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Vergiftungs-Gefahr für Senioren: Schluck aus der falschen Flasche

aok; 30. Jul 2002, 13:32 Uhr
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Vergiftungs-Gefahr für Senioren: Schluck aus der falschen Flasche

aok; 30. Jul 2002, 13:32 Uhr
(aok/30.7.2002-13:30) Desinfektionsmittel in bunter Aufmachung, Duschgels und Shampoos - Haushaltschemikalien, die falsch aufbewahrt werden, gefährden Kinder und auch ältere Menschen.
"Gerade alte und verwirrte Menschen können

sich durch versehentliches Trinken von Reinigungsmitteln oder Kosmetika Schaden zufügen", sagt AOK-Pflegeexpertin Martina Sitte. "Gelegentlich kommt es dadurch zu schweren Vergiftungen."



"Ältere Menschen haben häufig einen reduzierten Geruchs- und Geschmackssinn. Deshalb können sie nicht oder nur schlecht feststellen, ob sie etwas

Genießbares essen und trinken", nennt Martina Sitte einen Grund, warum Seniorinnen und Senioren die chemischen Flüssigkeiten nicht sofort wieder

ausspucken. Bei Kindern, deren Schutzreflexe besser sind als die von älteren Menschen, bleibt es meist bei einem kleinen Schluck der gefährlichen Flüssigkeiten. "Ältere Menschen trinken insgesamt größere Mengen und zwar bis zu einem halben Liter", so Sitte weiter.



Aber auch kleinere Mengen bestimmter Desinfektionsmittel sind bereits eine massive Bedrohung für die Gesundheit. Nach Angaben des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz und Veterinärmedizin (BgVV) sind mehrere Fälle bekannt, bei denen ältere Heimbewohner geringe Mengen einer Desinfektionsmittellösung getrunken haben und zwar aus Behältern, die nicht ausreichend gesichert und aufbewahrt wurden. Die Folge waren schwere Verätzungen im Bereich der Speiseröhre und Lungenentzündungen. In einigen Fällen starben die Patienten sogar.



"Verwirrte Menschen können den Unterschied zwischen Flaschen mit Getränken und Flaschen mit Putzmitteln nicht mehr sicher erkennen. Ältere Menschen haben oft auch Mühe, kleingedruckte oder bunte Schrift zu lesen", nennt Sitte weitere Gründe, warum es zu Verwechslungen kommen kann. Manchmal können sie nicht mehr so schnell Hilfe holen, wie es nötig wäre. Manche verschweigen auch das Geschehen, weil sie sich schämen oder weil sie unsicher sind.



Damit es nicht zu Vergiftungen kommt, sollten Haushaltsreiniger und Pflegemittel sicher aufbewahrt werden. "Reinigungs- oder Desinfektionsmittel gehören in einen abgeschlossenen Raum. Auch der Putzwagen sollte

verschlossen sein, damit in einem unbeobachteten Moment diese Mittel nicht in die Hände von älteren und verwirrten Menschen gelangen", rät AOK-Expertin Martina Sitte. Reinigungslösungen dürfen außerdem niemals in Getränkeflaschen aufbewahrt werden, denn das kann leicht zu Verwechslungen führen. Pflege- und Reinigungspersonal in Altenheimen, Pflege- und

Tagesstätten sowie Kliniken sollten über die Gefahren aufgeklärt werden. Ist es doch zu einer Vergiftung gekommen, muss sofort der Arzt benachrichtigt werden. "Übereilte Therapieversuche können jedoch zusätzlichen Schaden anrichten. Deshalb sollte kein Erbrechen, sondern nur Ausspucken veranlasst werden", so Martina Sitte.



(Originaltext: AOK Rheinland)

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