhindert werden." Die Waldbröler THW´ler pumpen mit ihren schweren Elektro-Tauchpumpen ca. 15.000 Liter Grundwasser über mehrere Schlauchleitungen in den 500 Meter entfernten Rhein - und das pro Minute. Für die Stromversorgung an der Einsatzstelle sorgen die Elektro-Fachkräfte des THW-Waldbröl mit Ihrem 175 kVA-Stromerzeuger.



Weitere THW-Helfer hielten sich auch im Oberbergischen in Bereitschaft, mussten aber nicht mehr angefordert werden. "Das positivste ist wohl, dass der Rhein nicht so hoch gekommen ist, wie er eigentlich wollte", gibt Spitze die akutelle Lage bekannt. Das entlaste die Kollegen in Beuel, wo die Altstadt nicht geflutet wurde. Beim Möbelhaus in Niederkassel, wo noch fünf Kameraden die Pumpen überwachen, macht vor allem das Grundwasser zu schaffen. "Letztes Jahr wurde hier das Erdgeschoss überflutet, dieses Mal haben wir es trocken halten können", freut sich Spitze. Der Einsatz werde sicher noch fünf bis sechs Tage dauern, die meisten Kameraden konnten aber zunächst wieder nach Hause geschickt werden. "Die große Arbeit kommt dann natürlich wieder beim Aufräumen, wenn das Wasser zurückgeht."



Am heutigen Samstag erhielt auch die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft Oberberg durch die Einsatzleitung des Landesverbandes Nordrhein die Abberufung zum Hochwassereinsatz nach Bonn, wie Volker Günther von der Geschäftsstelle Oberberg berichtet. Durch eine am gestrigen Freitag gestartete Voranfrage konnten insgesamt 30 ehrenamtliche Helfer gefunden werden, die nun an die notwendigen Stellen zeitversetzt vermittelt werden können.



Derzeit haben sich neun Personen aus Nord und Süd auf den Weg begeben, um der DLRG im Bezirk Bonn mit zwei Bootstrupps für die kommenden Tage zur Seite zu stehen. So sind die Bootsführer und Rettungstaucher Heiko Altendorf und Edgar Tapper im Einsatz, die Bootsführer Marco Altendorf, Andre Grutz und Bernd Schiffer sowie als Helfer im Wasserrettungsdienst Andre Köther, Markus Prinz, Gunther Schönrath und Tomas Horn.



In Köln sind alle erleichtert: Das Rhein-Hochwasser wird nicht - wie zunächst befürchtet - die 10-Meter-Marke übersteigen und somit nicht die Altstadt überschwemmen. Nach neuesten Berechnungen werde der Höchststand der Flut von etwa 9,80 Metern für Sonntag Nacht erwartet, berichtet die Stadt auf ihrer Homepage. Anders als in der Innenstadt reichten die Schutzmaßnahmen in manchen Vororten, etwa Rodenkirchen, aber nicht aus. Hier trat der Rhein über. Insgesamt hatte sich der Anstieg der Flut aber am Samstag deutlich verlangsamt. Von den Nebenflüssen wurden teilweise bereits sinkende Wasserstände gemeldet.



Am Mittelrhein bei Koblenz werden Höchststände wie beim Hochwasser 1993 erwartet. Auch an Weser, Donau und Mosel kletterten die Pegel. In Rheinland-Pfalz drangen die Wassermassen der Mosel in die Altstadt von Zell ein. In Bayern stiegen die Wasserstände im Main unterhalb von Lichtenfels, an der Itz unterhalb von Coburg und an der Fränkischen Saale. Der Schiffsverkehr auf Main, Mosel, Neckar und Weser wurde eingestellt. Auch Donau, Elbe und der Rhein waren teilweise nicht mehr befahrbar. In Thüringen, Hessen und Bayern schwollen zahlreiche Flüsse weiter bedrohlich an. In Thüringen galt für fünf Landkreise die höchste Hochwasseralarmstufe.



Bundesweit waren heute 1.400 THW-Helfer im Einsatz gegen das Hochwasser. "Auch wenn sich über Nacht die Lage etwas entspannt hat und in den meisten betroffenen Gebieten das Wasser langsamer steigt, als erwartet, ist ein Ende der Einsätze noch nicht abzusehen", so das THW Deutschland in einer aktuellen Pressemitteilung. Der Schwerpunkt für das THW liegt zur Zeit in Nordrhein-Westfalen, hier unterstützen über 600 Helfer die Kollegen von der Feuerwehr. Einsatzaufgaben sind Fachberatung, Pumparbeiten, Gebäudesicherung, Abstützarbeiten, Erdarbeiten, Sandsackverbau, Stegebau, Bootsbetrieb, Errichtung von Hochwasser-Schutzmauern in Köln, Mehlem und Bonn-Beuel sowie am UN-Gebäude in Bonn, die Wasserhaltung in dem Niederkasseler Möbelhaus und die Beseitigung von Schwemmgut. Und damit die betroffenen Anwohner die Pegelstände weiterhin per Radio verfolgen können, versorgt das THW die Radiostation "Radio Bonn Rhein Sieg" mit Strom.



