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Große Hilfe bei unendlichem Leid: THW bei Flutopfern - 60 Oberberger im Einsatz

om; 25. Aug 2002, 04:42 Uhr
Oberberg Aktuell
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Große Hilfe bei unendlichem Leid: THW bei Flutopfern - 60 Oberberger im Einsatz

om; 25. Aug 2002, 04:42 Uhr
(om/25.8.2002-2:10) Oberberg - Beim größten Einsatz der Geschichte für die Bundesanstalt Technisches Hilfswerk (THW) sind auch zahlreiche Helfer aus Waldbröl, Gummersbach und Bergneustadt vor Ort, nebst der Feuerwehr Nümbrecht - ein Helfer fand "nebenbei" sogar die "große Liebe".

[Bilder: THW --- Das Technische Hilfswerk auf dem Weg zur nächsten Einsatzstelle.]



Eine der Spezialaufgaben des Technischen Hilfswerks ist der Einsatz bei Pumparbeiten. Die bundesweit 66 THW-Fachgruppen "Wasserschaden/Pumpen" verfügen jeweils über Großpumpen mit einer Förderleistung von bis zu 10.000 Litern pro Minute. Darüber hinaus sind alle 810 Technischen Züge mit weiteren Pumpen ausgestattet. Derzeit sind alle (!) Fachgruppen Wasserschaden/Pumpen und über 500 Technische Züge in den Hochwassergebieten im Osten der Republik eingesetzt. "Damit erbringt das Technische Hilfswerk in den Hochwassergebieten eine Gesamtpumpleistung von mehr als 3 Millionen Litern pro Minute. Derzeit sind noch über 10.000 THW-Helfer rund um die Uhr im Einsatz", berichtet Josef Spitze, Ortsbeauftragter aus Waldbröl.



Nümbrechts Feuerwehr unterstützte THW nach Motorschaden spontan

[Zugführer Müller und sein Stellvertreter Wolfgram aus Waldbröl bei der Einsatzplanung.]



Mit vier eigens aus Holland eingeflogenen Hochleistungspumpen und eigenen Großpumpen bewahrt das THW seit Freitag die Autobahn A9 zwischen Lutherstadt-Wittenberg und Vockerode vor der Überflutung. Mit einer Gesamtpumpleistung von rund 600.000 Litern pro Minute wird derzeit das Ansteigen des Wasserpegels verhindert. Somit wird nicht nur die Autobahn befahrbar gehalten, sondern auch der dahinter liegende Bereich um das Weltkulturerbe "Wörlitzer Park" vor den Wassermassen geschützt. An der gefährdeten Stelle, die mehrere hundert Meter entlang der Autobahn Berlin - Nürnberg verläuft, sind über 200 THW-Kräfte rund um die Uhr im Einsatz.





[Das Einbringen einer Pumpe.]



Aus dem Oberbergischen Kreis befinden sich noch über 60 THW´ler im Einsatzgebiet. Der Ortsverband Gummersbach befindet sich mit 25 Mann im Bereitschaftsraum Stendal. 26 Bergneustädter und Waldbröler Pumpenspezialisten stellen eine gemeinsame Einheit mit einer Förderleistung von fast 40.000 Liter pro Minute. Sie werden an wechselnden Einsatzorten im Bereich Dresden/Meißen eingesetzt. Seit letztem Donnerstag wurden etwa die Stadtsparkasse und eine Wohnsiedlung in Meißen von den Wassermassen befreit, seit Sonntag arbeiten die Oberberger sich mit ihren schweren Elektrotauchpumpen durch eine Wohnsiedlung in Dresden.

[Die Waldbröler und Bergneustädter Helfer in Meißen.]



Zeitweise Unterstützung erhielten die Waldbröler durch die Nümbrechter Feuerwehr. Als Gemeidebrandmeister Frank-Peter Twilling erfuhr, dass das Führungsfahrzeug der Waldbröler kurz vor Dresden mit Motorschaden ausgefallen war, stellte er ihnen spontan ein Fahrzeug der Nümbrechter Wehr zur Verfügung, inklusive Fahrer Dennis Holländer, der in seinem Urlaub unbedingt mithelfen wollte.

[THW'ler in den Fluten von Meißen.]



Drei Waldbröler leicht verletzt - Helfer übernachten in Hotels oder auf Feldbetten

[Verdiente Pause für die Helfer.]



Die Elektrofachkräfte des THW-Waldbröl sind seit Sonntag mit ihrem 175 kVA-Notstromaggregat in Pirna im Einsatz. Die Stromversorgung eines größeren Medikamentenlagers war ausgefallen, dadurch bedingt auch die Kühlaggregate des Lagers.

Vor Ort werden alle Einsatzkräfte durch den medizinischen Dienst vorbeugend gegen Tetanus und Hepatitis geimpft, da die Fluten der Elbe mittlerweile mit Fäkalien stark kontaminiert sind. "Alle sind wohlauf", berichtet Spitze; drei leicht verletzte Waldbröler, unter ihnen Zugführer Stefan Müller mit zwei gequetschten Fingerkuppen, sind wieder in der Heimat.

[Die A9 steht nur dank der THW-Pumpen nicht unter Wasser.]



