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Traditionscafé "Süße Ecke" muss schließen – Telekom ist neuer Mieter

sl; 14. Nov 2002, 17:43 Uhr
Oberberg Aktuell
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Traditionscafé "Süße Ecke" muss schließen – Telekom ist neuer Mieter

sl; 14. Nov 2002, 17:43 Uhr
(sl/14.11.2002-16:10) Von Simone Liebelt
Gummersbach – Am 24. Dezember wird die "Süße Ecke" in der Gummersbacher Fußgänger das letzte Mal für ihre Kunden öffnet, danach schließt das Traditionscafé für immer seine Pforten.
[Bilder: Oliver Mengedoht --- Am 24. Dezember ist die "Süße Ecke" zum letzten Mal geöffnet.]



Sichtlich geschockt und berührt gibt sich der Inhaber der "Süßen Ecke", Wolfgang Rebhan, bei dem Interview mit Oberberg-Aktuell. Es scheint, als könne er die Welt nicht mehr verstehen. "Ich wollte doch nur noch fünf Jahre machen, dann hätte ich in Rente gehen können", erzählt er. 21 Jahre habe er seine Miete immer pünktlich gezahlt und sei für die Renovierungsarbeiten aufgekommen. "Ich habe doch ein Recht darauf, fair behandelt zu werden."



21 Jahren war die "Süße Ecke" in der Gummersbacher Fußgängerzone ein beliebter Treffpunkt - Und jetzt ist am 24. Dezember Schluss. Am heiligen Abend wird Rebhan zum letzten Mal in seinem Leben Kunden im Café verwöhnen können. Grund dafür ist, dass sein Mietvertrag mit der Eigentümerin Gisela Kops nicht verlängert wurde. "Meine Tochter und ich haben ein schlimmes Jahr hinter uns", erzählt er. In dieser Zeit habe man sehr viel mit der Familie Kops verhandelt, sei aber immer wieder vertröstet wurden. Rebhan: "Zu Ergebnissen sind wir nie gekommen." Und dann musste er von Kunden erfahren, dass die Deutsche Telekom einen Mietvertrag unterzeichnen werde. "Das ist eine Unverschämtheit."



Und das ist noch nicht alles, was Rebhan wütend macht: "Meine Tochter Claudia sollte den Mietvertrag mit unterschreiben. Aber wenn mir etwas passiert wäre, stände sie jetzt alleine da. Sie ist erst 26 Jahre alt und hat eine junge Familie. Wie hätte sie denn den Betrieb alleine führen sollen? Sie hätte dann für alles gerade stehen müssen."



Gisela Kops und ihr Sohn Mario sehen die ganze Sache mehr als anders. Zunächst habe man sich im November letzten Jahres zusammengesetzt, um einen neuen Mietvertrag zu besprechen. "Der Inhalt war nach dem Gespräch vollkommen klar. Rebhan hat sogar die geänderte Miete ab Dezember gezahlt", erklärte Mario Kops gegenüber Oberberg-Aktuell. Man habe Claudia Lüscher und Rebhan den Vertrag zugesendet, doch dieser sei nicht zurück geschickt worden.



Erst im Mai kam die Sache wieder ins Rollen. Denn da meldete sich der Betriebsberater Rebhans, um ein Gespräch zu suchen. Aufgrund dieses Zusammentreffens ergab sich ein Vertrag, der über sechs Jahre plus fünf Jahre Option laufen sollte. Allerdings war die genaue Frage der Partnerschaft nicht geklärt. "Eine Mitteilung über die Vertragspartner ist seitens der Familie Rebhan aber nie erfolgt", erklärte Gisela Kops.



Zwischenzeitlich tauchte ein Interessent an den Räumlichkeiten auf, der Rebhan und seine Tochter in einem Angestelltenverhältnis weiter beschäftigen wollte. Doch auch dieses Angebot kam nicht zustande, da der Interessent abgesprungen ist. Daraufhin seien Kops wieder auf den Konditormeister zugegangen, "aber er hat sich auf keines unserer Angebote gemeldet", so die Vermieter. Außerdem habe Lüscher bei Gesprächen gesagt: "Dann müssen wir eben ganz aufhören."

[Bald wird in diesem Räumlichkeiten kein Kuchen mehr serviert, sondern Telefone und Handys verkauft.]



Das Ende vom Lied ist, dass zum 15. Januar die Deutsche Telekom mit ihrem Gummersbacher T-Punkt Mieter der "Süßen Ecke" ist. Diese hatten sich während der Verhandlungen mit Rebhan selbständig eingeschaltet. Kops: "Seit rund zwei Jahren ist der Gummersbacher Standort aufgrund seiner räumlichen Defizite gefährdet."



Bleibt nur noch festzuhalten, dass sich die Kunden der "Süßen Ecke", die laut Kops auch nicht mehr so zahlreich vorhanden sind, ein anderes Plätzchen suchen müssen. "Manche stehen mit Tränen in den Augen vor mir und fragen mich, wo sie jetzt hin sollen", berichtet Rebhan. Mit der "Süßen Ecke" verliert die Gummersbacher Innenstadt nicht nur ein Stück Tradition, sondern auch ein Stück Attraktivität.

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