In Baden-Württemberg liegt der Einsatzschwerpunkt des THW ist in Wertheim. Dort ist die Lage besonders kritisch. Bis morgen wird ein

Pegel von 6,50m erwartet. Wertheim droht damit das stärkste Hochwasser seit mehr als 80 Jahren. Die Haupteinsatzgebiete in Bayern sind unverändert Karlstadt, Bamberg, Marktheidenfeld und Coburg. Der Katastrophenalarm in Coburg ist aufgehoben worden. Die Naab steigt nach wie vor.



In Rheinland-Pfalz an der Mosel fallen die Pegel. Der Einsatz wird mit unveränderter Intensität fortgesetzt. In Niedersachsen sind Gebiete in Großraum Hannover (Schwerpunkt: Sarstedt), Großraum Braunschweig und an der Delme betroffen. Die Harzzuflüsse speisen Leine und Aller. Die Lage hat sich leicht entschärft.



In Thüringen gilt in Teilen weiterhin Hochwasseralarmstufe 3. Haupteinsatzbereich ist unverändert der Landkreis Nordhausen. Einsatzstellen befinden sich bei Donndorf an der Grenze zu Sachsen-Anhalt. Dort wurde der Scheitelpunkt heute früh um 4 Uhr erreicht. In Sömmerda/ Leubingen mussten die Pumparbeiten eingestellt werden. Sicherungsarbeiten am Damm laufen aber weiter. Auf Anordnung des Landratsamtes Sömmerda wurden aus Leubingen vorsorglich ca. 1.000 Einwohner in Sicherheit gebracht. An Saale und Harzflüssen in Sachsen-Anhalt gilt teilweise weiterhin höchste Alarmstufe. Die Einsatzgebiete des THW sind unverändert die Bereiche um Magdeburg, Schönebeck, Sangershausen und

Halberstadt. Haupteinsatzbereich des THW in Sachsen ist Pirna. Ein Hangabrutsch wird gesichert, abgetragen und umgeleitet. Entlang der Mulde sind

Helfer zur Deichkontrolle eingesetzt.



Feuerwehr: "Kompliment an die Bürger - Selbsthilfe funktioniert"



Die Eigenvorsorge der Menschen hat in den deutschen Hochwassergebieten schlimmere Schäden verhindert. Diese Bilanz zieht der Deutsche Feuerwehrverband (DFV). Bernd Pawelke, für den Katastrophenschutz verantwortlicher Vizepräsident des DFV, sagt: "Die Selbsthilfe der Bürger hat durchweg gut funktioniert." Betroffene Anwohner und Einsatzkräfte hätten Hand in Hand zusammen gearbeitet, um Werte zu schützen und größere Gefährdungen für Menschen und Tiere zu verhindern. "So haben viele Bürger ihre Heizöltanks gegen Aufschwimmen gesichert und auf diese Weise große Umweltschäden wie bei der Hochwasserkatastrophe im August vergangenen Jahres verhindert. In diesem Sinne hat sich auch die Aufklärungsarbeit der Feuerwehren bewährt, die diese in den vom Hochwasser gefährdeten Regionen leisten."



Rund 43.000 Männer und Frauen der Freiwilligen und Berufsfeuerwehren haben seit Beginn der Unwetter Menschen gerettet, Sturmschäden beseitigt, Schutzdämme gebaut und überflutete Gebäude leer gepumpt. "In einem wesentlichen Teil unserer Arbeit unterstützen wir aber die Selbsthilfe der Bevölkerung, indem wir gefährdete Anwohner mit Lautsprecherwagen warnen und Informationsblätter verteilen, Sandsäcke in Risikogebiete bringen, Hochwasserstege aufbauen und im Falle von Überflutungen die Menschen aus Booten versorgen oder zum Beispiel zu dringenden Arztterminen bringen", berichtet DFV-Katastrophenschutz-Referent Rudolf Römer, selbst bei einer Freiwilligen Feuerwehr im Einsatz.



In den Gebieten mit sinkenden Pegeln stehen die Feuerwehren den Bürgern bereits bei den Aufräumarbeiten zur Seite. Die Einsatzkräfte pumpen nicht nur Keller, Tiefgaragen und Straßenunterführungen leer, sondern helfen auch bei der schnellen Beseitigung des zurück bleibenden Schlammes, bevor er antrocknet. DFV-Vizepräsident Pawelke: "Hier zeigt sich deutlich, dass die Hilfe in den Kommunen selbst im Mittelpunkt steht. Das engmaschige

Netz der Feuerwehren ist die entscheidende Voraussetzung, um die örtliche Hilfe sicherzustellen und die Selbsthilfe der Bürger zu stärken. Die lokalen Erfahrungen der Feuerwehren und ihre flächendeckende Präsenz mit fast 35.000 Feuerwachen, Stützpunkten und Gerätehäusern bundesweit zahlen sich hier für Staat, Bürger und Versicherungen aus."

WERBUNG