Die Helfer übernachten in Hotels oder auf ihren Feldbetten in leergeräumten Hallen, je nachdem was am jeweiligen Einsatzort noch zur Verfügung steht. Von der Bevölkerung erhalten sie als Dankeschön immer wieder Getränke und Verpflegung, der Waldbröler THW´ler Volker K. fand sogar in Dresden die große Liebe, seine Kameraden „bangen“ nun um seine Rückkehr nach Waldbröl.

[Dresden unter Wasser - und die Schäden wie nach einem Krieg.]



Hans-Werner Stahl und Kreisbeauftragter Friedhelm Lepperhof vom THW Bergneustadt unterstützen den hauptamtlichen Sachbearbeiter Einsatz der THW-Geschäftstelle Olpe, Eckerhard Bujack aus Waldbröl, bei der Einsatzkoordination der THW-Kräfte. Die Geschäftsstelle Olpe ist für die THW-Kräfte aus den Kreisen Oberberg, Olpe, Siegen und dem Ortsverband Wermelskirchen zuständig und setzt die Einsatzanforderungen des Einsatzstabes des Landesverbandes Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf um. Diese THW-Führungstelle untersteht direkt dem Präsidenten der Bundesanstalt THW in Bonn.

["Unsere" THW'ler am Ärztehaus in Dresden.]



Rettungstaucher für Innenminister - Waldbröler zur Einsatzkoordination in Bonn





[Die Pumpen laufen in Dresden im Dauereinsatz.]



In dessen Leitungs- und Koordinierungsstab (LuK) sitzt seit einer Woche der Waldbröler Ortsbeauftragte Josef Spitze. Als Sachbearbeiter Einsatz (S3) ist er für die Einsatzkoordination des THW mitverantwortlich. Ständig klingeln in der ehemaligen Bundeshauptstadt die Telefone, Lageberichte und Hochwasserstände werden durchgegeben, Einsätze koordiniert. Tafeln geben Aufschluss über den Verlauf des Hochwassers. Rote Pfeile markieren die Schadensgebiete. Auf großen Übersichtstafel ist ersichtlich, wo die einzelnen Einheiten des THW gerade eingesetzt sind. Hier wird auch Verbindung zu BGS, Bundeswehr und den anderen Hilfsorganisationen gehalten und die Zusammenarbeit koordiniert.

[Waldbröler "Strom auf Rädern" am Wasserwerk Dresden.]



Bundesinnenminister Otto Schily, der mit THW-Präsident Dr. Georg Thiel vergangene Woche im Hochwassergebiet war, bat persönlich darum, Rettungstaucher schnellst möglich nach Mühlberg zu transportieren. Innerhalb kürzester Zeit managte der Leitungsstab des THW in Bonn diesen Flugtransport. Die Rettungstaucher wurden in Mühlberg dringenst zur Absicherung der Deiche auf der Wasserseite benötigt. 16 Rettungstaucher der Deutschen-Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) (auch Oberberger, wir berichteten mehrfach - 2. Bericht) wurden mit Hubschraubern des Bundesgrenzschutzes (BGS) innerhalb von Minuten von Torgau nach Mühlberg geflogen.

["Land unter" in Dresden.]



Viele Bürger wollen helfen

[Der Gruppenführer ist geschafft.]



Nicht nur die Arbeitgeber der ehrenamtlichen THW-Helfer zeigen volles Verständnis und stellen trotz Personalknappheit in der Urlaubszeit ihre Mitarbeiter frei, auch zahlreiche freiwillige Helfer aus Waldbröl und Umgebung rufen beim THW-Waldbröl an und bieten ihre kostenlose Mithilfe an. Ortsbeauftragter Spitze kann sie aus versicherungstechnischen Gründen aber nicht mitnehmen und vermittelt sie an die dafür eigens eingerichteten Hotlines (wir berichteten) der betroffenen Bundesländer, von hier werden sie dann zu Hilfeleistungen weitergeleitet.

[THW-Pumpen in Dresden.]



Viele Sachspenden aus Oberberg

["Venedig oder Dresden?" fragten sich die Hilfskräfte angesichts solcher Bilder.]



Die Waldbröler Löwen-Apotheke spendete den THW´lern Schutzhandschuhe, Getränkeverleger Hergt unterstützte sie mit kostenlosen Getränken. Morsbachs Apotheker Gerd Tschauder bestellte noch am Samstag Nachmittag zum Schutz der Helfer einen grossen Karton Haut-Desinfektionsmittel und übergab sie an THW-Mitarbeiterin Petra Spitze. Frank Mäuler von Mediastore-Waldbröl übergab dem THW zur besseren Kommunikation zwei neue Handys, welche die Waldbröler gut gebrauchen können, da bereits mehrer Handy dem Hochwasser zum Opfer fielen. Ortsbeauftragter Spitze bedankt sich im Namen des THWs für die großzügigen Spenden.

[Die THW-Einsatzleitung in Bonn.]



Sollten auch Sie Interesse an einer ehrenamtlichen Mitarbeit im THW haben, können Sie sich unter Tel.: 02291/16 17 oder Fax: 02291/91 13 95 informieren und bewerben.

[Unterstützung gibt es in Meißen durch die Feuerwehr aus Polen.]





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